Bastian Tröger (links) zusammen mit Achim Bick beim Einsatz in Genua im Jahr 2015. Foto: THW Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Bundesfreiwilligendienstleistende stellen ihre Organisation vor / Oft muss es für die Rettungskräfte ganz schnell gehen

Das Technische Hilfswerk nimmt seine Aufgaben nicht nur innerhalb der Bundesrepublik wahr, sondern unterstützt seit knapp 70 Jahren auch im Ausland.

VS-Schwenningen. Im Technischen Hilfswerk (THW) gibt es zwei speziell ausgebildete Gruppen von Ehrenamtlichen für Einsätze im Ausland: die SEEBA (Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland) und die SEEWA (Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland).

Die "SEEBA" ist für die Bergung von verschütteten oder vermissten Personen zuständig. Nach der Alarmierung sind die Helfer in sechs Stunden am Flughafen abflugbereit. Die "SEEWA" hingegen kümmert sich um die Wasserversorgung in Katastrophengebieten. Zusätzlich stellt das THW noch verschiedene Module für den EU-Katastrophenschutz-Mechanismus.

Bereits seit 1953 hilft das THW bei Katastrophen im Ausland. Der erste Auslandseinsatz war in den Niederlanden, wo eine Flutkatastrophe vom 31. Januar bis zum 2. Februar 1953 mehr als 1800 Todesopfer forderte. Seitdem hatte das THW mehrere hundert Einsätze in insgesamt 130 Ländern.

So zum Beispiel auch in Libanons Hauptstadt Beirut, als dort vergangenes Jahr ein Feuer in einer Halle auf ein Lager für Kunstdünger übergriff. Die Folge war eine riesige Explosion im Hafengebiet wodurch mehrere tausend Menschen verletzt und über hundert Menschen getötet wurden. Im Auftrag der Bundesregierung wurden insgesamt 50 Einsatzkräfte und mehrere Suchhunde der "SEEBA" vom Frankfurter Flughafen entsandt. In Beirut konnten die Einsatzkräfte bei der Suche nach Verschütteten Hilfe leisten, die Standfestigkeit von Gebäuden beurteilen und die Krisenkoordination der deutschen Botschaft unterstützen.

Neben solchen Soforteinsätzen gibt es auch langfristige Projekte mit komplexen Aufgaben für das THW im Ausland. So unterstützt die Organisation zum Beispiel den Aufbau eines ehrenamtlichen Katastrophenschutzes in Tunesien. In jedem Fall werden die Ehrenamtlichen des Technischen Hilfswerks durch spezielle Trainings und Lehrgänge intensiv vorbereitet und geprüft.

VS-Schwenningen/Rottweil. Bastian Tröger aus dem THW-Ortsverband Rottweil hat durch Trainings und Lehrgänge die Voraussetzungen erfüllt, um sich für die Auslandsdatenbank des Technischen Hilfswerks zu qualifizieren. Er war bereits in Krisengebieten und spricht im Interview mit der Bundesfreiwilligendienstleistenden Michelle Michallek über seine Erfahrungen.

Wann haben Sie sich dazu entschlossen, ins Ausland gehen zu wollen?

Die Möglichkeit, in das Ausland zu kommen, war einer meiner Hauptgründe, überhaupt im THW anzufangen.

Wie war die Ausbildung und wo haben sie diese absolviert?

Die Ausbildung "EGA" (Einsatzgrundlagen Ausland) habe ich in Neuhausen gemacht. Diese war anspruchsvoll, hat aber sehr viel Spaß gemacht und man konnte enorm viel mitnehmen. Einige der Lerninhalte konnte ich auch schon im Privaten verwenden, da eines meiner Hobbys Reisen ist und das nicht in die üblichen Urlaubsländer. 

Brauchen Sie zusätzliche Untersuchungen und Voraussetzungen?

Für alle Helferinnen und Helfer, die als Experten in der Auslandsdatenbank stehen, sind die G35-Untersuchung (Tropentauglichkeit) im dreijährigen Turnus sowie zusätzliche Impfungen Pflicht. Vom THW gibt es natürlich Vorgaben, um in die Auslandsdatenbank zu kommen, beispielsweise Englisch zu sprechen, Lehrgänge, Impfungen und so weiter. Das sind die Hardskills. Ich persönlich sehe hier noch ein paar wichtige Softskills. Teamfähig, belastbar, kreativ, flexibel sein und gute Laune. Das sind aber meine persönlichen "Top Five". 

In welchen Auslandseinsätzen waren Sie schon?

Ich war durch das HCP-Modul Süd (High Capacity Pumping Module – eine zur Abwehr von Hochwasserkatastrophen gebildete Einheit) des THW schon drei Mal im Ausland. 2006 für circa vier Wochen in Liberia für ein Projekt, auf das ich mich beworben habe, wo das THW eine Generatoren-Werkstatt für die UNO betrieben hat. 2014 mit dem HCP-Modul nach einem Hochwasser für 14 Tage in Bosnien und 2018 zu einer Übung ModEx France und Zertifizierung des HCP-Moduls Süd in Südfrankreich für sieben Tage. Zusätzlich habe ich schon mehrere Male für das THW Konvois mit ausgemusterten Fahrzeugen von Deutschland nach Genua geführt, im Zusammenhang mit dem aktuellen Tunesien-Projekt. (Seit 2012 fördert das Auswärtige Amt ein Projekt zum Auf- und Ausbau des tunesischen Zivil- und Katastrophenschutzes unter italienischer Leitung. In diesem Rahmen werden ausgemusterte Fahrzeuge nach Tunesien überführt.)

Was sind die Unterschiede zu einem Inlandseinsatz?

Das Ausland und die Teams sind auf jeden Fall etwas anderes als im Inland. Die Teams werden erst bei der Alarmierung zusammengestellt und somit sieht man erst bei der Einsatzbesprechung, mit wem man unterwegs ist. Durch unsere Vernetzung und gemeinsamen Übungen kennt man natürlich dann doch den einen oder anderen. Zusätzlich muss man mit dem mitgenommenen Material und der Ausrüstung zurechtkommen, da es nicht immer so einfach ist, weitere Einheiten oder Material nachzufordern. Man muss vor Ort kreativ und kontaktfreudig sein, um anstehende Herausforderungen mit dem vorhandenen Personal und Material lösen zu können. Das muss man natürlich auch im Inland, im Ausland allerdings noch verstärkt.

Wie sind die Unterkunft und die Verpflegung im Ausland?

Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Ich persönlich hatte schon vom Zelt, Notunterkunft  bis Hotel alles dabei. Man muss halt nehmen was kommt und das Beste daraus machen. n Die Fragen stellte Michelle Michallek

Unser Interviewpartner Bastian Tröger ist seit 21 Jahren ehrenamtlich im Technischen Hilfswerk (THW) aktiv. Neben seiner Tätigkeit im HCP-Modul ist er Leiter der Fachgruppe Logistik im THW-Ortsverband Rottweil. In seinem "zivilen Leben" arbeitet Bastian Tröger als Anwendungstechniker.