Auf Interesse stoßen die Ausführungen zum geplanten Edeka-Markt. Fotos: Eberl/Börsig-Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Berater glaubt an Reduzierung des Kaufkraftabflusses bei erfolgreicher Ansiedlung eines Lebensmittlers

Von Claudius Eberl und Christel Börsig-Kienzler Triberg. Diplom-Volkswirt Joachim Schupp von der BBE Beratungsgesellschaft Baden-Württemberg in Freiburg erläuterte das Ergebnis seiner Recherche. Er erklärte, dass die Nahversorgung ein großes Thema im ganzen Land sei.

An einem Schaubild zeigte Schupp die Verteilung der Flächenausstattung an Quadratmeter Einkaufsfläche je 1000 Einwohner im Lebensmittelbereich. Schönwald steht hier bei 126 Quadratmeter, Schonach bei 286, Triberg bei 336, in Furtwangen sind es 616, in St. Georgen 468, das Mittel in Deutschland liegt bei 409. In der Raumschaft bestünde eine Kaufkraft im Lebensmittelbereich von 23,4 Millionen Euro. Davon bleiben 55 bis 60 Prozent in der Raumschaft. Der Rest fließt ab.

Durch die Ansiedlung des Edeka-Marktes könnte man dies zu einem großen Teil verhindern, so Schrupp. Der örtliche Einzelhandel würde durch Kopplungskäufe gestärkt, die Einkaufsbedingungen durch den Vollsortimenter wesentlich verbessert. Eines müsse aber klar sein: Der Edeka-Markt in Schonach würde bis zu 25 Prozent seines Umsatzes einbüßen.

Welche Artikel denn der Markt bieten könne, der die Lebensqualität erhöht, wollte ein Zuhörer wissen. Das sei nicht die Frage, so Schupp. Man fahre zum Einkaufen nach außerhalb,  "60 Prozent der Verbraucher machen das", weil man bei einem Vollsortimenter eine riesige Auswahl habe. Gegen diese Marktverhältnisse könne man nicht ankämpfen. Bürgermeister Strobel fügte ein, dass um die 20 Prozent der Triberger im Edeka in St. Georgen einkaufen.

Die Vorwürfe an Schupp aus den Reihen der Diskussionsteilnehmer, dass die Ausführungen ungenau definiert seien, wehrte Strobel ab. "Wir haben verabredet, dass er hier nur die Schlussfolgerungen vorträgt. Wer will, kann die Studie im Rathaus einsehen."

Auch Manfred Kuner von der Volksbank Triberg stellte Schupps Aussagen infrage. Er habe von der IHK ganz andere Zahlen. "Und es ist sicher, dass Einkäufe auch arbeitsplatzabhängig getätigt werden. Ist dies berücksichtigt?" Schupp stellte klar, dass Triberg etwa gleich viele Aus- wie Einpendler habe, dieser Faktor spiele also keine Rolle.

"Dieser Markt bringt keinen Touristen mehr nach Triberg. Auch keine neue Industrie; und die demografische Entwicklung macht sich stark bemerkbar", betonte der Triberger Einzelhändler Norbert Keßler. Es sei verständlich, dass der Vollsortimenter von der Bevölkerung gewünscht werde. Er befürchtet jedoch, dass dadurch der Netto-Markt vor Ort und auch der Edekamarkt in Schonach "kaputt gehen". Keßler wollte noch wissen, wie sich Schonach und Schönwald geäußert haben. "Sie haben noch keine Entscheidung getroffen", so Strobel. Man sei in der Diskussion. Er rechne im Herbst mit einer Entscheidung. Strobel wiederholte vehement: "Die Bevölkerung will den Edeka-Markt und auch der Gemeinderat steht dahinter".

"Was auf den Markt drauf kommt", fragte Einzelhändlerin Madlen Schlak-Schäfer. Bei Schupps Zahlen sei nicht berücksichtigt, dass Ältere weniger brauchen. Auch sei die Infrastruktur in Triberg gut. "Ich betreibe meine Buchhandlung jetzt seit fünf Jahren hier und habe Angst, wie andere Händler auch, dass der Metzger im Ort, wenn er weniger verdient, bei mir auch weniger einkaufen wird", gab sie zu. "Wir müssen den demografischen Wandel gemeinsam gestalten. Ein Edeka bringt keine Tages- und Übernachtungstouristen".

"Wir können nur stufenweise agieren, weil wir keine 80 Millionen Euro haben, die wir reinbuttern können. Triberg entwickle sich Stück für Stück, siehe Boulevard", verteidigte Strobel das Vorgehen.

"Es wurden jetzt viele Argumente ausgetauscht", stellte der Schonacher Einzelhändler Wolfgang Kohler fest. Es gebe nichts besseres, als im Stadtkern einen Magneten anzusiedeln, flankierend dazu müsse aber in der Hauptstraße etwas passieren. Sie müsse ins Stadtsanierungsprogramm aufgenommen werden, damit die Leute die Chance und den Mut haben zu investieren. Die Hauptstraße sei als Einkaufsstraße prädestiniert, wenn es dort attraktive Geschäfte gibt.

Die "untere Mittelstadt" ins Stadtsanierungsprogramm aufzunehmen sei das Vorhaben der Stadt, zweimal sei dies abgelehnt worden. Man werde es aber ein drittes Mal versuchen, versprach Strobel.