Emanuel Buchmann (links) ebnete für seinen Kapitän Jai Hindley den Weg ins Gelbe Trikot. Foto: AFP/BENOIT TESSIER

Der deutsche Meister Emanuel Buchmann klettert auf der ersten Pyrenäen-Etappe wie zu besten Zeiten die Berge hoch und verhilft Kapitän Jai Hindley ins Gelbe Trikot. Großer Verlierer ist Tadej Pogacar.

Ein bärenstarker Emanuel Buchmann feierte beim ersten Pyrenäen-Spektakel seine Rückkehr in die Weltspitze und ebnete für seinen Kapitän Jai Hindley den Weg ins Gelbe Trikot. Dank der starken Unterstützung des deutschen Meisters übernahm Hindley mit seinem Solo-Sieg auf der ersten Hochgebirgs-Etappe der 110. Tour de France am Mittwoch die Spitze der Gesamtwertung und bescherte dem deutschen Bora-hansgrohe-Rennstall das zweite Gelbe Trikot der Team-Geschichte. Buchmann komplettierte mit Platz vier den Triumph. „Das Ergebnis ist einfach perfekt“, sagte Buchmann.

Einen schweren Dämpfer kassierte unterdessen der zweimalige Tour-Champion Tadej Pogacar, der von Titelverteidiger Jonas Vingegaard am letzten Anstieg düpiert wurde und gut eine Minute auf den Dänen verlor.

Hindley holte sich auf der fünften Etappe von Pau nach Laruns über 162,7 Kilometer im Alleingang den Sieg vor dem Italiener Giulio Ciccone und den Österreicher Felix Gall. Damit löste der Giro-d’Italia-Champion von 2022 den britischen Auftaktsieger Adam Yates als Führenden ab. „Das ist unglaublich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, stammelte Hindley.

Der große Verlierer des Tages war indes Pogacar, der ähnlich wie im vergangenen Jahr im Hochgebirge von Vingegaard abgehängt wurde. 2020 hatte Pogacar in Laruns noch seine erste Tour-Etappe gewonnen.

Dafür glückte dem Bora-Rennstall ein echter Coup. Mit drei Fahrern war das Team in einer hochkarätig besetzten Ausreißergruppe vertreten. Der Plan ging voll auf. Der deutsche Meister Buchmann begleitete Hindley über den 1540 Meter hohen Col de Soudet und leistete auch große Hilfe an den Rampen des Col de Marie Blanque, ehe Hindley den Job vollendete. Für die Mannschaft von Teamchef Ralph Denk war es erst das zweite Gelbe Trikot, erstmals hatte Ex-Weltmeister Peter Sagan 2018 die Raublinger Mannschaft für einen Tag an die Spitze katapultiert.

Der Parforceritt zahlte sich auch für Buchmann aus

Der Parforceritt zahlte sich auch für Buchmann aus. Der gebürtige Ravensburger, der 2019 sogar den vierten Gesamtrang belegt hatte, rückte wieder auf den vierten Platz im Klassement vor. 1:11 Minuten liegt er hinter Hindley, Gesamtzweiter ist schon wieder Vingegaard (+0:47). „Damit hatten wir vor der Etappe nicht gerechnet“, versicherte Buchmann.

Der Startschuss in Pau war kaum erfolgt, da ging es auch gleich zur Sache. Insbesondere Alleskönner Wout van Aert drückte mächtig auf das Tempo und sprengte das Hauptfeld. Pogacar und sein UAE-Team hatten die Aktion unterschätzt und mussten für den Rest der Etappe hinterherfahren und viel Arbeit leisten.

Die Haupt-Leidtragenden des Höllentempos waren die Sprinter, die frei abreißen lassen mussten. Vor allem der niederländische Sprintstar Fabio Jakobsen, mit Sturzverletzungen vom Vortag eh schon angeschlagen, hatte schwer zu kämpfen. Auch für die deutsche Sprint-Überraschung Phil Bauhaus ging es auf der ersten Tour-Etappen im Hochgebirge seiner Karriere nur darum, in der Karenzzeit zu bleiben.

Bauhaus hatte bei den ersten beiden Massenankünften der Tour mit Platz zwei und drei überrascht. Für seinen Sprint am Dienstag war er aber nachträglich bestraft worden: 50 Punkte Abzug im Kampf um das Grüne Trikot, eine Zeitstrafe von 30 Sekunden und 500 Schweizer Franken kosteten den Bocholter eine Rempelei im Sprintfinale. Bauhaus dürfte die Strafe verschmerzen können.

Am Donnerstag geht für die Sprinter das Leiden in den Pyrenäen weiter, wenn die erste Bergankunft auf dem Programm steht. Am Ende der sechsten Etappe über 144,9 Kilometer wartet der Anstieg nach Cauterets-Cambasque, einem Berg der ersten Kategorie. Davor geht es zudem über den Col d’Aspin und den legendären Col du Tourmalet in 2115 Metern Höhe.