Cormac McCarthy, Autor der Roman-Vorlage zum Film „No Country for Old Men“) hat selbst ein Drehbuch für einen schmutzigen Drogenthriller verfasst – und dabei zu wenig filmisch gedacht.
Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "The Counselor"
Stuttgart - Als Literat ist Cormac McCarthy eine Institution, die Adaption seines Romans „No Country for Old Men“ überließ er den Brüdern Joel und Ethan Coen. Im Nachhinein weise, denn nun hat er selbst ein Drehbuch verfasst, ohne filmisch zu denken: „The Counselor“ ist geschwätzig, doch die ermüdenden Dialoge täuschen Tiefe nur vor, und Ridley Scotts leinwandfüllende Bilder funktionieren eher dekorativ, erzählen zu wenig.
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Ein gut situierter Rechtsanwalt mit diffusem Geldbedarf beteiligt sich an einer Drogenlieferung aus Mexiko, die prompt abhandenkommt. Das Kartell nimmt alle US-Partner ins Visier: den Dealer, der sich wie ein Popstar geriert (Javier Bardem), seinen Kompagnon (Brad Pitt), den Anwalt und dessen hübsche Verlobte (Penélope Cruz).
Am stärksten ist der Film, wenn nicht Gefühlslagen pseudophilosophisch zerredet werden wie in einer Vorabendserie. Wie ölige Mexikaner in der Drogen-Parallelwelt den Lkw präparieren, binnen Minuten mit Schweißbrenner und Pinsel völlig umgestalten, ist sehenswert. Zu den Wüstenpanoramen um El Paso gesellen sich indes wüste Panoramen menschlicher Verrohung, da rollen Köpfe, fliegen Finger, kommt das übelste Mordinstrument seit dem Bolzenschussgerät in „No Country“ zum Einsatz. Allerdings wird Gewalt nicht ähnlich intelligent vorgeführt – und die kaum zu stoppenden Killer des Kartells gab es noch radikaler schon in der TV-Serie „Breaking Bad“ zu sehen.
Fassbender bleibt in der Titelrolle seltsam blass, Liebesszenen mit der unterforderten Cruz haben Telenovela-Kitsch-Qualität. Sollte dies auf die trügerische Selbstwahrnehmung der oberen Mittelschicht zielen, so ist der Witz auf der Strecke geblieben. Auch Javier Bardem, in „No Country“ ein großartiger Bösewicht, bleibt als verpeilter Dealer weit unter seinen Möglichkeiten.
Nur zwei konterkarieren die Oberflächlichkeit: Brad Pitt, der als großmäuliger Cowboy Risiken und Nebenwirkungen skizziert, und Cameron Diaz als Todesengel mit Wildkatzentattoo und silbernen Fingernägeln. Selbst einer obszönen Nummer auf einer Windschutzscheibe gibt sie eine gewisse Grazie, auch wenn der Nummer der doppelte Boden fehlt, den ein Quentin Tarantino ihr wohl mitgeben würde.
Was bleibt, ist Ernüchterung: wie weit die Macht der Kartelle reicht, wie kultiviert deren Bosse sind und wie wenig mancher groß angelegte Film letztlich zu sagen hat.
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