Die europäische und die deutsche Flagge vor dem Bundeskanzleramt in Berlin auf halbmast: Nach dem Anschlag in München war auf 23. Juli 2016 Trauerbeflaggung in ganz Deutschland angeordnet worden. Foto: dpa/Rainer Jensen

Am 27. Januar 2022 wehen die Flaggen in Deutschland wie jedes Jahr an diesem Tag auf halbmast. Doch was ist eigentlich der Grund für die Trauerbeflaggung?

Bei einer Trauerbeflaggung werden die Flaggen an öffentlichen Gebäuden nicht vollständig gesetzt, also am Mast nicht ganz nach oben gezogen. Damit soll Trauer ausgedrückt werden. Eine Trauerbeflaggung kann zum Beispiel beim Tod von wichtigen Staatspersonen oder zur Erinnerung an besonders schlimme Ereignisse angeordnet werden. In Deutschland wird diese Art von Beflaggung von den Innenministern des Bundes oder der Länder angeordnet. Es gibt zwei Tage, an denen die Flaggen immer auf halbmast wehen.

 

27. Januar

Am 27. Januar 1945 wurden die Konzentrationslager in Auschwitz durch die Rote Armee, sprich: durch sowjetische Soldaten befreit. Das Lager steht symbolhaft für die NS-Verbrechen.

Der Tag ist seit 1996 in Deutschland ein Gedenktag an die sechs Millionen ermordeten Juden und an alle anderen Opfer des Nationalsozialismus.

Im Jahr 2005 legten dann die Vereinten Nationen das Datum als „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts“ fest. Auch der Bundestag erinnert jedes Jahr an diesem Tag in einer Gedenkstunde an die Opfer.

Volkstrauertag

Die Ursprünge reichen beim Volkstrauertag in die 20er Jahre zurück. Ursprünglich wurde an diesem Tag der deutschen Soldaten gedacht, die im Ersten Weltkrieg (1914–1918) getötet wurden.

Seit 1952 ist der Tag in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Er wird stets zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen. Inzwischen erinnert er an die Toten und Opfer aller Gewaltherrschaften.

Woher stammt das Ritual?

Der Ursprung der Halbmastbeflaggung liegt in den Seeschlachten mit Segelschiffen. Das besiegte Schiff rollte seine Flaggen halb ein – und zudem zuerst das oberste Segel. Um für alle sichtbar zu machen, wer verloren und wer gewonnen hat, musste der Verlierer die Flagge des Siegers hissen.

Aus diesem Ritual entstand dann später die Sitte, eine Flagge als Zeichen des Respekts vor höhergestellten Persönlichkeiten einzuholen. Auch grüßten sich Schiffe untereinander durch Senken der Flagge. Heute ist die Halbmastbeflaggung ein Zeichen der Achtung gegenüber Toten und des Gedenkens an sie.

Abläufe beim Hissen

Auch der Seite des Bundesinnenministeriums ist nachzulesen, dass die Flaggen „zunächst voll gehisst und unmittelbar anschließend auf halbmast gesetzt“ werden.

Bei sogenannten Hissflaggen soll sich „die Unterkante der Flagge auf halber Höhe des Flaggenmastes befinden“. Am Ende der Trauerbeflaggung werden die Flaggen „zunächst wieder voll gehisst, bevor sie niedergeholt werden“.