Die Planeten diskutieren. Foto: Vollmer

Ein Theaterstück zum nahenden Ende der Menschheit sorgt mit Witz und bissiger Kritik für große Unterhaltung beim Publikum.

Am Wochenende erweckten „Chamaeleon Theaterwelten“ im Schlosshof die gesellschaftskritische Komödie „Weltuntergang“ von Jura Soyfer aus dem Jahr 1936 zu neuem Leben und boten eine mitreißende, humorvolle und farbendurchflutete Aufführung.

Soyer hatte in seiner schonungslosen Satire die Militärmächte und den nahenden Weltkrieg im Fokus. Zum Inhalt: Die Sonne ist erbost. Mit ihren Menschen stört die Erde die Einheit des Weltraums. Es kann so nicht weitergehen.

Komet soll Erde von der Menschheit befreien

Daher entsendet die Sonne mit anderen Planeten einen Kometen, der mit seinem Einschlag die Erde von der Menschheit befreien soll. Natürlich entdecken die Erdbewohner schnell, dass ein Komet auf Kollisionskurs ist.

Doro Jakubowski und Andreas Schnell transferierten ihr Stück „Das Lied von der Erde“ in das Jahr 2023 mit allen aktuellen Krisen. Mit besonderem Gespür für sprachliche, gestische, visuelle und musikalische Pointen stellten sie eine dynamische Szenenvielfalt zusammen.

Auch der Mond hat Erfahrung mit den Parasiten gemacht

Der Auftakt umriss die Sorgen der Planeten. „Es gibt eine Dissonanz in der Sphärenharmonie. Das liegt an der Erde und deren Menschen“, so die Sonne (Magdalena Rau) in strahlendes Goldgelb gehüllt. Der Mond (Swen Richter) mit langem Bart, aus dem er Parasiten entfernt: „Ich hatte schon mal ein paar. Unangenehm, aber mich haben sie nicht gestört“.

Models und der Modeschöpfer Foto: Vollmer

Schließlich beschlossen die Planeten, den Komet Konrad auf die Erde zu entsenden. Eine herrliche Einlage, bei der Konrad mit Sphärenkraft Richtung Erde geschleudert wurde. Tänzerisch gab Doro Jakubowski alles. Das Publikum war hingerissen.

Ideale Aufmachung zum Weltuntergang

Die Selbstherrlichkeit der Menschen aus Politik und Wirtschaft wurde danach auf die Schippe genommen. Professor Guck (Andreas Schnell) warnte vor dem anstehenden Kometeneinschlag. Die Gefahr berührte niemand. „Nichtstun ist immer das sicherste“. Und sorglos erklang der Gassenhauer „Geh‘ ma halt a bisserl unter“.

Die Vermittlung des Mars zur Rettung des gesamten Planeten wurde von allen Nationen ausgeschlagen, denn die einzelnen Länder hatten bereits nationale Pläne geschmiedet. Zwei Models (Doro Jakubowski und Rosa Maria Paz) konnte man anschließend in silbernen, mit Glitzersteinchen verzierten Gewändern auf dem Laufsteg bewundern als ideale Aufmachung zum Weltuntergang.

Publikum begeistert

Kichernd strahlten sie ihren Haute-Couture-Schöpfer an. Swen Richter mit blonder Perücke und Lockenwicklern spielte seine Oberflächlichkeit mit Bravour. Weitere Menschen entdeckten, dass sich mit der bevorstehenden Apokalypse neue Märkte erschließen lassen. Andere dachten, dass mit Geld alles möglich sei. Schauspielerin Winnie Winston und Mr. Rockford gehörten zu den Personen, die mit einem Weltraumschiff der Katastrophe entkommen wollten.

Subtil wurde die Kraft der Erde von drei Akteuren immer wieder hervorgehoben. Dieses positive Gegengewicht veranlasste Konrad, sich für den Planeten Erde und seine Bewohner einzusetzen. Begeisterter Applaus für ein sympathisches Ensemble mit überzeugender Spielfreude, von der energiegeladenen Doro Jakubowski bis hin zu dem achtjährigen Noah. Sie alle hätten mehr Zuschauer verdient.