Hang loose – mit hawaiianischem Gruß von der Schwanner Warte nach Hawaii, wo Mario Karcher Anfang Oktober beim Iron Man startet. Foto: Gegenheimer

In einer Woche geht es los für den Triathleten Mario Karcher. Zwar noch nicht mit dem Ironman selbst, der startet auf Hawaii erst am 8. Oktober – aber mit den Vorbereitungen.

Straubenhardt-Langenalb - Zum siebten Mal in 13 Jahren hat der Langenälber Mario Karcher die Qualifikation für den "Ironman", die Königsveranstaltung des Triathlons auf Hawaii, geschafft, die alleine schon Auszeichnung ist. Damit gehört der 56-Jährige zu den auserwählten Sportlern, die im Oktober am ältesten und traditionsreichsten Langdistanz-Triathlon der Welt teilnehmen dürfen. 3,8 Kilometer schwimmen im mindestens 26 Grad warmen, offenen Pazifik, 180 Kilometer Rad fahren über Lavafelder bei mehr als 40 Grad Celsius, wo sich Gegenwind wie aus dem Heißluftfön anfühlt, und schließlich 42 Kilometer zu Fuß über Asphalt, wo man Blasen auf der Haut bekommt von der Sonneneinstrahlung, wo man bei Bodenberührung irgendwann "von unten her glüht." Einschließlich vierter Disziplin, dem zügigen und taktisch klugen Wechseln.

Eben hat er noch den Pforzheimer Citylauf quasi aus dem Stand in seiner Altersklasse gewonnen, da achtet er zwölf Wochen vor dem großen Ereignis jetzt noch bewusster auf seine Ernährung, taktet sein Training intensiver. Disziplin prägt Karchers Leben schon von Beginn seiner Sportlerkarriere an: Der Tag beginnt um 5 Uhr mit 15 Minuten Athletik. Als Amateur baut er weitere Trainingseinheiten in seine 40-Stunden-Arbeitswoche ein: Laufen in der Mittagspause oder dreimal wöchentlich abends, dazu vor allem am Wochenende mehrfach zwischen 100 und 200 Kilometern Radfahren. Nordschwarzwald, Pfalz, Elsass – vier bis fünf Stunden pro Einheit. An zwei oder drei Tagen ist Schwimmen angesagt. Je bis eineinhalb Stunden. Winters über seinen Sportclub, die Lemminge Karlsruhe, im Hallenbad. Normalerweise. In der Coronazeit, als dieses geschlossen war, haben er und seine Trainingskollegen im Epplesee trainiert. "Teils mit Neoprenanzug, Handschuhen, Socken, Mütze", grinst Karcher, "bei Wassertemperaturen unter zehn Grad. Ein bissle verrückt sind wir schon!"

Ohne Sport fehlt etwas

Was treibt einen Sportler an, sein Leben für den Sport so durchzutakten, sich so zu schinden und zu plagen? Für den Langenälber ist der Sport Lebenseinstellung und Lebenselixier, betont er. "Ohne Sport fehlt etwas. Wenn ich tatsächlich mal den inneren Schweinehund besiegen muss – dann denke ich einfach an die Zeit, als ich das alles nicht machen konnte. Dann wird es wieder ein Geschenk." Zweimal erkrankte Karcher in jungen Jahren an Krebs. Mit Anfang 30 verbrachte er fast ein Jahr in Kliniken, hatte Operationen und Chemotherapien zu überstehen. "Als ich in die Reha nach Dobel kam, war ich so geschwächt, dass ich nicht einmal mein Gepäck tragen konnte." Dort bekam er den Impuls seines Lebens: Sein Physiotherapeut erzählte vom Ironman auf Hawaii. "Für mich ist das so weit weg, wie der Mount Everest hoch", konterte Karcher – und begann doch mit Training und eisernem Willen. Seine Frau, damals noch Freundin, die zusammen mit der Familie maßgeblich für seine Rekonvaleszenz war, schenkte ihm eine Triathlonzeitschrift, der Therapeut ermöglichte ihm zusätzliche Trainingszeiten. "Am Ende der sechs Wochen", erzählt Karcher, "konnte ich schon 500 Meter durchgängig schwimmen."

Der Beginn einer steilen Entwicklung. Anfang der 2000er-Jahre bestritt er seine ersten Triathlonwettbewerbe. "Bei meinem ersten Triathlon in Calw kam ich als letzter von 250 Schwimmern aus dem Wasser. Beim Radfahren und Laufen habe ich noch über 200 Sportler überholt. Das hat mich unheimlich motiviert." 2005 macht er seinen ersten Ironman. Und hört als Lob gemeinte Aussagen wie: "Wenn du jetzt noch schwimmen könntest, könntest du ein echter Triathlet werden!" Karcher, immerhin um 40 Jahre alt, trainiert weiter. Er lernt prägende Unterstützer kennen. Intersport Schrey aus Pforzheim stattet ihn heute noch mit Material aus: "Ich war da mal zu einer Veranstaltung gemeinsam mit Joey Kelly. Die Besucher waren von mir irgendwie mehr beeindruckt. Und der Veranstalter auch."

Heftiger Muskelkater

Oder den Vater eines Trainingskollegen, der als Trainer schon Olympiastarter trainiert hat und ihm anbot, sein Athletiktraining zu übernehmen. Einfach so. "Die ersten Male hat mir das den schlimmsten Muskelkater meines Lebens beschert", schmunzelt der Athlet, "aber ich habe so viel gelernt – noch heute arbeite ich nach seinem Trainingsplan."

Auch jetzt wieder, wenn die Hauptvorbereitungsphase auf seinen siebten Ironman Hawaii kommt. Auf Lanzarote, seiner zweitliebsten Insel, dem "Little Hawaii", war Karcher bereits zum Training. Für den 8. Oktober hat er sich viel vorgenommen: "Daylight Finisher" will er wieder werden. Bei weitem nicht alle kommen bei Tageslicht an. Bisher hat er es immer geschafft. "Mit 10:30 Stunden wäre ich schon ziemlich glücklich", sagt er. Einmal hat er dort, als reiner Amateur wohlbemerkt, schon 9:55 Stunden geschafft. Hawaii habe eigene Bedingungen – und Zeiten.

Es geht nicht nur ums Gewinnen

Und dann geht es bei weitem nicht nur ums Gewinnen. Es geht ums Dabeisein. Um das Erleben des Großereignisses mit 3000 Startern aus mehr als 50 Nationen. Um das Kribbeln vor dem eigentlichen Start. Um den riesigen Respekt, den die Hawaiianer jedem einzelnen Starter entgegenbringen, ganz zu schweigen von der Anerkennung für die, die es schaffen. "Jeder Starter ist da ein Sieger. Ich musste schon öfter Hände schütteln und Autogramme geben", freut sich der Triathlet über diese Anerkennung. Warum er noch immer für den Triathlon brennt? "Ich kann’s. Mir macht es Spaß." Shaka – Hang loose – heißt hawaiianisch so viel wie "Bleib locker!"

Wer Mario Karcher folgen oder unterstützen möchte: er ist auf Instagram und Facebook zu finden.