Die zusätzlichen Fach- und Führungskräfte sollen vor allem in Deutschland, Indien und China arbeiten. In Deutschland will das Unternehmen 3400 Führungskräfte einstellen, davon die Hälfte im Softwarebereich.
Stuttgart - Der Stuttgarter Zulieferer Bosch will seine Anstrengungen im Bereich der digitalen Wirtschaft und der Informations- und Kommunikationstechnologie massiv verstärken. Dies erklärte Personalgeschäftsführer Christoph Kübel am Donnerstag. Insgesamt würden für das laufende Jahr weltweit 20 000 zusätzliche Fach- und Führungskräfte gesucht, sagte Kübel. Davon solle etwa die Hälfte in den Bereichen IT und Softwareentwicklung tätig werden. Zusätzlich möchte der Technologiekonzern in diesem Jahr weltweit auch noch 20 000 Mitarbeiter im gewerblichen Bereich einstellen.
Den größten Bedarf an zusätzlichen Fach- und Führungskräften sieht das Unternehmen in Deutschland. Dort sollen in diesem Bereich 3400 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Rund 3100 Stellen will das Unternehmen in Indien schaffen, 2500 in China. Auch in diesen Ländern soll nach den Plänen von Bosch die Hälfte der neuen Fach- und Führungskräfte im IT- und Softwarebereich arbeiten.
Neue Stellen, neue Chancen
Zur Bezahlung der neuen Fach- und Führungskräfte meinte Kübel, diese sei „marktgerecht“. Es sei aber nicht beabsichtigt, etwa Mitarbeiter aus Indien oder China nach Deutschland zu holen, um dort die neuen Stellen besetzen zu können. Bosch versuche, seine Beschäftigten regional zu rekrutieren. Bei den bereits beschäftigten Mitarbeitern gebe es allerdings einen regen internationalen Austausch. Neue Stellen bei Fach- und Führungskräften würden beispielsweise auch für Ingenieure oder Elektrotechniker eingerichtet. Der digitale Wandel des Unternehmens schaffe nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern biete auch zusätzliche Karrieremöglichkeiten für die Mitarbeiter, so der Personalchef.
Die hohe Zahl der Neueinstellungen soll dem Konzern helfen, die Digitalisierung im eigenen Unternehmen, aber auch bei Angeboten für Kunden weiter voranzutreiben. So will Bosch etwa durch Industrie-4.0-Anwendungen bis zum Jahr 2020 insgesamt eine Milliarde Euro einsparen. Dies könne etwa geschehen, indem die Lagerhaltung besser gesteuert werde oder indem es bei Maschinen und Anlagen eine vorbeugende Wartung gebe. „Die Maschine steht dann nicht mehr 15 Minuten still, sondern nur noch fünf Minuten“, sagte ein Bosch-Sprecher. Neben den Einsparungen im eigenen Unternehmen will Bosch nach den Worten von Kübel durch Lieferungen von Industrie-4.0-Anwendungen an Kunden ebenfalls bis 2020 eine Milliarde an zusätzlichem Umsatz erreichen.
Künstliche Intelligenz soll Umsatz bringen
Mit der Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter reagiere Bosch auch auf die hohe Fluktuation durch den demografischen Wandel, sagte Kübel. Jedes Jahr geht bei Bosch eine große Zahl an Mitarbeitern in den Ruhestand. Die Zahl der Kündigungen ist nach den Worten des Unternehmenssprechers dagegen gering und liegt bei nur einem Prozent. Nicht zuletzt das Ausscheiden durch den demografischen Wandel hat beispielsweise im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die Zahl der weltweit Beschäftigten nur um etwa 15 000 auf 390 000 Mitarbeiter stieg, obwohl 50 000 Beschäftigte eingestellt worden waren. In Deutschland soll die Zahl der Mitarbeiter in diesem Jahr per saldo stabil bleiben. Ende des vergangenen Jahres beschäftigte Bosch im Inland 134 000 Mitarbeiter.
Insgesamt hat das Unternehmen nach den Worten von Kübel in weltweit 250 Werken mehr als 100 Projekte angestoßen, bei denen Mitarbeiter an Entwicklungen wie Industrie 4.0, Elektroautos oder selbstfahrende Autos arbeiten. In Renningen, den USA und Indien wurden insgesamt rund 300 Millionen Euro in neue Zentren für die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) gesteckt. In fünf Jahren könnten Projekte aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz etwa zehn Prozent zum Umsatz von Bosch beitragen, vermutet Kübel. Dabei gehe es dann nicht nur um Entwicklungen wie autonomes Fahren, sondern auch um Smart Home oder Smart City, also etwa um Steuerungen für Häuser, Gebäudekomplexe oder auch von ganzen Städten.
Bosch bietet auch Arbeit in Start-ups
Für Forschung und Entwicklung gibt Bosch jährlich etwa 6,6 Milliarden Euro aus – knapp zehn Prozent des Umsatzes –, beschäftigt sind in diesem Bereich rund 59 000 Mitarbeiter. Etwa 20 000 Entwickler beschäftigen sich mit Software. An neuen Entwicklungen könnten Mitarbeiter sowohl im Konzern selbst als auch bei Start-ups arbeiten, sagte Kübel. „Auch in einem Start-up kann man bei uns die Ärmel hochkrempeln.“ Der Frauenanteil bei den Fach- und Führungskräften solle von 15 auf 20 Prozent steigen.
Gute Erfahrungen habe Bosch mit seiner weitgehenden Flexibilisierung der Arbeitszeit gemacht. „Die gute Vereinbarung von Beruf, Familie und Hobbys ist für uns sehr wichtig“, erklärte der Personalgeschäftsführer. So könne ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin beispielsweise vier Tage im Unternehmen und einen Tag zu Hause arbeiten. „Die besten Ideen kommen nicht unbedingt am Arbeitsplatz, sondern möglicherweise auch beim Joggen, beim Kaffeetrinken oder auf der Terrasse“, sagte Kübel. „Wir wollen bei Bosch weg von der Präsenzkultur und hin zu einer Ergebniskultur.“