Aufschlag in der Ludwigsburger MHP-Arena: Tommy Haas(35) greift an diesem Samstag für den guten Zweck zu seinem Schläger und ist im Match gegen Philipp Kohlschreiber auf Revanche aus. Foto: dpa

Mit 35 gehört er im Tennis zum alten Eisen. Dennoch ist Tommy Haas immer noch die deutsche Nummer eins und fühlt sich fitter denn je. An diesem Samstag (20.15 Uhr) trifft der Weltranglisten-Zwölfte auf den zweitbesten Deutschen, Philipp Kohlschreiber. Es geht um Revanche und noch viel mehr.

Mit 35 gehört er im Tennis zum alten Eisen. Dennoch ist Tommy Haas immer noch die deutsche Nummer eins und fühlt sich fitter denn je. An diesem Samstag (20.15 Uhr) trifft der Weltranglisten-Zwölfte auf den zweitbesten Deutschen, Philipp Kohlschreiber. Es geht um Revanche und noch viel mehr.
Stuttgart - Herr Haas, dass wir Sie in diesem Jahr noch einmal in Deutschland auf dem Tennisplatz sehen – damit hätten wir nicht gerechnet . . .
(lacht) . . . da sieht man wieder, dass ich immer für Überraschungen gut bin. Ich bin froh, dass wir dieses Event auf die Beine gestellt haben. Vor allem, weil wir damit etwas Gutes tun können. Die Menschen auf den Philippinen brauchen unsere Hilfe. Ich hoffe daher, dass wir in Ludwigsburg einen ordentlichen Geldbetrag zusammenbekommen.
Und für dieses Charity-Match anlässlich der ersten Ludwigsburger Tennis-Nacht ziehen Sie auch das kalte deutsche Winterwetter den warmen Temperaturen in Kalifornien vor.
Natürlich ist es jetzt in Los Angeles angenehmer als hier. Ich denke aber, dass gerade die Einbindung der Hilfsaktion für „Ein Herz für Kinder“ Sinn und Zweck genug ist. Außerdem befinde ich mich schon in der Saisonvorbereitung und das Match gegen Philipp ist eine gute Gelegenheit, unter Wettkampfbedingungen die Form zu überprüfen. In der Woche darauf spiele ich noch bei einem Einladungsturnier in Budapest, an dem so starke Spieler wie David Ferrer, Jo-Wilfried Tsonga und Marcos Baghdatis teilnehmen.
Es ist nicht Ihre erste Begegnung mit Ihrem Daviscup-Kollegen Philipp Kohlschreiber in dieser Saison. Zuletzt hat er Sie in Paris in Runde zwei geschlagen und Ihnen dadurch die Teilnahme bei der Tennis-WM in London vermasselt. Gibt’s in Ludwigsburg die Revanche?
Das hoffe ich. Denn ich habe noch eine Rechnung mit Philipp offen. Die möchte ich am Samstag begleichen. Bei den beiden letzten Aufeinandertreffen war ich einfach platt von der langen und anstrengenden Saison. Und man darf nicht vergessen, dass Kohli ein sehr gutes Jahr gespielt hat. Bei uns geht es immer eng her, das zeigt auch die Bilanz, in der Philipp mit 4:3 führt.
In dieser Saison haben Sie eine Daviscup-Auszeit genommen. Teamchef Carsten Arriens hofft nun, dass Sie im kommenden Jahr wieder für die deutsche Mannschaft spielen.
Grundsätzlich möchte ich auch gerne noch einmal für Deutschland spielen.
Bereits bei der Auftaktbegegnung gegen Spanien vom 31. Januar bis zum 2. Februar in Frankfurt ?
Ich hoffe, dass es für mich klappt, dabei zu sein. Letztlich sollten die Spieler spielen, die zu diesem Zeitpunkt am stärksten sind. Das Duell gegen Spanien ist natürlich ein Knaller. Ob ich tatsächlich aufschlage, hängt auch noch von ein paar anderen Faktoren ab.
Von welchen?
Es wäre zum Beispiel wichtig, beim Turnier in Auckland und dann bei den Australian Open schon gut in Form zu sein. Von daher ist es jetzt noch zu früh für eine endgültige Entscheidung.
Unabhängig davon war es ein sehr erfolgreiches Tennis-Jahr für Sie – in Wien haben Sie Ihren 15. ATP-Turniererfolg gefeiert.
Stimmt. Meine beiden Siege in München und Wien waren meine Highlights, weil es einfach das Tollste ist, nach einer harten Woche den Pokal in der Hand zu halten. Dass ich in zwei meiner Lieblingsstädte gewinnen konnte, hat mich besonders gefreut. Aber auch das Turnier in Miami mit dem Sieg über Novak Djokovic und das Fünf-Stunden-Match gegen John Isner bei den French Open in Paris waren unvergessliche Tennismomente für mich.
Wie schaffen Sie es, mit 35 Jahren noch immer die deutsche Nummer eins zu sein?
Ich fühle mich fitter denn je, und ich bin dazu verletzungsfrei, das ist der Grundstein für den Erfolg. Dazu habe ich mein Spiel immer weiterentwickeln können, es ist jetzt viel facettenreicher als früher. Ich bin mir sicher, dass der jetzige Tommy den früheren Tommy schlagen würde, weil er stärker ist.

