Hier geht’s lang: Die touristischen Belange Tribergs, zugeschnitten auf dessen Besonderheiten wie den Wasserfall, können in Eigenregie wirkungsvoller gestaltet werden, ist Bürgermeister Gallus Strobel überzeugt. Foto: Eich/Kienzler

Bürgermeister Gallus Strobel spricht von lange währender Unzufriedenheit. Kooperation Richtung Kinzigtal?

Triberg - "So geht man nicht mit uns Tribergern um. Wir sind nicht irgendwer", betont Bürgermeister Gallus Strobel im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Mit dem Nein des Schönwälder Gemeinderats zum geplanten Edeka-Markt in Triberg sei das Fass nun "endgültig übergelaufen".Strobel will dem Triberger Gemeinderat in der Sitzung am 3. Juli, wie angekündigt (wir berichteten), den Austritt aus der Tourismuskooperation Ferienland GmbH beziehungsweise Verein zum nächstmöglichen Termin sowie die sofortige fristlose Kündigung vorschlagen.

Darüber hinaus soll, sofern der Gemeinderat zustimmt, die Gemeindeverwaltung beauftragt werden, den Austritt aus dem Ferienland und den zukünftigen Betrieb der Tourist-Info Triberg in Eigenregie vorzubereiten.

Als Drittes sollen Verhandlungen über die Verrechnung von KONUS-Zusatzleistungen, insbesondere den Wasserfalleintritt, bis Ende Juli abgeschlossen werden, ebenfalls vorbehaltlich der Zustimmung des Gemeinderats.

Auf die Frage, welche Absicht hinter dem von ihm und auch Stadtmarketingleiter Nikolaus Arnold in der Vorlage zur nächsten Gemeinderatssitzung vorgeschlagenen Alleingang Tribergs in Sachen Ferienland steckt, antwortet Strobel: "Die Unzufriedenheit über das Ferienland dauert bei uns schon lange an. Ich habe immer noch die schützende Hand darüber gehalten."

Mit der Absage Schönwalds und "dem die Raumschaft schädigenden Verhalten Bürgermeister Wörpels" sei "das Fass endgültig übergelaufen", so Strobel. Viele Triberger Ratsmitglieder seien über die Abstimmung der Schönwälder "sehr verärgert". Nach der geforderten Vorlage des "erhebliche Kosten verursachenden touristischen Konzeptes" für das obere Bühler-Areal habe man die signalisierte Zustimmung nicht erteilt, obwohl Schönwald vom Edeka-Markt kaum betroffen sei.

Als Konsequenz daraus bleibe aus Triberger Sicht nur die Trennung in touristischen Belangen mit dem Ziel, dass Triberg zukünftig einen eigenen Weg gehen werde, betont Strobel mit Nachdruck.

Das Ferienland sei die "erfolgloseste Organisation", in der die Stadt Triberg Mitglied sei. Touristisch sei in Schonach und Schönwald seit Bestehen des Verbundes bedauerlicherweise fast nichts gelaufen. "Unsere Erwartung bei der Gründung des Ferienlands war, dass sich dort auch, wie bei uns in Triberg, wo wir den Naturerlebnispark, den Boulevard, die Parkgarage, den Schwarzwaldbahn-Erlebnispfad und vieles mehr gebaut und auch kulturelle Akzente wie den Weihnachtszauber und das Konzert mit dem Barockensemble der Wiener Symphoniker, gesetzt haben, etwas tut. Doch außer neuen Rathäusern und einer umgebauten Sprungschanze ist nicht viel passiert", resümiert Strobel.

"Kaum offensiv beworben"

Die Zielrichtung Tribergs sei auch in Nußbach und Gremmelsbach, für die das Ferienland "kaum Anstrengungen" unternommen habe, den Tourismus voranzubringen, den Tagestourismus zu fördern, der durch das Ferienland "kaum offensiv beworben wurde".

