Engen Kontakt mit Tieren erlebten die Besucher des Mehrgenerationenhauses auf der Tierfarm. Foto: Köncke

Was hat ein Besuch auf einem Tierhof mit Respekt zu tun? Eine ganze Menge, wie die Jugendlichen der Projektgruppe "Respekt zeigen, Toleranz leben" auf der Tier- und Jugendfarm "Kameldocs" in Hochdorf erfahren konnten.

Ein respektvoller Umgang zwischen Mensch und Mensch, zwischen Tier und Tier und zwischen Mensch und Tier gehört auf dem Tierfarm zur gelebten Alltagspraxis. "Wenn es untereinander Zoff gibt, das wirkt sich auch auf die Tiere aus", informiert mich die ehemalige Zootierärztin Barbara Münchau am Telefon kurz vor der Ausflug.

Vom gelebten Respekt profitieren derzeit Schafböcke, Lamas, Trampeltier, Esel, Pferd, Hunde, Bienen und Igel, von denen einige als Gnadenhoftiere in ihrer Vergangenheit eher schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, sei es als Zirkustier oder als "Lebendes Geburtstagsgeschenk". Doch auch in solchen Fällen, bei denen ein Tierbesitzer aufgrund sich verändernder Lebensumstände sein Tier nicht mehr halten konnte, wurde der Hof schon zum neuen Zuhause.

Wenn ein Tier neu ankomme, dauere es eine Zeit, bis es in die "Herde" integriert sei, meistens entwickeln die Tiere untereinander dann doch recht enge Beziehungen. Das werde besonders deutlich, wenn eines der Tiere sterbe. Dann sei es wichtig, dass alle noch mal die Möglichkeit hätten, sich vom toten Tier zu verabschieden.

Tod, ein Thema das von Menschen oft in den Hintergrund gedrängt wird, was auch dadurch deutlich wird, dass Tierbesitzer beim Prozess des Einschläferns eines geliebten Tieres nicht dabei sein wollten. In der Praxis hat dies laut Münchau oftmals zur Konsequenz, dass die Tiere nicht von dieser Erde gehen wollten, wenn die Bezugsperson nicht dabei sei.

Auch Helfer profitieren

Nicht nur die Tiere profitieren vom wertschätzenden Umgang auf dem Hof, auch die ehrenamtlichen Helfer, derzeit zwölf an der Zahl, erleben im täglichen Umgang was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und nicht nur in der Theorie etwas über "exotische Tiere" zu erfahren. Entlohnt werden sie mit wohlwollenden Blicken und Schmuseeinheiten von Lamas und Kamelen, die auch die Besucher an diesem Tag offenherzig in ihre Runde mit aufnehmen.

Dabei sind nicht alle Tiere gleich, manche brauchen mehr Abstand, andere suchen die Nähe, berichtet die 17-jährige Ria, die bereits als Neunjährige auf den Hof kam. Ein sehr "zugewandtes" Lama drückt einer Kollegin einen Schmatzer auf den Mund während es von den es bürstenden Kindern profitiert.

Es sei wichtig die Körpersprache der Tiere zu kennen, informiert Ria, denn zwischen zwei Lamas zu stehen, die die Ohren nach hinten anlegten und ihren Kopf in die Höhe reckten kann ein zwei- faches Bespuckt werden folgen. Das Grüne was dabei ausgesondert werde, sei Wiedergekautes aus einem der insgesamt drei Mägen.

Das Unwissen der Menschen über Tier- und Umwelt wirke sich allerdings auch auf Menschen aus, so Münchau. In Teilen Chinas müssten die Menschen nun selbst die Bäume bestäuben, da es aufgrund der vermehrten Anwendung von Pestiziden, zu einem Aussterben von Wildbienen gekommen sei, "die diese Aufgabe eigentlich übernehmen". Nicht nur, dass der Mensch den Lebensraum der Tiere zerstöre, auch in anderer Hinsicht werde tierisches Leben vom Menschen oft nicht genug gewürdigt. Etwa wenn Tiere zur Belustigung oder als Sportobjekt betrachtet würden.

Nächstes Treffen am 30. April

Das nächste Projekttreffen wird am 30. April erfolgen. Dann wird das Thema Inklusion im Sport im Mittelpunkt stehen. Dieser Tag könnte auch für Jugendliche interessant sein, die sich für Regie und Fernseharbeit interessieren, denn an diesem Tag wird die Fernsehlotterie einen kurzen Clip über das Projekt am Mehrgenerationenhaus drehen.

Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0170/5 54 69 57 oder E-Mail: m.koencke@diakonie-nsw.de