Josef Vogt mit einem Stein an der ehemaligen Tongrube. Hier wurde mehr als 140 Jahre dolomitischer Mergel abgebaut. Foto: Hella Schimkat

Auf die Spuren eines sogenannten Lost Places begab sich Josef Vogt mit Ferienkindern. Die Weißtongrube in Überauchen ist solch ein „vergessener Ort“. Vogt erläuterte die Bedeutung dieser Grube für die Gemeinde.

Vogt unternahm mit Ferienkindern eine Wanderung entlang des Geschichtspfades, immer an der Brigach entlang bis nach Beckhofen. Von dort ging es in den Wald zur Weißtongrube, einem hochinteressanten „Lost Place“, der zu Überauchen gehört. Am Haselberg am Rande des Weißwaldes befanden sich Tonerden-Abbaugruben, an denen mehr als 140 Jahre der helle bis weißlich graue dolomitische Mergel abgebaut wurde.

grenze zwischen Baar und Schwarzwald

Bei einem vor Kurzem unternommenen Besuch an den ehemaligen Tonerden-Abbaugruben mit unserer Redaktion hatte Vogt Interessantes zu berichten. Dort bilde der Untergrund Gesteine des Muschelkalks, die in westlicher Richtung an den Buntsandstein des Schwarzwaldes stoßen. Damit werde deutlich, dass in der östlichen Grenze der Gemarkung Überauchen die Landschaftsgrenze der Baar zum Schwarzwald verlaufe, so Vogt.

Die Überauchener Tonerdevorkommen seien mit großer Wahrscheinlichkeit isolierte tertiärzeitliche Sedimentablagerungen, die relativ oberflächennah in einer Dicke von fünf bis sechs Metern inmitten des Muschelkalkgesteins der Baar im Gewann Haselberg als Teil des Weißwaldes anzutreffen seien. „Diese Vorkommen sind ein Schichtglied des Mittleren Muschelkalks, der in unserer Gegend bis zu 90 Meter stark sein kann“, erläutert Vogt. Diese Schicht sei im Regelfall durch natürliche Auswaschungsprozesse über Jahrtausende von Gips, Salzen und anderen Stoffen befreit, so dass sich das Material sehr gut zur Herstellung von Steinguterzeugnissen eigne.

Ernüchternde Analyse

Eine von der Gemeinde Überauchen Im Jahr 1928 in Auftrag gegebene Analyse des abgebauten Materials durch die Chemisch-technische Prüfungs- und Versuchsanstalt in Karlsruhe brachte ein interessantes Ergebnis hervor. Das waren Kieselsäure 11,53 Prozent, Tonerde 0,93 Prozent, Eisenoxyd 0,47 Prozent, Kalk 28,73 Prozent, Magnesiumoxid 19,86 Prozent, Kalium- und Natriumoxid 1,26 Prozent, Glühverlust 37,37 Prozent. Aufgrund dieser Werte wurde das Material von den Fachleuten als ein mit Kieselsäure und Silikat vermischter dolomitischer Kalkstein eingestuft, was die Überauchener ernüchterte. So wurde das Material nicht als Porzellanerde eingestuft, sondern nur als Tonerde.

Uhrenschilder aus Überauchener Material

Uhrenschilder aus Überauchener Material

Für die Abnahme-Fabriken war dies jedoch kein Problem. Laut Vogt spezialisierten sich alle Fabriken, die das Material aus Überauchen zur Herstellung ihrer Produkte verwendeten, auf die Herstellung von Steingut als Alternative zum teuren Porzellan. Die Keramikfabrik Emil Locke in Herbolzheim stellte bis 1980 Uhrenschilder in großer Stückzahl aus Überauchener Tonerdematerial.