Nußbach hat gegen schlagende Argumente keine Chance / Hohe Zuschüsse für Sanierung in Aussicht

Von Michael Kienzler

Triberg. Die Würfel sind gefallen und letztlich sprachen die Fakten für sich: Gestern Abend beschloss der Gemeinderat mit 13 zu fünf Stimmen, den Schulstandort Nußbach zum Schuljahr 2015/16 aufzugeben und nach Triberg zu integrieren.

Auf der einen Seite die Nußbacher, auf der anderen Seite die Triberger Eltern: Der Sitzungssaal im Kurhaus platzte aus allen Nähten, etwa 70 Zuhörer, darunter Lehrer und Schulleiter Clemens Müller waren gekommen, um Präsenz zu zeigen und die Beratungen mitzuverfolgen.

Bürgermeister Gallus Strobel zählte die Fakten auf. Eine Generalsanierung des Triberger Gebäudes käme auf etwa 1,9 Millionen Euro, die Nußbacher Schule könne man für 1,35 Millionen Euro auf Vordermann bringen. Allerdings, so der Bürgermeister, habe sich mittlerweile herausgestellt, dass die Stadt bei einer Sanierung des denkmalgeschützten Schulgebäudes in der Innenstadt einen großen Zuschuss erwarten könne, deshalb solle jetzt entschieden werden, weil man zügig die entsprechenend Anträge stellen müsse.

Entscheidend seien die Geburtenzahlen und die sprächen eine deutliche Sprache: im Zeitraum 2009 bis 2012 waren es in Triberg 93 Kinder, in Nußbach 23 und in Gremmelsbach acht. Auch die Folgenutzung der Gebäude führte Strobel ins Feld. In Nußbach könne das Objekt beispielsweise für Kindergarten, Ortsverwaltung oder Vereine genutzt werden.

Für die Nußbacher Belange sprach Elternbeirat Gerold Kammerer. "Die Anzahl der Kinder kann kein Argument für einen Schulstandort sein, der Schülertransport kann in jede Richtung sicher eingerichtet werden, man muss nur wollen", so der Sprecher. Die erforderliche Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes oder Zentralisierungsgedanken seien alles fadenscheinige Argumente. Er schlug einen Tag der offenen Tür für beide Schulen vor, damit die Gemeinderäte die Einrichtungen kennenlernen und danach abwägen sollten.

Erik Schirack, der für die Triberger Eltern sprach, bestand darauf, vorhandene Schulkonzepte, die bereits vorliegen umzusetzen. Alles andere wäre ein Schritt zurück. Auch ein zwangsläufig steigendes Verkehrsaufkommen im Bereich der Nußbacher Einrichtung mahnte er an, wenn viele Eltern ihre Kinder in die Schule bringen würden.

Klaus Wangler (CDU) sprach von einer schwierigen Entscheidung, die auch die Fraktion gespalten hätte. Die Kosten könnten nicht den Ausschlag geben, es gehe einzig um die Kinder und deren Möglichkeiten für die Zukunft. Er sah Synergie-Effekte mit den anderen Schulen, auch die Schülerzahlen würden für sich sprechen. "Die Grundschule gehört in die Kernstadt," so Wangler, der die Nußbacher um Verständnis bat und gleichzeitig für das dortige Schulgebäude einen Bestandsschutz beantragte.

Klaus Nagel (Freie Wähler) betonte, dass viele Triberger Schüler aus dem Hoflehen kommen würden und es grotesk sei, diese nach Nußbach mit dem Bus zu bringen. Er zählte die Vorzüge der Triberger Einrichtung auf, auch der Mittagstisch und die Ganztagesbetreuung seien ein großes Plus. Auch er nannte den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes als Argument.

Susanne Muschal (SPD) räumte ein, dass es auch in ihrer Fraktion unterschiedliche Meinungen gebe. Sie habe zwischendurch Nußbach favorisiert, sei dann jedoch zu der Überzeugung gekommen, dass Triberg letztlich doch der bessere Standort sei. Die Gemeinderätin sah logistische Probleme bei der Beförderung einer so großen Schülerzahl.

Der Nußbacher Ortsvorsteher Heinz Hettich legte Wert darauf, dass aus pädagogischer Sicht in Nußbach dasselbe geboten werden könne, wie in Triberg. Die Lage am Ende einer Straße und dass man die Sporthalle nicht mit anderen Teilen müsse, seien weitere Fakten pro Nußbach. Hettich räumte ein gewisses Sicherheitsrisiko ein, dieses gebe es jedoch auch in Triberg. Er wolle keine emotionale Diskussion und wehrte sich gegen den Vorwurf aus Triberg, dass Nußbach ein Gehweg-Problem habe. "Wir haben uns hier in den vergangenen 50 Jahren auch weiterentwickelt und haben zwischenzeitlich sogar elektrisches Licht", so Hettich.

Ute Meier (SPD) fand es schade, dass es nur noch um Triberg gegen Nußbach gehe. Sie sehe aus pädagogischer Sicht den Vorteil bei der Nußbacher Schule und stellte den Antrag, die Entscheidung auf September zu verschieben, um eine Informationsveranstaltung anzubieten.

Die idyllische Lage der Nußbacher Schule und die vorhandene Infrastruktur nannte Lothar Hoch (CDU) und bezeichnete das Ende der Einrichtung als "schmerzlichen Verlust." Der Rat beschloss mit großer Mehrheit (13 zu fünf) eine Generalsanierung der Grund- und Hauptschule Triberg und einstimmig die Einrichtung einer Ganztagesgrundschule für das Schuljahr 2014/15. Bei einer Enthaltung ging auch der Antrag von Klaus Wangler für den Bestandsschutz des Nußbacher Schulgebäudes durch.