Die Polizei muss sich mit einem rätselhaften Angriff in Hedelfingen beschäftigen – bisher ohne heiße Spur Foto: dpa

Eine junge Frau wird hinterrücks in den Rücken getreten – und die Täter entkommen unerkannt. Der Fall in Stuttgart-Hedelfingen stellt die Ermittler vor viele Rätsel. Videobilder wie bei dem spektakulären Fall in Berlin-Neukölln gibt es nicht.

Stuttgart - Nach der Hinterrücks-Attacke auf eine Passantin am Samstagmorgen in Hedelfingen hat die Polizei noch keine heiße Spur. „Es sind auch keine weiteren Hinweise eingegangen“, sagt Polizeisprecher Thomas Doll. Am Dienstag korrigierte er die „wegen eines Übertragungsfehlers“ falsche Altersangabe des Opfers. Die Betroffene, die am Samstag gegen 6.50 Uhr in der Rohrackerstraße von hinten in den Rücken getreten wurde, ist 19 Jahre alt, nicht 56.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatte sich die junge Frau von der Endhaltestelle Hedelfingen aus auf den Heimweg gemacht. Zuvor war sie mit einer Stadtbahn der Linie U 9 unterwegs gewesen. Ob sie bereits während der Fahrt beobachtet wurde, ist vorerst unklar. Die Bahn kommt laut Fahrplan um 6.36 Uhr an. Die 19-Jährige machte sich anschließend auf den Weg Richtung Rohracker – bis sie auf Höhe des Bächlenwegs nahe eines Kreisverkehrs angegriffen wurde. Diese Stelle liegt in einem Wohngebiet, etwa 450 Meter von der Stadtbahn-Haltestelle entfernt, und ist zu Fuß innerhalb von etwa sechs Minuten zu erreichen. Somit dürfte sich der Überfall gegen 6.45 Uhr abgespielt haben.

Opfer kann sich Vorfall nicht erklären

Warum die Täter die 19-Jährige womöglich sechs Minuten lang verfolgten, ihr dann unvermittelt einen Tritt versetzten, um dann in Richtung Heumadener Straße wegzulaufen, bleibt rätselhaft. „Die Betroffene sagt, dass sie sich den Vorfall nicht erklären kann“, sagt Polizeisprecher Doll. Nach ihren Angaben hatte es zuvor keine Auffälligkeiten, Provokationen oder Annäherungsversuche gegeben.

Womöglich hielten sich die Unbekannten aber auch im Bereich der Sitzbänke im Einmündungsbereich auf, als sich die junge Frau vom Ortskern her näherte – demnach wären eine Zufallsbegegnung und eine Zufallstat im Alkoholnebel nicht ausgeschlossen. Dann hätte die 19-Jährige die Täter aber vorher von vorne sehen müssen. Die junge Frau kam vergleichsweise glimpflich davon. Sie stürzte auf das linke Knie und konnte sich mit beiden Händen abfangen. Laut Polizei erlitt sie leichte Verletzungen.

Die Täter konnte sie nur vage beschreiben. Hierbei soll es sich um zwei dunkel gekleidete Männer gehandelt haben, die ihre Kapuzen über den Kopf gezogen hatten. Hinweise an das Revier Ostendstraße werden über Telefon 07 11 / 89 90 - 35 00 erbeten.

War Berlin das Vorbild für Hedelfingen?

Ob der im Internet verbreitete Zwischenfall vom 27. Oktober eine Rolle spielt, bei dem eine Frau am U-Bahn-Halt in Berlin-Neukölln hinterrücks eine Treppe hinuntergetreten wurde, ist unklar. Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt, weil Überwachungskameras gefilmt hatten, wie ein bärtiger Täter eine junge Frau verfolgt und sie mit einem Tritt die Treppenstufen hinabstößt. Anschließend geht er seelenruhig mit einer Flasche in der Hand davon, von drei anderen jungen Männern begleitet. Eine Nachahmungstat wird nicht ausgeschlossen.

Brutale Überfälle aus dem Hinterhalt hatte es 2010 auch in Stuttgartgegeben. Die Täter sprangen ihre Opfer in Kickboxer-Manier von hinten an, schlugen brutal auf sie ein. Ihre Absicht war aber eine andere: Sie wollten ihre Opfer ausrauben. Binnen weniger Monate kam es zu 45 Angriffen. Die Kripo gründete die Ermittlungsgruppe Jumper und konnte zwei Jugendcliquen aus dem Stuttgarter Westen und aus Freiberg ermitteln. Neun Verdächtige im Alter von 17 bis 21 Jahren wurden festgenommen. Ihre Opfer hatten sie zufällig ausgesucht. http://www.stuttgarter-nachrichten.de/polizei