Jutta Scherzinger und Wolfgang Rogge aus Freiburg verzaubern das Publikum mit ihrem Märchenprogramm mit musikalischem Rahmen. Wie in alten Zeiten ziehen die beiden oft von Ort zu Ort, treten auf kleinen Bühnen auf, berühren mit archaischen Klängen und Archetypen die Seelen. Foto: Ciubotaru Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Märchenabend mit Musik in der Triberger Asklepios-Klinik / Vollblut-Troubadour zu Gast

Triberg. Abends in der Asklepios-Klinik in Triberg: Die Rahmen eines kleinen Pavillons, mit bunten, edel schimmernden Stoffen bedeckt, verwandeln sich in ein orientalisches Zelt aus 1001 Nacht. Ein kleiner, mit rotem Samt bekleideter Tisch, eine warm leuchtende Lampe, der weiße Schafspelz unter den Füßen.

Glockenspiel, Tamburin, eine Geige, welche dunkel und wie eine sehr alte Stimme klingt. Gitarre, Mundharmonika, Gesang und ein Vollblut-Troubadour – die Reise ins Land der Urbilder unserer Seelen, der Weisheiten menschlicher Kultur und der Magie beginnt.

Jutta Scherzinger, ausgebildete Märchenerzählerin aus Freiburg, gebraucht nicht viele Gebärden und schauspielerische Ausdrucksmittel. Sie zieht schon mit ihrer Bühnenpräsenz und ihrer Stimme das Publikum in den Bann.

Mit Schlichtheit und aber auch Witz erzählt sie Märchen aus der ganzen Welt. Aus dem Westen und dem Osten, aus England, Irland, Deutschland, Frankreich und Schweden, aber auch aus Russland und Afghanistan.

Sie erzählt von dem guten Ritter Gawayn, der aus Treue zum König Arthur eine hässliche Frau heiratete und sie vom bösen Zauber rettete, indem er ihr das gab, was eine Frau am meisten begehre: ihren freien Willen. Und somit ihr auch die Schönheit zurückschenkte. Oder von dem klugen, alten Weib, das den Tod und Frau Holle austrickste. Von dem schwedischen Bauer, der sich und andere zwei Leben rettete, indem er keine moralischen Kompromisse machte und die dritte Lösung fand, die man immer findet – so die lebensbejahende Botschaft des Märchens.

Mit Witz und im Dialekt erzählte Jutta Scherzinger auch von dem jungen Dummkopf, der immer nur Pech hatte und zu Gott ging, damit der Herr aus ihm einen Glückspilz mache. Er lebte so sehr in der Zukunft, dass er alle Geschenke, die ihm Gott in der Gegenwart gab, übersah.

Witzig und weise war auch die Geschichte aus Afghanistan, von dem fleißigen und gescheiten Flickschuster, der dem König geschickt auswich und immer noch sein Brot ehrlich verdienen konnte. Am Ende wird er mit einem hohen Posten belohnt. Fazit: Fleiß und kluges Verhalten werden vom Leben belohnt.

Wolfgang Rogge, Mitgründer und die leidenschaftliche Seele der Stifte-Band, begleitete die Erzählungen mit sanften Tönen, mit Liedern, bei denen auch das Publikum mitsang, erschuf eine Atmosphäre, die an die Königshöfe alter Zeiten erinnerte.

Märchen berühren so sehr die Seelen der Menschen, weil sie Archetypen der Psyche sind. C.G. Jung soll in den Märchen sogar den Schlüssel zur Erhellung der seelischen Vorgänge gesehen haben. Das Kind in uns erfährt durch die Märchenmotive die Grundgesetze der Existenz: Leben und Tod, Gut und Böse, Geschlechtigkeit, Disharmonie und Harmonie, Verhaltensgesetze des sozialen Lebens.

Das Publikum in der Asklepios-Klinik bedankte sich mit großem Applaus für die wunderschöne Darbietung, die lange noch nachwirken werden würde.