Die Bergwacht rückte für die Bergung des tödlich verletzten 56-Jährigen mit einem Geländefahrzeug an. (Archivfoto) Foto: Marc Eich

Wanderer wollte Fotos beim Rappenfelsens machen. Komplizierte Bergung für die Bergwacht.

Triberg-Gremmelsbach - Beim Fotografieren ist ein 56-Jähriger Mann kürzlich bei Gremmelsbach von einem Felsen 30 Meter in die Tiefe gestürzt und tödlich verletzt worden. Trotz des derzeit erhöhten Wanderaufkommens in der Region, gehören solche schwierigen Einsätze für die Bergwacht nicht zum Alltag.

Es sollte ein tolles Foto von einem schönen Ausflug werden – doch dieses bezahlte ein 56-Jähriger bei einem schrecklichen Unfall in der Nähe des Rappenfelsens mit dem Leben: Ein Wanderer ist am Samstag vor zwei Wochen vor den Augen seiner Begleiterin abgestürzt und gestorben.

Erst auf Anfrage des Schwarzwälder Boten informierte das zuständige Polizeipräsidium Konstanz über Details zu dem tragischen Zwischenfall am 14. November. Gegen 12.30 Uhr seien an diesem Tag die Einsatzkräfte zu einem Aussichtsfelsen in der Nähe des Wanderwegs zwischen Gersbachhöhe und Rappenfelsen gerufen worden.

30 Meter abgestürzt

Nach Angaben der Polizei hatte an einem Aussichtspunkt ein 56-Jähriger aus Offenburg den Halt verloren – wie Einsatzkräfte erzählen, hatte der Mann an dieser Stelle ein Foto machen wollen. "Er verlor dabei den Halt, versuchte sich noch festzuhalten, stürzte dann aber ab", erklärt Polizeisprecher Jörg Kluge. Anschließend schlug er nach 15 Metern auf einen Felsvorsprung auf, stürzte aber einen Steilhang weitere 15 Meter herunter und hing schließlich leblos an einer Baumwurzel.

Die Bergwacht sowie der Rettungshubschrauber Christoph 54 aus Freiburg und weitere Kräfte des Rettungsdienstes seien gemeinsam mit der Polizei sofort ausgerückt. Über eine Seilwinde wurde der Notarzt schließlich vom Rettungshubschrauber aus zu der abgestürzten Person heruntergelassen. Doch dieser konnte dem 56-Jährigen nicht mehr helfen. Kluge: "Der Mann wurde wohl schon beim ersten Aufschlagen tödlich verletzt."

Die Helfer der Bergwacht Ortsgruppe Furtwangen übernahmen schließlich die traurige Aufgabe, den Leichnam des Mannes zu bergen. Eine Bergung über die Seilwinde und damit über den Hubschrauber sei nur in besonderen Situationen erlaubt, "beispielsweise, wenn es sich um ein extrem gefährliches Gelände handelt und die Bergung sehr lange dauert", erklärt Rainer Probst, Vorsitzender der Ortsgruppe Furtwangen, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Spezialisten der Bergwacht, die mit neun Kräften und zwei Fahrzeugen ausgerückt war, standen bei der Bergung jedoch vor einem Problem. Denn das Opfer lag in einem unwegsamen Gelände, in dem es kaum stabile Fixpunkte zur Befestigung der Sicherungstechnik gab. Deshalb brachte die Bergwacht ihr quadähnliches Geländefahrzeug, ein ATV, in Stellung. "Dieses befestigten wir an einem Baum und führten die Sicherung über das ATV durch", erklärt Probst. So konnte der Leichnam schließlich geborgen und anschließend dem Bestatter übergeben werden.

Begleitung unter Schock

Mit involviert in den Einsatz war aber darüber hinaus auch die Kriminalpolizei, "da es sich um einen nicht natürlichen Todesfall handelt", wie Polizeisprecher Kluge erzählte. Diese hätten die Ermittlungen aufgenommen und in diesem Zusammenhang auch die Absturzstelle genauer unter die Lupe genommen.

Die Begleitung, eine 47-jährige Frau, stand derweil unter Schock, musste vom Notfallnachsorgedienst sowie dem DRK-Ortsverein Triberg betreut werden.

Das derzeit aufgrund der Pandemie ohnehin erhöhte Wanderaufkommen in Kombination mit dem spätherbstlichen Wetter sorgt aber nicht für ein erhöhtes Einsatzaufkommen der Bergwacht, wie Probst berichtet.

Solch ein Unglück die Ausnahme

Ein solches Unglück sei deshalb trotz der vielen Menschen, die es mangels geöffneter Freizeiteinrichtungen ins Freie lockt, deshalb absolute Ausnahme. "Wir wohnen in einer Region, in der andere Menschen Urlaub machen – hier kennt man sich aber in unwegsamen Gelände aus", so der erfahrene Bergretter.

Anders gestalte sich die Situation in den traditionell stark frequentierten Regionen rund um Feldberg, Schauinsland und Belchen. Diese würden insbesondere von meist unerfahrenen Menschen aus den Städten angefahren, weswegen es dort aufgrund von steigenden Unglückszahlen auch außerhalb der Wintersaison vermehrt zu Einsätzen der Bergwacht komme.

"Die Kurgäste zur Ferienzeit sind bei uns in der Region eher ein Problem", so Probst. Zumal diese auch selten mit entsprechender Wanderausrüstung ausgestattet seien. In diesem Zusammenhang nehmen die Helfer, die für ihren ehrenamtlichen Einsatz im Gegensatz zur Feuerwehr keinerlei Ausgleichszahlung erhalten, immer häufiger eine "Vollkasko-Mentalität" wahr. "Viele meinen, das sei ja unser Job, ihnen zu helfen", stellt der Vorsitzende – abseits dieses Ereignisses – fest.

Wenig Verständnis für Arbeit

Das Verständnis für die Arbeit während der Freizeit, oder ohne Lohnausgleich während der Arbeitszeit, fehle aus seiner Sicht oftmals. Dies sei auch zu Zeiten von Corona und Zeitarbeit, wenn ohnehin das Gehalt nicht üppig ausfällt, ein besonderes Thema.

Nichtsdestotrotz: Die Helfer rücken auch weiterhin aus, wenn Menschen in Not geraten – und stehen auch für die traurige Aufgabe zur Verfügung, tödlich verletzte Menschen aus unwegsamen Gelände zu bergen.