Das deutsche Team um Heiner Brand. Foto: Kerstin Joenson

Sie waren schon fast raus - doch dann rafften sich die  Handballer zu einem beeindruckenden Kraftakt auf.

Innsbruck - Sie waren schon so gut wie ausgeschieden - doch dann rafften sich die deutschen Handballer bei der EM zu einem beeindruckenden Kraftakt auf: Das Team von Heiner Brand holte beim 34:34 gegen Slowenien einen Sieben-Tore-Rückstand auf, und der Bundestrainer meinte: "Das war ein kleines Wunder."

Als dieser Handball-Krimi zu Ende war, dröhnte die EM-Hymne "Sweet Caroline - Magic Moments" von DJ Ötzi durch die Innsbrucker Olympiahalle. Und es hatte in der Tat etwas Zauberhaftes, wie die deutsche Mannschaft im Laufe der zweiten Hälfte in dieses schon verlor geglaubte Spiel zurückgekommen war. "Wir haben unser Herz in die Hand genommen, gekämpft wie Löwen und uns nun ein Finale verdient", sagte Spielmacher Michael Haaß. Der Göppinger bekam nach der Partie die Auszeichnung wertvollster deutscher Spieler. Doch viel wichtiger war ihm das Endspiel um den Einzug in die Hauptrunde morgen (18.15 Uhr/ARD) gegen Schweden: "Da müssen wir endlich mal über 60 Minuten aggressiv und konzentriert zur Sache gehen."

Gegen Slowenien lief lange Zeit überhaupt nichts zusammen. Der Start war noch schlechter als gegen Polen. Nach acht Minuten nahm Brand seine Auszeit, da stand es schon 0:4. Er wechselte seinen kompletten Rückraum aus, baute die Abwehr um - alles war vergebens. Die Slowenen überrannten das deutsche Team, führten es zeitweise vor, in der 26. Minute lag das Team von Trainer Noka Serdarusic sogar 14:7 vorne. Lars Kaufmann, Michael Kraus und Kollegen leisteten sich ein Fehlerfestival. Pässe zum Gegner, schwache Würfe, kopflose Aktionen, eine zögerliche Deckung - allein Torwart Johannes Bitter überzeugte in dieser katastrophalen ersten Hälfte. "Das war schon schlimm. So kann man nicht Handball spielen", sagte Brand, "diese Mannschaft hat weder Ballsicherheit noch Rhythmusgefühl."

Das änderte sich nach der Pause. Endlich wurden in das zu rückraumorientierte Spiel der Deutschen der Kreis und die Außen mit einbezogen. Der Lohn: Beim 24:26 (45.) war Deutschland vor allem dank der Tore von Christoph Theuerkauf auf Tuchfühlung. Selbst ein 24:29-Rückstand (49.) schockte das Brand-Team nicht. Es kämpfte sich mit viel Leidenschaft wieder heran. Als Theuerkauf 100 Sekunden vor Schluss das 34:34 gelang, erinnerte der Lärmpegel in der mit 7000 Zuschauern gefüllten Halle an die Heim-WM 2007. Die deutschen Fans hofften nun sogar auf einen Sieg. Doch nach einer Auszeit von Brand 32 Sekunden vor Schluss gelang kein durchdachter Angriff mehr. "Wir hätten auch noch verlieren können, deshalb lass' uns beide zufrieden sein, Heiner", sagte Sloweniens Trainer Serdarusic bei der Pressekonferenz. Brand nickte - und dachte an die alles andere als magischen Momente seines Teams vor der Pause.

Deutschland: Bitter, Heinevetter (30. bis 37. Minute); Theuerkauf (7), Kaufmann (6), Müller (5), Glandorf (4), Jansen (4/2), Haaß (3), Sprenger (3), Späth (1), Kraus (1), Christophersen, Gensheimer, Roggisch, Schöne.