Kein Treffer bei der WM, in seiner Heimat aber dennoch ein Held: Nelson Haedo Valdez. Foto: AP

Getroffen haben sie bisher nicht, in ihrer Heimat sind sie dennoch Helden: Barrios und Valdez.

Kapstadt  - Getroffen haben sie bisher nicht, gefeiert werden sie aber in ihrer Heimat dennoch als Helden. Trotz ihrer Torflaute bei der Fußball-WM in Südafrika genießen die Dortmunder Lucas Barrios und Nelson Valdez in Paraguay höchste Anerkennung. In der Euphorie über den historischen Viertelfinaleinzug schert sich kein Fan in den Straßen von Asunción um die Frage, warum der „Albirroja“ noch kein Stürmertor gelang. Auch innerhalb der Mannschaft regt sich vor dem Duell mit Spanien am Samstag in Johannesburg (20.30 Uhr) keine Kritik.

Lächelnd kommentierte Angreifer Santa Cruz das seltene Phänomen: „Wir müssen weitaus mehr tun, als nur Tore schießen. Unser Einsatz wird von den anderen Mitspielern sehr geschätzt.“ Dabei schienen die Zeiten, in denen das Team in erster Linie von seiner Abwehrstärke lebte, vorbei zu sein. Immerhin 19 Mal traf Barrios für Dortmund in der Bundesliga. Valdez und Santa Cruz trugen mit wichtigen Toren zur erfolgreichen WM-Qualifikation bei. Und Oscar Cardozo war für Benfica Lissabon gar 26 Mal erfolgreich.

Gleichwohl traten die Offensivkräfte bisher nicht als Hauptdarsteller in Erscheinung. Stattdessen sorgten die Mittelfeldspieler Enrique Vera, Cristian Riveros und Verteidiger Antolín Alcaraz für die bisherigen drei WM-Tore ihrer Mannschaft. Die Torlosigkeit bereitet Valdez kein Kopfzerbrechen. Er wähnt sich dennoch auf gutem Weg, sich bei der WM für einen neuen Verein empfehlen zu können. Der als fleißiger Arbeiter bekannte Profi mit mehr Stärken im Forechecking als im Abschluss hält es deshalb für unwahrscheinlich, dass er zu Beginn der neuen Saison zum BVB zurückkehrt, bei dem er bis 2012 unter Vertrag steht: „Ich habe gehört, dass es viele Angebote gibt. Schauen wir, was es gibt.“ Nicht ohne Stolz verweist Valdez auf seine Rolle als unermüdlicher Kämpfer. „Ich habe aber keine Probleme damit, die Drecksarbeit zu machen. Alles was wir machen, machen wir für die Mannschaft.“

Wie Valdez ist Barrios mit sich selbst im Reinen. Immerhin bewahrten beide Profis im Elfmeterkrimi gegen Japan die Nerven und ebneten damit den Weg in die Runde der letzten acht Mannschaften. Nicht nur deshalb glaubt der erst wenige Wochen vor der WM eingebürgerte Argentinier, sein Soll erfüllt zu haben: „Auch, wenn wir kein Tor gemacht haben, leisten wir unseren Beitrag.“ Dennoch hofft Barrios auf einen Treffer gegen Spanien: „Jetzt will ich den Menschen etwas für ihr Vertrauen zurückgeben.“ Die Diskussion über stärkere und schwächere Mannschaftsteile hält Gerardo Martino ebenfalls für überflüssig: „Ich kann die Stürmer nicht kritisieren.“ Immerhin tragen sie mit ihrem großen Engagement wesentlich dazu bei, den Gegner bei eigenem Ballbesitz das Leben so schwer wie möglich zu machen. Überschwänglich lobte der Fußball- Lehrer die große taktische Disziplin: „ Wir haben Spieler, die über die Tugend verfügen, ihre persönlichen Ansprüche zugunsten der Bedürfnisse der Mannschaft zurückzustellen.“