Hochwertiger Ton wurde einst in Überauchen gefördert. Von hier wurde die abgebaute Tonerde abtransportiert, erläutert Josef Vogt, der die Geschichte der Grube aufgearbeitet hat. Foto: Schimkat

Die Weißtongrube am Haselberg in Überauchen hat eine bewegte Geschichte. Rund 140 Jahre wurde dort im Tagebau hochwertiger Ton gefördert. Josef Vogt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte aufzuarbeiten.

Das Steingut wurde im 18. Jahrhundert erfunden und das Material, das in der Weißtongrube von Überauchen abgebaut wurde, war mit seiner spezifischen mineralischen Zusammensetzung für die Steingutfabriken unverzichtbar.

Josef Vogt, der sich ausgiebig mit der Geschichte der Weißtongrube befasst hat, erklärt, dass durch die Zuschläge, die das Überaucher Material lieferte, die Bearbeitung optimiert werden konnte. „Sie musste nicht mehr aufwendig von Hand geformt werden, sondern konnte in die vorgefertigten Formen gegossen werden, so dass Teller, Tassen, Krüge oder Töpfe hergestellt werden konnten“, so Vogt. Auch die Brenntemperatur war mit 970 bis 1320 Grad Celsius deutlich niedriger als bei Porzellan.

Produkte nicht wasserdicht

Qualität aus Überauchen stark nachgefragt

Je nach Ausgangsmaterial sei die Farbe der gebrannten Produkte zwischen weiß, grau und cremegelb gewesen. Aufgrund der geringen Brenntemperatur versinterte – alle Bestandteile des Tons verbinden sich zu einem festen Körper – das Produkt jedoch nicht vollständig. Daher waren die Produkte nicht wasserdicht, deswegen wurde das Steingut im Regelfall mit einer Glasur versehen. Die Bemalung von Hand oder der schnellere und billigere Umdruckdekor mussten vor dem Glasurbrand auf den trockenen Scherben aufgetragen werden.

Badener bevorzugt

Sowohl die Steingutfabrikanten Freiherr von Uchtritz und die Gebrüder Faist von Schramberg als auch die Gebrüder Horn aus Hornberg ersuchten um eine Konzession für den Abbau von Weißerde am Haselberg. Den Hornbergern wurde ein Gelände von 16 Morgen (rund 5,7 Hektar) zugesprochen, die Schramberger erhielten ein Gebiet von sechs Jauchert (etwa 2,1 Hektar). Mit der Vermutung, dass die zu Baden gehörigen Hornberger gegenüber den aus dem Württembergischen kommenden Schramberger Fabrikanten bevorzugt wurden, lag man ziemlich richtig.

Qualität überzeugt

1916 wurde die kleinere Grube aufgegeben und eingeebnet. Durch die Schließung der Tongrube stellte die Schramberger Majolika-Fabrik, wie sie sich inzwischen nannte, den Bezug der Tonerde aus Überauchen ein, da sie inzwischen bei Waldmössingen eine Ersatzgrube gefunden hatte. Da aber das dortige Material in der Qualität nicht an das aus Überauchen stammende heranreichen konnte, kam sie 1926 wieder nach Überauchen zurück und holte bereits im ersten Jahr wieder 6553 Zentner, was 16 Eisenbahnwaggons entsprach, zur Produktion ihrer keramischen Erzeugnisse nach Schramberg.

Der Vertrag der Steingutfabrik Horn aus Hornberg mit der Gemeinde Überauchen von 1838 musste alle fünf Jahre erneuert werden. Dazu musste sich die Firma verpflichten, als Arbeitskräfte nur Bürger von Überauchen einzustellen, die ausgehobene Tonerde durfte nur durch die Bürger von Überauchen transportiert werden.