Klara Blum (Eva Mattes) und Reto Flückinger (Reto Gubser) ermitteln am Bodensee. Foto: SWR-Pressestelle

Schönheits-OPs, Chefärzte, Leichen - Eva Mattes ermittelt als Klara Blum am Bodensee.

Konstanz - Schönheit aus der Botox-Spritze hat ihren Preis. Neid entsteht, Freundschaften gehen zu Bruch. Davon macht sich Eva Mattes im ARD-„Tatort“ mit dem Titel „Der schöne Schein“ ein Bild.

Die Chefin einer Schönheits-Klinik wird ermordet, der Ehemann und die Kollegen stehen unter Verdacht. Sie alle sind im Geschäft mit der Schönheit menschlich aus der Bahn geraten. Zynisch oder lethargisch gehen sie ihrer Wege. Der TV-Tatort läuft am Sonntag, 16. Januar, 20.15 Uhr, in der ARD.

Mattes ermittelt als Kommissarin Klara Blum zum dritten Mal an der Seite ihres Schweizer Kollegen Reto Flückinger (Stefan Gubser). Es ist das letzte Mal, denn Gubser verabschiedet sich in eine eigene, neue „Tatort“-Fassung des Schweizer Fernsehens.

Die „Tatort“-Macher entwarfen ihre Filmfiguren zuletzt häufig in Schwarz und Weiß. Degenerierte Großgrundbesitzer und gewissenlose Unternehmensberater waren die Krimi-Bösewichte. Der Beauty-Wahn wurde schon im November 2010 im Münchner „Tatort“ „Unsterblich schön“ bloßgelegt, als aufgespritzte Mütter ihre Töchter zu extremer Magerkost und Aerobic zwangen.

„Wie kann man nur so viel fressen?"

„Der schöne Schein“ setzt die Reihe von simpel gezeichneten Unholden fort. Ein Schönheitschirurg beschimpft beim Fettabsaugen eine dicke Patientin: „Wie kann man nur so viel fressen?“ Ein Chefarzt spielt Golf und fährt Sportwagen anstatt zu arbeiten. Der Kontrast zum armen Hausmeister, der einen klapprigen Volvo fährt, könnte nicht größer sein. Ungewöhnlich viele Leichen pflastern die Ermittlungspfade - zur Dynamik des Plots trägt das aber nicht bei.

In dem Drehbuch von Susanne Schneider, die schon drei andere Bodensee-„Tatort“-Krimis schrieb, finden Subtilitäten keinen Platz. Wenn der Zuschauer davon erfährt, dass den Verdächtigen Scheidung oder Entlassung drohte, wird der Zuschauer explizit darauf hingewiesen, dass dies Mordmotive sind. Im Hintergrund berieselt Klaviermusik das Fernsehpublikum. In ihrem 18. „Tatort“ kommentiert Mattes den Körperkult mit Silikon-Implantaten plattitüdenhaft: „Lieber was Richtiges im Kopf als was Falsches im BH.“

Später wird dem Zuschauer Kritik an Schönheitsoperationen in Reinform feilgeboten: „Schönheit vergeht, Weisheit besteht.“ Wer moralisch so eindeutig auf der richtigen Seite steht wie die Kommissare Blum und Perlmann (Sebastian Bezzel) und wer so makellos ist, der bietet sich nicht unbedingt als facettenreiche Filmfigur an. Als ihr Schweizer Kollege Flückinger seinen Abschied vom Bodensee ankündigt, wagt Blum einen Kuss. Später sucht Flückinger dennoch das Weite.