Ministerialrätin Ilse Petilliot-Becker (von links), zuständig für frühkindliche Bildung und Erziehung sowie Grundschulen, hört sich vor Ort die Sorgen und Nöte der Kindergärten der Raumschaft sowie der Grundschule Triberg an. Grundschulleiter Felix Ludwig und die Kindergartenleiterinnen Gaby Hirt (Schönwald), Barbara Brohammer (St. Anna Triberg), Maria Schoch (Mariengarten Triberg), Ute Meier (Nußbach), Beatrix Oschlies (Gremmelsbach, stehend) sowie Nadine Gosa (Schonach) haben ihr viele Punkte zu berichten. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Ministerialrätin Ilse Petilliot-Becker informiert sich über Sorgen und Nöte / Klagen über Bezahlung

Nadine Gosa, Leiterin des Kindergartens St. Raphael in Schonach, war Gastgeberin für ihre Leitungskolleginnen der Raumschaft sowie den Schulleiter der Grund- und Hauptschule Triberg, Felix Ludwig.

Raumschaft Triberg. Den Grund dafür hatte Ute Meier, Leiterin des Kindergartens St. Sebastian Nußbach, eingeladen: Ministerialrätin Ilse Petilliot-Becker. Sie ist unter der Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in der Landesregierung in Stuttgart, Susanne Zimmermann, zuständig für das Referat 32, Grundschulen, Frühkindliche Bildung und Erziehung – und mithin auch für die Kindergartenlandschaft des Landes.

Unterschiede zwischen Einrichtungen sind groß

In einer ausgedehnten Besprechung hörte sich die Ministerialrätin die Sorgen und Nöte der sozialpädagogischen Fachkräfte an. Dabei sind die Voraussetzungen der einzelnen Kindertagesstätten durchaus unterschiedlich: So kann Beatrix Oschlies mit ihrem kleinen Kindergarten Gremmelsbach, bei dem derzeit nur zehn von möglichen 24 Plätzen belegt sind, nur darüber klagen, dass mittlerweile auch bei ihr Kinder mit sprachlichen Barrieren gelandet sind.

Ute Meier, Leiterin des Nußbacher Kindergartens St. Sebastian, kann von 20 Kindern berichten, die 25 Plätze dennoch ausfüllen, da sie einige U3-Kinder betreut. Bei ihr komme noch hinzu, dass, wie auch bei Oschlies, keine der beiden Fachkräfte ausfallen dürfe, denn es gebe keine Vertretung. Zudem ärgere sie sich, dass von der Kooperation Schule-Kindergarten nicht sehr viel übrig bliebe. Denn eine Wochenstunde hat der Schulleiter dafür wöchentlich zur Verfügung – und die müsse zwischen vier Kitas aufgeteilt werden – also bleibe eine Stunde pro Monat übrig. Zudem sei die zuständige Lehrerin gerade gar nicht aktiv, da sie schwanger sei.

Grundschulleiter Felix Ludwig berichtete von 170 Kindern in seiner Grundschule, viele mit Migrationshintergrund – und eine schwangere Lehrerin, deren Stunden nicht ersetzt werden. Eine Stunde habe er zusätzlich wöchentlich für Leitungsaufgaben.

Gaby Hirt aus Schönwald hat derzeit 70 Ü3-Plätze sowie zwei Krippengruppen mit insgesamt 24 Kindern, ermöglicht durch Platz-Sharing. Zwei Inklusions-Kinder bringen eigene Betreuerinnen mit.

Barbara Brohammer von St. Anna in Triberg klagt vor allem über Platzmangel. Sie kann maximal 80 Kinder aufnehmen, sie hat auch eine Kleinkindgruppe.

Mitunter Kinder aus 19 Nationen zu betreuen

Maria Schoch, Leiterin des Oberstadt-Kindergartens Mariengarten in Triberg, hat vor allem ein Problem: "In besten Zeiten hatten wir Kinder aus 19 Nationen, derzeit sind es zwischen zehn und zwölf. Das ist aber nicht der einzige Grund, dass wir Probleme haben, Erzieherinnen zu bekommen – der andere ist in der langen Öffnungszeit begründet", stellte sie fest. Fast ein Viertel der Kinder in ihren beiden Gruppen komme mit "belastendem Hintergrund". Hier sei es schwierig, etwas zu erfahren, es dauere sehr lange, bis man Rückmeldung bekomme – was aber wiederum anscheinend ebenfalls am Personalmangel auf den zuständigen Ämtern liege. Sie alle haben teils sehr eingeschränkte Freistellungen für Leitungsaufgaben. Ein klein wenig besser geht es in Schonach -– immerhin 60 Prozent sei sie freigestellt angesichts von sechs Gruppen, von denen zwei im U3-Bereich angesiedelt seien, informierte Leiterin Nadine Gosa.

Angesichts der Problematik von so vielen Migrationskindern sprach die Ministerialrätin von einer besonderen Situation in Triberg. Sie sah dabei einen Großstadt-Charakter der Kleinstadt. Mehrere kritische Punkte wurden neben der Kooperation mit den Schulen angesprochen. Zum einen gab es vielerlei Kritikpunkte im Ausbildungssystem für Erzieherinnen. "Du fängst eigentlich die berufliche Laufbahn mit Schulden an", kritisierte Meier. Alternativ wäre ein Praxis-integrierte Ausbildung (PiA), was aber laut Meier daran scheitere, dass ihnen diese Kräfte mit 20 Prozent angerechnet würden, dabei fehlten die Azubis mindestens an zwei Tagen ganz. Da wäre das aus der Ausbildung genommene Vorpraktikum günstiger.

Klagen gab es auch über die Bezahlung, die dafür Sorge trage, dass zum Beispiel auch Männer den Beruf fast nicht ergreifen und viele junge Fachkräfte abwanderten – dasselbe gelte prinzipiell für Grundschullehrer. Petilliot-Becker sah hier aber auch die fehlende Anerkennung in der Gesellschaft als Grund.

Zwar habe man einen Pakt für gute Ausbildung und Erziehung in der Regierung beschlossen, doch es gebe zu wenige Fachkräfte, sehr viele Teilzeitkräfte, dazu rolle eine Pensionierungswelle auf Baden-Württembergs Grundschulen und Kitas zu. Es sei erkannt, dass man nur mit einer guten Qualität der Ausbildung dem Fachkräftemangel entgegentreten könne. Man habe den Katalog erweitert, nicht jedoch, wie in anderen Bundesländern geöffnet, was letztlich der Qualität schade.

PiA-Ausbildung kostenneutral gestalten

Auch PiA werde man dahin- gehend gestalten, dass diese Ausbildung kosten- und stellenneutral gehandhabt werden müsse. Dies und viele weitere Details wolle sie von der Basis mitnehmen nach Stuttgart, versprach die Ministerialrätin.