"Aber der Weg an die Spitze ist eben extrem steinig"

Eine andere Meinung ist, dass Ihre Top-Platzierung zeigt, dass Deutschland ein Nachwuchsproblem im Herren-Tennis hat.
Wir müssen den Jungen einfach etwas Zeit geben. Mit Alexander Zverev führt ein Deutscher die Weltrangliste der Junioren an, auch Maximilian Marterer hat Talent. Aber der Weg an die Spitze ist eben extrem steinig, dort kommt man nicht von heute auf morgen hin.
Dazu ist auch viel Disziplin gefragt.
Genau. Ohne Disziplin und viel Ehrgeiz geht es nicht. Ich schufte jeden Tag extrem hart auf dem Trainingsplatz oder im Fitnessstudio und achte sehr auf meine Ernährung. Da muss man sich natürlich durchbeißen, aber wenn man dann eine super Saison hinter sich hat, weiß man, wofür man so hart gearbeitet hat.
Und wie lange wollen Sie sich diese ganze Schinderei noch antun?
Das hängt stark von meinem Gesundheitsstand ab. Solange ich das Gefühl habe, konkurrenzfähig zu sein, Matches noch gewinnen zu können und Spaß am Tennisspielen habe, sehe ich keinen Grund, aufzuhören. Es ist auf jeden Fall mein Ziel, 2015 in Stuttgart noch einmal auf Rasen aufzuschlagen, das wäre eine tolle Sache.
Bis dahin sind es aber noch über eineinhalb Jahre. Was sind zunächst Ihre persönlichen Ziele für 2014 auf der ATP-Tour?
Ich möchte verletzungsfrei bleiben, alles andere kommt von allein. Ich setze mich nicht unter Druck und stecke mir keine konkreten Ranking- oder sonstigen Ziele. Ich werde alles versuchen, um noch einmal ein ähnliches Jahr wie 2013 erleben zu dürfen.
In den letzten Monaten wurde viel über Doping im Profitennis diskutiert. Das lag auch daran, weil der Serbe Viktor Troicki nach verpassten Kontrollen für ein Jahr gesperrt wurde, und der kroatische Topspieler Martin Cilic positiv getestet wurde. Roger Federer fordert nun mehr Dopingtests auf der Tour – Sie auch?
Ich bin absolut für die Dopingtests, die aus Gründen der Fairness im Profisport unerlässlich sind. Ich persönlich habe nach meinen Erfahrungen das Gefühl, dass umfassend überprüft wird. Ich bin allein in diesem Jahr schon x-mal getestet worden und das zum Teil in sehr kurzen Zeitabständen.
Ist Ihnen das lästig?
Nein, die Kontrollen erachte ich als wichtig für die Erhaltung der gleichen Wettbewerbschancen und für einen sauberen Sport. Darüber hinaus sollte man auch die gesundheitlichen Schäden nicht außer Acht lassen – gerade bei Jungprofis, die sich noch in ihrer Entwicklungsphase befinden.
An diesem Sonntag ist der erste Advent. Wie feiern Sie in diesem Jahr eigentlich Weihnachten?
Ich bin wieder daheim bei meiner Familie und freue mich sehr auf die ruhigen und besinnlichen Weihnachtstage. Wenn man wie ich eine kleine Tochter hat, bekommt das Weihnachtsfest wieder eine ganz spezielle Bedeutung.