Auch sonst sei Triberg im Ferienland immer wieder geblockt worden. Sei es beim Standort der zentralen Tourist-Info, bei der Namensgebung, beim Logo oder kein Stimmrecht für den Stadtmarketingleiter. Dabei sei der bekannte Name der Region "Triberg" mit "Deutschlands höchsten Wasserfällen", führt Strobel ins Feld.

"Mit dem touristischen Konzept auf dem oberen Bühler- Areal wolle die Stadt Triberg ihre Anstrengungen auch in Zukunft fortsetzen", sagt Strobel. Allerdings werde dieser gute Weg von zwei Ferienlandgemeinden massiv behindert, indem die Zustimmung zum Bau des Edeka-Vollsortimenters verweigert werde. "Ohne Edeka ist unser touristisches Konzept aber nicht zu verwirklichen", so Strobel.

Daher werde er dem Gemeinderat raten, die alleinige Vermarktung Tribergs zu beschließen. Sie werde die Stadt unterm Strich gleich viel kosten wie sie bisher anteilig im Ferienland jährlich dafür ausgebe, nämlich 139 000 Euro (plus Subvention des Wasserfalleintritts, rund 54 000 Euro). Die Leitung der künftigen Triberger Tourist-Info würde Strobel Stadtmarketingleiter Nikolaus Arnold übertragen. Somit brauche man auch kein neues Personal für diesen Posten einzustellen, "sondern nur zwei weitere Vollzeitkräfte". Das Mietverhältnis im Schwarzwaldmuseum könnte wie bisher fortgeführt werden.

Strobel ist davon überzeugt, dass Triberg ohne das Ferienland "besser dran ist". Die touristischen Belange Tribergs, zugeschnitten auf dessen Besonderheiten und Bedürfnisse, könne in Eigenregie wirkungsvoller gestaltet werden.

Der Schwerpunkt der Vermarktung in Eigenregie solle verstärkt über moderne Medien erfolgen. Zudem erscheine ihm eine Kooperation mit den Nachbargemeinden in Richtung Kinzigtal für sinnvoll, zumal hier enge Verbindungen über die Schwarzwaldbahn bestünden.

Trotz einem Austritt der Stadt Triberg aus dem Ferienland würde den Gästen der Wasserfallstadt die kostenlose Nutzung von Bussen und Bahnen mit der KONUS-Gästekarte erhalten bleiben. Lediglich bei den weiteren, freiwilligen Inklusive-Angeboten, auf die sich die Ferienland-Gemeinden verständigt hätten, würde es eine Änderung ergeben, sagt Strobel.

Da der Triberger Anteil "weit überdimensional" und der Subventionsbeitrag verhältnismäßig hoch sei, werde er dem Gemeinderat vorschlagen, von den anderen eine 75-prozentige Kostenerstattung zu verlangen (40 000 Euro), die Triberg ebenfalls für seine Übernachtungsgäste erbringen würde (Frist-Ende Juli). "Ansonsten würden wir von deren Gästen 100 Prozent kassieren und daraus für unsere Gäste Eintrittskarten und im Winter die Skiliftkosten finanzieren. Dieses wäre unschwer möglich und immer noch ertragreich für uns", erklärt Strobel.

Zum offenen Brief, den Ferienland-Geschäftsführer Julian Schmitz Mitte vergangener Woche an Bürgermeister und Gemeinderäte der sechs beteiligten Ferienlandgemeinden (Triberg, Schonach, Schönwald, Furtwangen, St. Georgen und Unterkirnach) verschickte, meint Tribergs Rathauschef: "Er hat mit den Übernachtungszahlen schön jongliert". Fakt sei, dass seit 2002 Schonach (minus 28,1 Prozent) und Schönwald (minus 28,5 Prozent) erheblich an Übernachtungen verloren und im gleichen Zeitraum in Triberg die Anzahl der Übernachtungen um 11,2 Prozent gesteigert worden seien.

Strobel abschließend: "Dass es so weit kommen musste, liegt nicht an uns. Hätte Schönwald anders abgestimmt, wäre mein Antrag an den Gemeinderat zum Austritt aus dem Ferienland nicht in dieser Schärfe gekommen".