Podium mit Vieren – das Bild zeigt (von links) Matthias Voelkel, Martina Bandte, Mehmet Barlik und Roland Tralmer. Foto: Ulrike Zimmermann

Um ein denkbar universales Wirtschaftsthema ging es im jüngsten Technologieforum in der Technologiewerkstatt in Tailfingen: um Geld. Und um die multiplen Probleme der mittelständischen Unternehmen in schwierigen Zeiten.

Mit dem Titel „Geld und Zukunft – der Status Quo und die Auswirkungen auf Unternehmen und Gesellschaft“ hatte Matthias Voelkel von der Börse Stuttgart Group den Vortrag überschrieben, den er im ersten Teil des Abends hielt. Ehe er das tat, hieß Daniel Spitzbarth, Innovationsmanager und Leiter des Technologiezentrums, die Gäste willkommen – und bat dann einen zum Grußwort ans Mikrofon, der auch per Du mit dem Genius loci ist, nämlich Alt-Oberbürgermeister Jürgen Gneveckow. Der war 2013, als der erste Spatenstich für die Technologiewerkstatt gesetzt wurde, noch in Amt und Würden gewesen und bei der Einweihung des „Traums aus Stein und Glas“ erst seit wenigen Tage im Ruhestand.

 

„Europäische Zentralbankhat ihren Auftrag verfehlt“

Seither ist einiges passiert – die Welt, so Gneveckow, sei aus den Fugen und ein „Weiter so“ die schlechteste aller Optionen. Womit er Matthias Voelkel, dem Referenten, praktisch das Wort aus dem Munde nahm. Der promovierte Jurist, der seit Anfang 2022 CEO der Gruppe Börse Stuttgart, der sechstgrößten Börsengruppe Europas, ist, kam nach einer Tour d’ Horizon über die Geschichte des Geldes von den Anfängen des Tauschs bis zum Bitcoin auf die EZB, die Europäische Zentralbank, zu sprechen und fällte ein vernichtendes Urteil über sie: Sie habe ihren primären Auftrag, die Inflationsbekämpfung, in den vergangenen Jahren spektakulär verfehlt. Die Federal Reserve, die amerikanische Notenbank, habe ungleich schneller auf die Inflation reagiert, mit dem Ergebnis, dass es der amerikanischen Wirtschaft derzeit so gut gehe wie lange nicht. Der Dollar, seit Jahrzehnten unangefochtene Leitwährung in der Welt, werde es auch in absehbarer Zukunft bleiben.

Es fehlen Kapital und Personal

Die Auswirkungen dieser globalen Entwicklungen auf die deutsche Gesellschaft und die Unternehmen der Region diskutierte Voelkel anschließend mit Martina Bandte, Geschäftsführerin der Firma Karl Conzelmann und Präsidentin des Branchenverbands Gesamtmaschen, und dem Startup-Unternehmer Mehmet Barlik, Geschäftsführer der Pixxie GmbH. Die Krisen, so Bandte, hätten den mittelständigen Unternehmen schwer zugesetzt; die Herausforderungen seien enorm: Es fehle an Personal und Kapital, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen seien verunsichert bis hin zum Burnout, und eine Flut von kaum noch nachvollziehbaren Verordnungen, Gesetzesnovellen und Regelungen trage das Ihre dazu bei, der Industrie das Laben schwer zu machen. Pessimismus könne man sich dennoch nicht leisten: „Wer aufgibt, hat schon verloren.“

Mehmet Barlik, Matthias Voelkel und Martina Bandte Foto: Zimmermann

Voelkel relativierte das Ergebnis der Anamnese ein Stück weit. Krisen habe es schon immer gegeben; trotzdem habe sich die Welt positiv entwickelt – noch nie sei der Wohlstand so groß gewesen. Sein Rat: zwei Gänge runterschalten und nicht in Panik verfallen. Das sieht auch Mehmet Barlik so. Man dürfe sich die Entscheidungen nicht aus der Hand nehmen lassen, auch wenn nicht ganz klar sei, wohin der Weg führe. Er sei immer risikobereit gewesen, sehe sich im Nachhinein darin bestätigt und hoffe, mit seinen „Pixxie-app & eCommerce Solutions“ bald ins internationale Geschäft einsteigen zu können.

„Es muss ein Ruck durchs Land gehen“

Das Schlusswort sprach der amtierende Oberbürgermeister – Roland Tralmer zitierte den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog mit der berühmten Forderung „Es muss ein Ruck durch das Land gehen“ und konstatierte, er habe bei allen Diskussionsteilnehmern „eine positive Grundtendenz“ herausgehört. Das sei gut so, denn schließlich komme das Geld für die Weiterentwicklung der Stadt von den heimischen Unternehmen.