Mika Lassen war der erste Junge, der den Förderpreis gewinnen konnte. Bei den vergangenen fünf Trainings saßen nur junge Damen im Sattel. Foto: Morlok

Vier junge Reiter hatten eine Trainerstunde mit Michael Jung, dem mehrfachen Olympia-Sieger, Welt- und Europameister in der Vielseitigkeitsreiterei, gewonnen. Treffpunkt war der Außenspringplatz der Reitschule Jung in Altheim.

Die Welt der Reiterei ist ein ganz eigenes Universum. Knarzende Sättel und Pferdegewieher, der Geruch der Tiere vermischt sich mit dem herben Duft von Leder und Mist und über allem liegt eine besondere Atmosphäre, die geprägt ist von geschäftigem Treiben.

So auch bei der Reitschule Jung, die im Außenbereich des Horber Stadtteils Altheim liegt. Für vier Besucher war es der Ort, an dem Träume wahr wurden. Nele Kayser, Karla Lienau, Elisabeth Stickel und Mika Lassen wurden über eine Stunde lang intensiv von Michael Jung, dem mehrfachen Olympia-Sieger, Welt- und Europameister in der Vielseitigkeitsreiterei unterrichtet.

Nele Kayser, Karla Lienau, Elisabeth Stickel und Mika Lassen (von links) beim Training mit Michael Jung aus Altheim. Foto: Morlok

Gewonnen haben die vier jungen Reiter diese exklusive Trainerstunde beim Reitturnier in Nordstetten vergangenen Oktober. Zum sechsten Mal ging der „Michael Jung Jugendförderpreis“ der Stadt Horb, der sich aus einem Mix aus Springen und Dressur auf A (Anfänger)-Niveau zusammensetzt, an die vier Erstplatzierten der Gesamtwertung dieses Turniers. Doch viel wichtiger als Preisgeld, Pokal und Schleife war den Teilnehmern, unter denen zum ersten Mal in der Geschichte des Förderpreises auch ein junger Reitersmann war, diese besondere Trainingseinheit. Die betonten die glücklichen Gewinner am Ende dieser außergewöhnlichen Reitstunde.

Bei diesem Stangengewirr gilt es, den Überblick zu behalten. Foto: Morlok

Treffpunkt war der 40 Mal 90 Meter große Außenspringplatz, auf dem Hindernisse von bis zu 140 Zentimeter stehen und der für die Teilnehmer und ihre Pferde ideale Voraussetzung zum Springtraining bot. Während die jungen Reiter ihre Pferde bewegten und warm machten, betrat Michael Jung den Platz. Kein großes Hallo, keine Show, sondern der Michi, wie ihn viele nennen, stand einfach auf dem Platz. Er versammelte seine Schützlinge auf Zeit kurz um sich, begrüßte sie und schickte sie dann gemeinsam in den Parcours.

Zur Eingewöhnung ein paar leichtere Hindernisse

Für einen außenstehenden Beobachter war es schon gut anzusehen, wie sich die jungen Reiter mit ihren Tieren über den Platz bewegten und quasi zur Eingewöhnung ein paar leichtere Hindernisse nahmen und so eine Einheit zwischen Mensch und Tier bildeten. Die Fachleute Michael und Joachim Jung, der Vater des Champions, sahen dieses Einreiten mit ganz anderen Augen an.

Joachim Jung kommentiert

Joachim Jung kommentierte für die Presseleute, was da unten im Springparcours passiert. Neben vielen anderen Details erklärte er unter anderem: „Michael achtet am Anfang auf die Rittigkeit der Pferde. Hier ist ein gleichmäßiges Tempo gefragt und ob und wie das Pferd mitgeht, ohne dass der Reiter viele Hilfen einsetzen muss.“ Weiter achtet er darauf, wie die jungen Reiter ihre Wege zwischen den Hindernissen einteilten, ob die Wendungen von Links- auch Rechtsgalopp gut klappten, die Pferde gerade ausgerichtet sind und der jeweilige Reiter die Zügel vor dem Sprung nicht durchhängen lässt. Kommandos wie „Anlehnung und Spannung halten“ hörte man über den Platz schallen, und wenn nicht immer gleich alles so klappte wie es eigentlich sollte, kam keine laute Kritik, sondern die Nachwuchsreiter bekamen praktische Tipps und ihre Pferde einfach weniger hohe Hindernisse und einfachere Aufgaben gestellt.

Ungewohnte Umgebung ist eine Herausforderung.

Wo geht’s lang? Michael Jung erklärt es seinen Schülern und die müssen es sich in kurzer Zeit merken. Foto: Morlok

Gerade für die Pferde war die ungewohnte Umgebung mit den vielen, teils sehr bunten Hindernissen, eine Herausforderung. Kein Wunder, dass der ein oder andere Sprung verweigert wurde. Für Jung kein Problem. Er baute das entsprechende Hindernis eigenhändig um und schon war es für das Pferd und die Reiter gut zu schaffen. „Man muss das Vertrauen des Pferdes sofort wieder aufbauen“, erklärte Joachim Jung diese Situation. Er betonte, dass das wiederholte Üben von Sprüngen, aber auch den Lektionen im Dressurviereck, zur grundlegende Ausbildungsarbeit gehört.

Nach dieser Reitstunde gab es noch eine kurze Zusammenfassung vom Meister persönlich, der sich für seine Gäste, darunter auch Siegfried Schäfer aus dem Vorstandsteam des Reitvereins Horb Nordstetten und Citymanager Thomas Kreidler, sehr viel Zeit nahm.