Stuttgart / Berlin – Herr Schweiger, für „Kokowääh 2“ verwerten Sie das Plakat des ersten Teils wieder. Warum?
Wir dachten uns schon bei „Zweiohrküken“, dass das Plakat von „Keinohrhasen“ so toll war, dass wir es wieder verwendet haben. Das hat vor uns noch nie einer gemacht, und es funktionierte super. Also sind wir bei „Kokowääh 2“ wieder so vorgegangen. Das hat einen hohen Wiedererkennungswert und ich konnte mir dadurch auch noch ein Fotoshooting sparen.

„Kokowääh 2“ drehten Sie 2012 als Regisseur und Hauptdarsteller gleich im Anschluss an „Schutzengel“. War das nicht anstrengend?
Ganz gewiss, weil ich nicht nur diese beiden Filme drehte, sondern dazwischen auch noch nach Rumänien musste, um in „The Necessary Death of Charlie Countryman“ mitzuspielen, der jetzt auf der Berlinale laufen wird. Danach kam auch noch der „Tatort“, und als Regisseur weiß man, dass die Hauptarbeit erst nach dem Drehen anfängt. Eigentlich habe ich das letzte Jahr fast durchgearbeitet.

Wie ist das zu schaffen?
Ich packe das eben mit meiner Liebe und Begeisterung für das, was ich tue. Wobei „Kokowääh 2“ viel einfacher zu drehen war als „Schutzengel“. Es war für mich gewohntes Terrain, wir hatten viele Innenaufnahmen und es war Sommer. „Schutzengel“ war aufwendiger, wir arbeiteten mit einem großen Team im Winter, und die Drehtage waren zudem viel länger.

Dennoch kursierte im Spätsommer die Meldung, Sie seien fix und fertig.
In den Zeitungen stand sogar, ich hätte einen Zusammenbruch gehabt. Dem war aber nicht so, ich hatte nur in letzter Sekunde mein Kommen auf dem Schweizer Filmfestival absagen müssen, was mir auch leid tat. Aber ich war einfach zu müde und musste am nächsten Tag wieder drehen. Jedenfalls wurde das von den Medien mal wieder ziemlich aufgebauscht.

Ärgert Sie so etwas?
Na klar! Da würde sich doch jeder ärgern, wenn Sachen über einen erzählt werden, die gar nicht stimmen.

Besteht zwischen Ihnen und der Presse so etwas wie eine Hassliebe?
Weder noch, zumal man die Presse auch nicht verallgemeinern kann. Hass ist außerdem eine Eigenschaft, die ich nicht besitze, weil das eine destruktive Charaktereigenschaft ist, die einen überhaupt nicht weiterbringt. Liebe ist es auch nicht, obwohl es sehr viele Journalisten gibt, die ich schätze und mag. Aber ich liebe meine Kinder, meine Familie und meine Freundin.

Was passiert, wenn Sie einen nicht mögen?
Dann spreche ich nicht mehr mit ihm.

„Matthias Schweighöfer und ich sind gute Freunde“


Gern wird Ihnen jetzt auch unterstellt, in Konkurrenz zu Matthias Schweighöfer zu stehen, der mit seinen Filmen inzwischen auch sehr erfolgreich ist.
Dabei sind Matthias und ich wirklich sehr gute Freunde. Wir sind keine Konkurrenten, und Matthias ist auch jünger und ein ganz anderer Typ als ich. Ich habe sogar ein Quäntchen Anteil daran, dass es jetzt mit ihm so abgeht, was mit „Keinohrhasen“ anfing. Den Rest hat er sich selbst zu verdanken, weil er einfach ein großartiger Schauspieler ist, den die Mädels lieben. Es wird ja auch versucht, zwischen Wotan Wilke Möhring und mir einen Keil zu setzen, seitdem bekannt, dass wir beide Kommissare bei „Tatort“ werden. Wotan ist auch ein ganz enger Freund von mir, der mich dann anrief und sagte, in Interviews würde immer wieder versucht, etwas zwischen uns beiden zu treiben. Bei unserer Freundschaft passt aber kein Blatt dazwischen.

