Süß und lecker: Aykut Ekinci zeigt die Mexikanische Honigtomate. Foto: Katzmaier

Tomaten zählen hierzulande als das beliebteste Gemüse. Auch in privaten Gärten kann man immer wieder ein paar Pflanzen sehen. Im Garten von Aykut Ekinci in Hochdorf sind es ein paar mehr: Rund 65 Sorten und mehr als 100 Pflanzen baut er jedes Jahr an.

Wenn man sich dem Garten von Aykut Ekinci am Ortsrand von Hochdorf nähert, leuchten einem schon die roten, orangenen und gelben Früchte entgegen – überall Tomaten. Zwar wird schon ab Juli geerntet, doch jetzt ist Höhepunkt der Tomatensaison; viele Sorten sind gleichzeitig reif.

Und es sind viele Sorten, die Ekinci kultiviert – zumindest am durchschnittlichen Hobbygärtner gemessen. „Es sind so rund 60, 65 Sorten“, erklärt der gebürtige Hochdorfer mit türkischen Wurzeln. Da es je Sorte oft zwei Pflanzen sind – eine im Freiland, eine im Gewächshaus – , verdoppelt sich diese Zahl.

Zum Gärtnern ist der heute 38-Jährige vor rund acht Jahren gekommen, als er den mehr als 600 Quadratmeter umfassenden Garten in Hochdorf pachten konnte. Die Grundlage wurde aber schon in der Kindheit gelegt: „Meine Großeltern haben schon immer Gemüse angebaut“, erzählt Ekinci. Das Gärtnern ist für ihn nicht wirklich Arbeit, sondern Entspannung und Ausgleich.

Selbst Wassermelonen baut er an

Auch wenn Tomaten der Grund für das Treffen mit Ekinci sind, hat sein Garten weit mehr zu bieten. Rund 50 Gemüse- und Obstarten baut er an. Neben Kartoffeln, Karotten, Rote Bete, Zwiebeln und Kohl findet man auch Trauben und sogar große Wassermelonen.

Und doch: Tomaten spielen eine besondere Rolle. Neben dem Geschmack und der vielfältigen Verwendung ist es vor allem auch der Reichtum an Sorten: „Ich liebe einfach diese große Vielfalt.“ Und die reicht von bekannten Cherrytomaten wie der Mexikanischen Honigtomate bis hin zu von Insidern gepflegten historischen Tomaten wie die Sorte „Alter Kommunist“, eine längliche, spitz zulaufende Flaschentomate. Die Aufzählung der alten und auch neueren Sorten in allen Größen und Formen würde den Rahmen sprengen.

250 Sorten im Samen-Archiv

Samen von rund 250 Sorten hat Aykut Ekinci in seinem Archiv. Das erscheint viel – liegt aber angesichts von geschätzt mehr als 100 000 Sorten weltweit dennoch im Promillebereich.

Doch es werden mehr. Nicht nur, weil Ekinci sich neue Sorten besorgt, sondern auch, weil er vor ein paar Jahren begonnen hat, selbst Tomaten zu kreuzen und so eigene Sorten zu züchten. Das braucht vor allem Geduld: Nicht jedes Ergebnis ist gut. Und es erfordert mindestens sieben Generationen, um eine neue, stabile Sorte zu haben. Die Verkostung der Ergebnisse noch vor Ort zeigt: Auch dafür hat Ekinci ein Händchen.

Tomatenanbauer wissen: Tomaten bringen Freud und Leid. Gefürchtet sind Krankheiten wie die Kraut- und Braunfäule. Die Pflanzen im Hochdorfer Garten sind gesund. Auch in schlechteren Jahren. Für Ekinci, der viel liest und recherchiert, ist das Milieu entscheidend. Das beginnt mit der Verwendung seines eigenen Komposts. Und abgehärtet müssten die Pflanzen sein. Viele würden sie zu sehr betütteln.

Die Aufzucht beginnt im Frühjahr

Das Tomatenjahr beginnt mit der Aufzucht im März. Voraussetzung Nummer eins: Willensstärke. „Ich muss mich selbst bremsen, nicht zu viele Sorten auszusäen.“ Der Platz ist begrenzt. „Ich habe eine geduldige Frau“, erklärt der Familienvater. Zur Not müssen Fensterbänke bei den Großeltern oder den fünf Geschwistern herhalten. Die sind auch dankbare Abnehmer der Früchte – weil sie so gut schmecken. Für Aykut Ekinci selbst kommt keine Supermarkttomate auf den Teller.

Er gibt gerne Tomaten ab. „Wenn sich Menschen darüber freuen und sie schätzen, freue ich mich.“

Über die Tomate

Pflanzenart
Die Tomate (Solanum lycopersicum), in Österreich auch Paradeiser genannt, gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Auch wenn sie meist einjährig kultiviert wird, handelt es sich um eine mehrjährige Pflanze.

Sorten
Es gibt buchstäblich unzählige Tomatensorten. Nach realistischen Schätzungen kann man von mehr als 100 000 verschiedenen Tomatensorten ausgehen. Tendenz steigend, da nicht nur kommerzielle, sondern auch viele private Züchter fortlaufend neue Sorten züchten.

Saatgut
Bei vielen kommerziellen Sorten handelt es sich um F1-Hybride (die erste Nachkommengeneration aus der Kreuzung zweier unterschiedlicher Sorten). Werden Samen aus diesen recht einheitlichen Früchten wieder ausgesät, kann das Ergebnis in der F2-Generation stark abweichen, da sich die Gene aufspalten. Samenfeste Sorten verändern sich nicht – oder kaum.

Früchte
Tomaten sind botanisch gesehen Beeren. Die Bandbreite reicht von Früchten in der Größe von Johannisbeeren bis zu Exemplaren weit über einem Kilogramm. Grob unterschieden werden Cherry-, Salat- und Fleischtomaten. Formen und Farben der Früchte sind kaum Grenzen gesetzt.

Verbrauch
Tomaten sind mit einen Verbrauch von 30 Kilogramm pro Person im Jahr 2021/ 22 das liebste Gemüse der Deutschen (Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung).