Gäste waren unter anderem: Arthur Abraham (ehemaliger Boxweltmeister, links), Ulli Wegner (Trainer, Vierter von links), Markus Bott (Ex-Boxweltmeister, Fünfter von links), Maria Weller, Wilfried Sauerland (Promoter, Fünfter von rechts) mit seiner Frau Jochi, Marco Huck (Ex-Boxweltmeister, Dritter von rechts), Luca Cinqueoncie, Junioren-Weltmeister (rechts). Foto: Andreas Reiner

Im kleinen Kreis nehmen einstige Größen des deutschen Boxsports in Pforzheim Abschied von René Weller. Der ehemalige Box-Europameister war am 22. August im Alter von 69 Jahren gestorben.

Es ist, das spürt jeder im Raum des Pforzheimer Bestattungshauses, eine unglaublich schwierige Situation für Maria Weller. Fast zehn Jahre lang hat sie ihren an Demenz erkrankten Mann, den einst weltbekannten Profiboxer René Weller, aufopferungsvoll gepflegt. Sie hat viel Kraft investiert, sein Andenken schon zu Lebzeiten zu pflegen. Nun muss sie an diesem Freitag endgültig Abschied nehmen. Am 22. August ist Weller nach langer Krankheit im Alter von 69 Jahren gestorben.

 

Maria Weller würde am liebsten ganz allein die letzten Minuten mit ihrem Mann verbringen. Doch es war der Wunsch von René Weller, auch den Tod und die Trauerfeier als ein besonderes Ereignis zu zelebrieren. Und wenn Maria eines nie konnte, dann war es, ihrem René einen Wunsch abzuschlagen. Es sollte dennoch keine große Trauerfeier sein. Organisiert hat sie eine Feier, zu der nur die engsten Weggefährten eingeladen sind – und dazu eine ganze Reihe von Medienvertretern, die dann Bilder und Eindrücke in die Welt hinaustragen.

Einst hat Markus Bott zu René Weller aufgeschaut

Viele ehemalige Kollegen aus der Boxerszene, unter ihnen die ehemaligen Box-Weltmeister Arthur Abraham (43), Marco Huck (38) und Markus Bott (61) sind gekommen. Markus Bott erinnert sich noch an sein erstes Treffen – beim Training im Boxklub: „Er war fast neun Jahre älter und ich habe zu ihm hochgeschaut.“ Arthur Abraham erzählt von der gegenseitigen Sympathie: „Ich habe seine Kämpfe gerne gesehen – und er ist gerne zu meinen Kämpfen gekommen.“ Auch der mittlerweile 83-jährige Wilfried Sauerland, einst der Promoter von René Weller, steht am Sarg: „Es ist meine ehrliche Meinung, dass René einer der besten deutschen Boxer aller Zeiten gewesen ist“, hat er vor kurzem gesagt. Auch in Pforzheim findet er passende Worte: „Er war einer unserer großen Stars. Allerdings hat er zur falschen Zeit geboxt, als wir noch nicht diese Einschaltquoten hatten. Aber er hat mit seinen Auftritten dafür gesorgt, dass der Boxsport dann so populär geworden ist. Zudem haben wir ganz viel Spaß abseits des Rings gehabt.“ Auch der Meistertrainer Ulli Wegner (81) erweist dem einst exzentrischen Boxer die letzte Ehre: „Wir haben als Ostdeutsche Wellers Karriere zunächst nur durch den Vorhang gesehen. Aber ganz ohne Zweifel hat er neue Impulse für den Profiboxsport gesetzt.“

Neue Impulse für den Boxsport

Die Trauerfeier haben Maria und René Weller schon vor langer Zeit gemeinsam geplant. Der Sarg ist innen mit Wellers Harley-Davidson-Bettwäsche ausgelegt. Außen ist er mit seinem Europameistergürtel, originalen Kampfhandschuhen, einem Brief, den Maria ihm mit auf die letzte Reise gibt und einer Deutschlandfahne geschmückt. Am Sarg erinnert sie an den „großen Boxer, großartigen Mann und Showman mit einem großen Herzen. So jemanden wie ihn gibt es als Sportler und als Mensch nicht mehr.“ René habe ein „wunderschönes Leben gehabt. Allerdings ist es zu kurz gewesen“.

„Er hatte ein wunderschönes Leben“

Während der Feier läuft sein von ihm selbst gesungener Boxer-Rap, zwei Lieder seines Freunds Peter Maffay und schließlich „Time to say goodbye“ von Andrea Bocelli. Dann ist die kurze Feier zu Ende. Die eigentlich im Anschluss geplante Einäscherung hat Maria Weller kurzfristig abgesagt. Sie wird an einem anderen Tag nachgeholt. Ganz zu Ende ist der Trauertag aber noch nicht: „Ich nehme René noch mit zu einer kleinen Stadtrundfahrt“, sagt sie und fährt in einem kleinen Konvoi mit anderen Trauergästen quer durch die City.

Die Heimatstadt als große Liebe

Seine Heimatstadt hat René Weller viel bedeutet. Die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit: Für Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch war Weller „ein Pforzheimer Original, ein begnadeter Boxer, eine schillernde Persönlichkeit unserer Stadt. Wir werden ihn als großen und erfolgreichen Sportsmann in Erinnerung behalten“. Uwe Hück, ehemaliger Porsche-Betriebsrat und einst erfolgreicher Thaiboxer aus Pforzheim, trifft es auf den Punkt: „Pforzheim war einst bekannt vor allem als Goldstadt. Dann kam ein Goldjunge dazu.“ Für viele Menschen wird der nie um einen großspurigen Spruch verlegene Weller ein Goldjunge bleiben. Und Maria Weller wünscht sich: „Ich will, dass seine Fans ihn als warmherzigen und knallharten Boxer in Erinnerung behalten.“

Stimmen zu René Weller

Regina Halmich, Boxerin
„Mit René haben wir einen großen Sportler verloren. Ein Fighter im Ring wie im Leben, ein Kerl mit Ecken und Kanten. Er wusste zu kämpfen und sich zu inszenieren. Im Ring gab er alles – und vom Leben verlangte er das große Stück vom Kuchen. Weller war immer ein Garant für spannende Fights und schillerndes Spektakel rund ums Seilgeviert.“

Thomas Pütz, Box-Präsident
„Er war einer der Helden meiner Jugend und hat das deutsche Boxen mit groß gemacht. Er hat spektakulär geboxt und war auch vom Auftreten her eine sehr schillernde Figur damals. René hat sich sehr gut vermarktet, war damals ein Visionär in diesem Bereich.“