Foto: Bartler-Team

Thomas Morgenstern hat in Neustadt Glück im Unglück. Rund 8000 Zuschauer erleben hochkarätiges Skispringen.

Titisee-Neustadt - Der Österreicher Thomas Morgenstern und der Pole Kamil Stoch haben am Wochenende die beiden Weltcup-Skispringen in Titisee-Neustadt gewonnen. Bei der Rückkehr des Skisprungweltcup in den Schwarzwald präsentierten sich die zuletzt erfolgsverwöhnten deutschen Athleten zwar mannschaftlich stark, aber es reichte beim Heimspiel auf der Hochfirstschanze nicht zum erhofften Sprung auf das Podest.

Überschattet wurde der Wettbewerb am gestrigen Sonntag vom schweren Sturz Thomas Morgensterns. Der Olympiasieger aus Österreich verkantete im ersten Durchgang bei der Landung, stürzte und musste mit dem Rettungshubschrauber ins Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen geflogen werden. Noch am frühen Abend die erfreuliche Nachricht: Die Verletzungen erwiesen sich als nicht so schlimm, wie ursprünglich angenommen.

Dritter Platz wie ein Befreiungsschlag

Horst Nilgen, der Medienbeauftragte des Internationalen Skiverbandes (FIS) hat schon viele Weltcups erlebt, "aber das war heute ein hochkarätiges Skispringen". Und in der Tat: Die rund 8000 Zuschauer erlebten eine an Spannung und Dramatik kaum zu überbietende Konkurrenz. Am Ende hatte Kamil Stoch mit Weiten von 142,5 und 138,5 Metern und der Gesamtnote 300,7 die Nase vorn. Sehr zur Freude des stark präsenten und lautstarken polnischen Anhangs. Der 25-jährige aus Zakopane, nach verhaltenem Saisonstart in Neustadt gleich zweimal als "Man of the Day" mit einer Geldprämie ausgezeichnet, konnte sein gutes Fluggefühl an beiden Tagen gleich mehrfach unter Beweis stellen. Mit einem Rückstand von 7,8 Zählern (142,5/141,5 Meter/292,9 Punkte) meldete sich Simon Ammann mit Blick auf die Olympischen Spiele eindrucksvoll in der Weltspitze zurück. Schon der dritte Platz am Vortag wirkte für den "Harry Potter" des Skispringens wie ein Befreiungsschlag. Geradezu diebisch freute sich der vierfache Olympiasieger aus der Schweiz über seine grandiosen Sprünge. "Ich hatte im zweiten Durchgang schon ein rundes Gefühl, sehe aber noch Reserven. Sportlich war das sehr hochklassig. Ich hab noch mehr drauf, das war cool", blickt Ammann dem Heimweltcup in Engelberg entgegen.

Noriaki Kasai zählt bereits 41 Lenze, aber irgendwie scheint es bei ihm wie mit dem Wein zu sein. Mit dem Alter wird er immer besser. In Titisee-Neustadt sprang der Japaner (139,5/137,5) erstmals in der noch jungen Weltcupsaison aufs Podest – nur neun Zehntelpunkte fehlten zu Rang zwei. "Ich bin immer noch jung, körperlich und geistig fit und habe viel Erfahrung", warf Kasai der Konkurrenz auch im Hinblick auf die kommenden Highlights den Fehdehandschuh hin.

Severin Freund (Rastbüchl) war an beiden Wettkampftagen mit den Rängen fünf und acht der stärkste DSV-Springer. Richard Freitag (Nickelhütte Aue) sprang mit den Plätzen elf und neun ebenfalls in die Top 15, aber zu mehr sollte es dem 22-Jährigen nach seiner langen Verletzungspause noch nicht reichen. "Heute sind die Flugspezialisten wie Ammann erfolgreich gewesen. Unsere Mannschaftsleistung war gut, aber für einen Podestplatz waren wir einfach zu weit weg", sagte Bundestrainer Werner Schuster.

"Das war eine Megashow", kommentierte Thomas Morgenstern seinen nicht erwarteten Sieg am Samstag. Ausgelassen feierte der Olympiasieger seine eindrucksvolle Rückkehr in die Weltspitze. Noch im Sommer wollte der 27-jährige Österreicher fast die Segel streichen.

Mit der Gesamtnote 284,1 verwies "Morgi" den Polen Kamil Stoch (280,8) und Simon Ammann (277,6) auf die Plätze. Bester deutscher Springer war Freund auf Platz fünf: "Ich hatte zwei gute Sprünge. Aber ein Bombensprung war nicht dabei."