In „Kokowääh 2“ ist Matthias Schweighöfer auch wieder dabei und spielt sich selbst, allerdings als überkandidelten Filmstar.
Ja, weil das lustig ist. Wenn sich alle normal geben würden, habe ich nun mal keine Komödie. Matthias persifliert einen Filmstar, er ist natürlich nicht wirklich so, aber es gibt solche Stars, ohne jetzt Namen zu nennen.

In „Kokowääh 2“ sind Sie als Henry gezwungen, mit Samuel Finzi zusammen zu ziehen, was Erinnerungen an Walter Matthau und Jack Lemmon in „Ein seltsames Paar“ weckt.
Wer ist dann wer?

Sie kommen eher an Walter Matthau heran?
Würde ich auch sagen.

Haben Sie selbst schon einmal mit einem Mann zusammengelebt?
Eine Zeit lang habe ich mit meinem Bruder zusammengewohnt, und während der Schauspielschule teilte ich eine WG mit einem Mann und einer Frau. Das war Mitte der Achtziger und lief soweit ganz gut, nur die Frau war auf einen Öko-Trip, was mit der Zeit ganz schön nervte.

Stimmt es, dass Sie wieder von Berlin nach Hamburg zurückziehen wollen?
Ja, sobald das Haus fertig ist. Aber ich bleibe Berlin ja erhalten. Hier ist meine Firma und ich behalte auch meine Wohnung. Ich werde also noch oft hier sein, nichtsdestotrotz will ich wegen der Kinder Hamburg wieder zu meinem Zuhause machen. Sie werden immer größer, und solange sie noch nicht ganz ihre eigenen Wege gehen, will ich für sie da sein. Früher sind sie immer an den Wochenenden zu mir nach Berlin gekommen, was super war. Inzwischen haben sie andere Interessen, und Papa am Wochenende zu besuchen, steht nicht mehr als erstes auf ihrer Agenda.

Macht Sie das ein wenig traurig?
Es ist ganz normal, dass Kinder, wenn sie älter werden, andere Interessen entwickeln. Als ich 16 war, habe ich auch nicht gesagt, ich bleibe Samstag zu hause und gucke mit meinen Eltern fernsehen.

Jetzt kommt aber erst einmal die Berlinale, und Sie sind das erste Mal mit einem Film im Wettbewerb vertreten. Empfinden Sie das als Ritterschlag?
Ich selbst bin ja nicht vertreten, sondern ich spiele eine Rolle in einem Film, der dafür ausgewählt wurde. Meine eigenen Filme habe ich jedoch noch nie eingereicht.

Warum nicht?
Weil sie überhaupt nicht gespielt werden würden. Ich mache Mainstream-Filme, die haben auf der Berlinale überhaupt nichts verloren.

Reichen Sie Ihre Filme für den Deutschen Filmpreis ein?
Ja, aber das mache ich nur den anderen zuliebe. Nach dem Debakel mit „Keinohrhasen“ hatte ich „Zweiohrküken“ nicht eingereicht. Dann haben aber einige Teammitglieder gesagt, ich würde ihnen damit die Chance nehmen, theoretisch nominiert zu werden. Also habe ich „Kokowääh“ eingereicht, der aber trotzdem in keiner Kategorie vornominiert wurde. Da saßen Leute in der Jury, die sagten, „Kokowääh“ hat es nicht verdient, für Kamera, Ausstattung oder für die anderen Schauspieler vornominiert zu werden. Das fand ich skandalös. In Österreich haben wir in den Kategorien Bester Film und Beste Regie gewonnen, und ich Deutschland sind wir noch nicht mal vornominiert. Da habe ich mich natürlich geärgert. „Kokowääh 2“ und „Schutzengel“ habe ich jetzt trotzdem wieder eingereicht, aber nur den anderen zuliebe, nicht meinetwegen. „Schutzengel“ ist jetzt tatsächlich vornominiert. Die erste Hürde haben wir also schon mal geschafft. Hey, Applaus!
„Kokowääh 2“ kommt an diesem Donnerstag bundesweit ins Kino