Jhon Loli wird voraussichtlich nicht für den TV Calmbach aufschlagen. Der peruanische Tischtennisverband verbietet ihm die Reise nach Deutschland. Fotos: tt-scouting/privat Foto: Schwarzwälder Bote

Tischtennis: TV Calmbach muss auf südamerikanischen Neuzugang verzichten. Verband stellt sich quer.

Wer im Sommer auf die Aufstellung des TV Calmbach für die Verbandsklasse-Saison blickte, rieb sich verwundert die Augen: An Position Eins präsentierte der Verein einen Neuzugang aus Peru. Zum Einsatz kommt Jhon Loli aber wohl nicht.

Bereits in den ersten beiden Saisonspielen fehlte die Neuverpflichtung Jhon Loli – und so wird es vermutlich auch bleiben, berichtet Frank Metzler, Schriftführer der Tischtennisabteilung des TV Calmbach.

Dabei war schon alles vorbereitet und genau getaktet. Am 9. September hätte der 18-jährige Loli in Zürich auf dem Flughafen landen sollen, tags darauf wäre der peruanische Jungnationalspieler im Nordschwarzwald eingetroffen. Ein paar Tage und Trainingseinheiten später hätte Loli beim ersten Rundenspiel in der Verbandsklasse Süd gegen den SV Deuchelried für seinen neuen Verein TV Calmbach zum ersten Mal aufschlagen – und im besten Fall natürlich zum Sieg führen – sollen, erzählt Metzler. Doch daraus wurde nichts, der peruanische Verband legte sein Veto ein. Loli musste in Peru bleiben.

"Organisiert hatten wir das alles über das Projekt ›TT-Scouting‹, eine Art ehrenamtlicher interkultureller Tischtennisaustausch", erzählt Metzler.

Die Rahmenbedingungen waren klar: Eigentlich sollte der peruanische Verband Hin- und Rückflug bezahlen, der TV Calmbach wäre hier für Unterkunft und Verpflegung des Spielers aufgekommen. Zudem musste sichergestellt sein, dass Loli jeden Tag trainieren kann. Soweit die Abmachungen mit dem Verband.

Kultur kennenlernen

Im Rahmen des Austauschs über "TT-Scouting" sollte Loli aber auch die Kultur in Deutschland kennenlernen, und nicht nur die Sporthallen. So sei alles ausgemacht gewesen und die Planung stand.

"Das wäre eine Win-Win-Situation gewesen", ist sich Metzler sicher. Jhon Loli hätte sich in Deutschland persönlich weiterentwickeln können und der TV Calmbach hätte einen starken Spieler hinzugewonnen. Zumindest für die Vorrunde, denn sein Touristenvisum hätte nur drei Monate gegolten. "In dieser Zeit hatten wir aber viel mit Jhon vor", sagt Metzler, bei dem Loli hätte wohnen sollen. "Wir hatten schon ein Programm zusammengestellt". Auch einen Praktikumsplatz im Vertrieb eines Althengstetter Unternehmens war organisiert.

Starke Trainingspartner standen ebenfalls zur Verfügung. Loli hätte in Böblingen am Stützpunkttraining des TTVWH teilnehmen können und sich in Grünwettersbach, einer Trainingsgruppe mit Bundesliga-Niveau verbessern können. "Die restlichen Tage hätte er bei uns in Calmbach trainiert", sagt Metzler.

Flug abgesagt

Doch soweit kam es nicht. Drei Tage vor dem Abflug wurde klar: Loli kann nicht fliegen, sein Flug war vom peruanischen Verband abgesagt worden – ohne Wissen des Spielers. Die erste Begründung: Der Verband habe momentan kein Geld und könne sich die Flüge nicht leisten. Als der TV Calmbach und "TT-Scouting" dann in Vorleistung gehen und den Flug auf eigene Rechnung bezahlen wollen, drehte sich die Argumentation: Jhon Loli sei ein wichtiges Mitglied der peruanischen Nationalmannschaft und solle weiter in Lima trainieren. Dort habe er die besten Entwicklungsmöglichkeiten. Er solle für die Herren-Nationalmannschaft bei der Olympia-Qualifikation spielen, und an den Junioren-Weltmeisterschaften in Thailand teilnehmen.

Da passt ein dreimonatiger Aufenthalt im Enztal plötzlich nicht mehr in die Planung. Wenn der Spieler trotzdem nach Deutschland gehe, fliege er aus der Nationalmannschaft und dürfe keine internationalen Turniere mehr spielen.

Massive Einschüchterung

"Eine Geschichte, die es eigentlich nur in Südamerika geben kann", sagt Marc Wannagat, der Verantwortliche bei "TT-Scouting". Alles sei abgemacht gewesen und kurz vor knapp habe der Verband ohne Rücksprache zu halten, alle Absprachen über den Haufen geworfen.

Loli und seine Familie seien durch die Androhungen des Ausschlusses massiv eingeschüchtert worden. "Da werden im Verband Machtkämpfe ausgetragen, auf den Rücken der Spieler", sagt Wannagat. Und Loli sei nicht der einzige. Er wisse noch von zwei weiteren peruanischen Spielern aus anderen Austauschprogrammen, denen der vereinbarte Trip nach Deutschland vom Verband verwehrt wurde.

Leidtragende seien die Spieler – Loli hatte extra ein Freisemester an der Uni beantragt – und natürlich der Verein, der fest mit der Verstärkung gerechnet hatte.

Wochen der Vorbereitung waren damit umsonst und auch für die sportlichen Ambitionen der Calmbacher ist die Absage ein herber Schlag. "Das trifft uns hart, jetzt spielen wir tendenziell nur noch um den Klassenverbleib", meint Metzler.

Dieser ist aber im Bereich des Machbaren. Vergangene Saison reichte es auch ohne Loli zu Rang Sechs. Ganz wollen die Calmbacher die Hoffnung auf die Verstärkung aber nicht aufgeben: "Die Tür ist nicht zu", sagt Metzler.

Immer noch willkommen

Wenn der Verband seine Meinung ändere und Loli in den nächsten Wochen oder auch erst zur Rückrunde doch noch nach Deutschland kommen dürfe, sei er immer willkommen. Schließlich treffe weder den Spieler noch das vermittelnde Projekt eine Schuld. "Wir sind nicht vergrämt", sagt Metzler. Denn die ganze Aktion sei natürlich nichts alltägliches, "da ist immer ein gewisses Risiko dabei".