Nach dem Tod des Bäderkönigs geht das Badeparadies in den Besitz einer Stiftung über. Foto: Badeparadies Schwarzwald

Stiftung von Josef Wund wird Haupterbin der Thermen. Komplexer Nachlass. Viele Fragen offen.

Titisee-Neustadt/Friedrichshafen - Josef Wund galt als zurückhaltende Unternehmerfigur. Bekannt war er vor allem für seine Thermen und Spaßbäder. Sein Tod bei einem Flugzeugabsturz wirbelte vieles durcheinander.

Er gehörte zu den rastlosen Unternehmerfiguren im Südwesten, die ihr Firmengeflecht eher im Verborgenen knüpfen. 79 Jahre alt wurde der Architekt und Investor Josef Wund aus Friedrichshafen. Am 14. Dezember 2017 starben er sowie der Pilot und Co-Pilot einer Bregenzer Privatmaschine, als die Cessna Citation beim Landeanflug auf den Flughafen Friedrichshafen in einem Waldstück bei Waldburg verunglückte.

Seine Bekanntheit verdankte Wund seiner Vorliebe für den Bau und Betrieb von Thermen und Spaßbädern. Standorte in Sinsheim und Titisee-Neustadt gehören dazu, ein Bad in Euskirchen in Nordrhein-Westfalen sowie die bayerischen Thermen Erding und Bad Wörishofen. Doch das waren quasi nur die Schaufenster seiner Unternehmungen. Mehr als 50 Firmen und Beteiligungen hielt Wund zuletzt. Über die Höhe seines Vermögens konnte bestenfalls spekuliert werden. Bis heute herrscht in finanziellen Fragen Verschwiegenheit.

Im Jahr 2015 begann der Unternehmer, Regelungen für seinen Nachlass zu treffen. In Friedrichshafen gründete er die gemeinnützige Josef-Wund-Stiftung GmbH und machte sich selbst zu deren Geschäftsführer. Das Stammkapital betrug laut Handelsregister 50.000 Euro. Der Stiftungszweck war weitestmöglich gefasst: Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Völkerverständigung, Umwelt- und Landschaftsschutz, Alten- und Jugendhilfe, Sport und Kirchen. 2016 verlegte Wund den Stiftungssitz in die Stuttgarter Königstraße und machte den früheren Fellbacher CDU-Oberbürgermeister Christoph Palm zum Geschäftsführer. Ein Sohn des Unternehmers, Jörg Wund, wurde Chef der Thermen Erding und Bad Wörishofen. Stifter Wund, sagt Palm heute, "war ein Mann, der 50 Jahre lang Vollgas gegeben hat".

Der Flugzeugabsturz im Schneetreiben eines Winterabends brachte die Räder, die Wund am Laufen gehalten hatte, zunächst fast vollständig zum Stehen. Denn längst nicht alle Erbregelungen waren getroffen. Rund 18 Monate dauerte es, bis die Wund-Stiftung Anfang Juli mitteilte, sie sei nun gemäß eines Erbscheins des Amtsgerichts Tettnang die Alleinerbin. "Das ist für die Familie ein weiterer wichtiger Schritt zur Bewältigung des so plötzlichen Todes meines Vaters", sagte Jörg Wund. Nun könne man sich wieder ganz auf die unternehmerische Weiterentwicklung der Thermen konzentrieren. Von einem "großen und komplexen Nachlass" spricht Palm.

Entsprechend kompliziert liest sich die Eigentumsregelung. Die Badeparadiese Sinsheim, Titisee-Neustadt und Euskirchen stehen nun in Stiftungsbesitz, jedoch dürfen gemeinnützige Stiftungen keinen unternehmenslenkenden Einfluss ausüben. Diese Aufgabe übernimmt die von Sohn Josef Wund gegründete JW TV – Vermögensverwaltung GmbH.

Wie es mit dem Großprojekt in Sinsheim weitergeht, muss noch entschieden werden

Sie hat zwei Geschäftsführer: den früheren Banker Peter Baumeister und Günter Renz. "Strategische Entscheidungen", sagte Baumeister dieser Tage, würden erst getroffen, "sobald alle hierfür notwendigen formalen Voraussetzungen erfüllt sind". Zu den angedeuteten wichtigen nächsten Entscheidungen gehört offenbar die Frage, wo in Zukunft investiert wird – und wie es in diesem Zusammenhang mit dem Königsprojekt, der Badewelt in Sinsheim, weitergeht. Sie laufe mit rund 800 000 Besuchern jährlich sehr gut, heißt es, doch die 2012 eröffnete Anlage mit ihrem Schwerpunkt Sauna spreche Familien und Jugendliche weniger stark an. Ein Manko im überregionalen Wettbewerb der Spaßbäder, die mit immer neuen Attraktionen aufwarten müssen. Daher hatte Wund angekündigt, Sinsheim für rund 500 Mio. Euro um weitere Wellnessanlagen und Hotels ausbauen zu wollen.

Von der halben Milliarde für Sinsheim ist inzwischen nicht mehr die Rede. Möglich, heißt es nun, dass der Standort um einen Rutschenpark erweitert wird – für eine "dreistellige Millionensumme", wie Stiftungschef Palm andeutet. Manager Baumeister hingegen will sich bisher nicht konkret äußern. Immer noch ist die Rede von Gesprächen mit Anwälten und fehlenden Dokumenten. Die künftige Ausgestaltung der Stiftung steht wohl ebenfalls auf dem Prüfstand.

Die humanistische Arbeit der Wund-Stiftung ist in letzter Zeit fast unsichtbar geworden. Die Homepage weist lediglich die Beteiligung am Stipendienprogramm "Talente im Land" aus, in das auch die Baden-Württemberg- und die Robert-Bosch-Stiftung einzahlen. Über das Programm kommt ständig rund 200 benachteiligten jungen Menschen Geld und Beratung im Studium oder in der Ausbildung zu. Wie viel Geld die Stiftung jährlich für mildtätige Zwecke aufwendet, ist Betriebsgeheimnis.