Klaus Müller, wie man ihn kannte, immer unermüdlich hinter der Theke im Tannheimer Gasthaus Lamm. (Archivfoto) Foto: Zimmermann

Lamm-Wirt Klaus Müller starb im 82. Lebensjahr. Er prägte mit seinem ruhigen und ausgleichenden Wesen eine Ära, war in der Geschichte verwurzelt, aber auch über den Tellerrand hinausschauend.

VS-Tannheim - Jeder kannte ihn als Klaus, dabei steht im Taufregister Nikolaus als Vorname, denn er wurde einen Tag nach dem Nikolaustag geboren. Außerdem, war er in der Familie Müller seit Generationen nicht der einzige Nikolaus.

Für ihn war es als dem ältesten Sohn selbstverständlich, die Familientradition in Landwirtschaft und Gasthaus fortzuführen. Das kam schneller als gedacht, denn nach dem frühen Tod seines Vaters Ernst Müller übernahm er im Alter von 25 Jahren den Familienbetrieb. In den ersten Jahren wurden Ökonomieteil und Gasthaus umgebaut und renoviert, zusätzlich kam ein Gästehaus hinzu. Heutzutage wächst sogar der Strom auf dem Gasthausdach.

Die Landwirtschaft hat sich seit seinen Kindertagen grundlegend verändert. Um 1840 erhielt das Lamm erstmals eine Lizenz als Gasthaus, und genauso lange ist das Lamm mit einer immer dazu gehörenden Landwirtschaft in Familienbesitz. Der Name Lamm für das Wirtshaus kommt nicht von ungefähr. Schafzucht und Schäferei waren über 100 Jahre lang die landwirtschaftliche und berufliche Grundlage der Familie Müller. Vom Rheintal bis zur Schwäbischen Alb waren Müllers bestens vernetzt. Horden von Schafherden wurden um die Schafskälte auf dem Gebiet des heutigen Freibades gewaschen und geschoren. Im Fremdenbuch waren zu dieser Zeit Übernachtungsgäste mit Berufsangabe Schäfer stark repräsentiert.

Fleisch aus eigener Zucht und Schlachtung

Heutzutage ist das Schwein der Hauptanteil der Landwirtschaft. Wer im Lamm genussvoll sein Schnitzel verzehrt, weiß, dass sie aus eigener Zucht und Schlachtung stammen.

Mit den beruflichen landwirtschaftlichen Beziehungen auf die Schwäbische Alb und dem Blick über den Dorfrand hinaus, war auch das Abonnement des Schwarzwälder Boten seit über 150 Jahren verbunden. Aus der Tageszeitung erfuhr man damals in den Inseraten das wirtschaftliche Leben der Region mit Verpachtungen, Käufen und Verkäufen, aber auch notwendige Informationen über das Umfeld der Kundschaft.

Eine Urkunde im Schankraum vom Lamm bezeugt, dass seit über 150 Jahren Fürstenberg-Bier ausgeschenkt wird, Tannheim gehörte zum ehemaligen Fürstentum Fürstenberg.

Mit seiner Frau Klara, die er 1966 heiratete, hat Klaus Müller zwei Töchter und einen Sohn. Als Landwirt war er über 30 Jahren lang Ortsvorsitzender des Badisch Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV). Seit über 50 Jahren gehörte er der Tannheimer Feuerwehr an. Beim Musikverein Tannheim spielte er über 30 Jahre aktiv mit.

Viele Feste 

Schaut man sich im seit Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1960er-Jahre geführten Fest- und Hochzeitsbuch vom Landgasthaus Lamm um, so feierten im Lamm das "Who is Who" der Tannheimer Bürger und auch von auswärts ihre großen persönlichen Feste.

Das Lamm ist mittlerweile das einzige Gasthaus in Tannheim. In den vergangenen 50 Jahren habe er einiges Glück gehabt, so wie es gelaufen ist, gab Klaus Müller bei seinem 80. Geburtstag zu Protokoll, nachdenklich, aber auch dankbar. Die sprichwörtliche Kirche im Dorf zu lassen, das lebte er, es bedeutete für ihn gegenseitige Wertschätzung.