Sowohl innen als auch außen konnten die Gäste beim Tag des Denkmals in der Bahnhofstraße 36 in Eutingen einiges entdecken. Foto: Alexandra Feinler

„Da habt ihr aber noch viel vor euch“, staunten die Besucher am Sonntag, am Tag des offenen Denkmals in der Bahnhofstraße 36 in Eutingen. Familie Ruf führte gemeinsam mit Simon Rainer und Marcel Demertzoglou durch das denkmalgeschützte Gebäude.

An den ehemaligen Eigentümer Hermann Teufel und seine Familie konnten sich noch viele Eutinger erinnern, die die Fotos anschauten. „Sein Vater war der Auto Paul. Seine Frau Johanna kenn ich nemme so richitg“, erklärte Inge Hellstern. Die Söhne Hermann, Ludwig und Emil waren auch weiteren Eutinger Besuchern bekannt.

Nachbarin Rosa Akermann berichtete von so manchen Erlebnissen. Diese wurden bei Führungen durch das historische Gebäude an der „Brühlwiese“ lebendig.

Willi Schaupp hatte die Geschichte aus dem Familienregister der Pfarrei Sankt Stephanus und den Güterbüchern im Archiv der Gemeinde zusammengetragen, dankte Sabine Ruf für die großen Mühen. So konnten Informationen vom einstigen Eigentümer Hans Ulrich Aggermann, aus der Zeit rund um 1685, bis heute zusammengestellt werden.

Holger Ruf (rechts) ging auf die Fragen der Besucher ein und erklärte, warum an den Wänden Richtung Süden Rus vorhanden ist. Foto: Alexandra Feinler

Bei der Führung mit Holger Ruf erfuhren die Besucher, dass das Gebäude früher wohl zwei Abortgänge hatte. Einer davon soll als Staufläche erhalten bleiben. Ins Staunen kamen die Besucher, weil das Gebäude so viele Deckenbalken aufweist. „Die hatten früher viel Wald“, erklärte Holger Ruf und zeigte, was beim Abbruch alles zum Vorschein kam. Das Deckengebälk soll trockeneisgestrahlt werden, damit die Farbe erhalten und das Gebälk nachher sichtbar bleibt.

Denkmalschutz verlangt einiges von Familie Ruf

Einige Vorgaben hat Familie Ruf zu erfüllen, worüber die Zuhörer staunten. So müssen die Fenster in Richtung Hof im Original erhalten bleiben. Sie befinden sich aktuell bei der Holzmanufaktur in Rottweil zur zeitgemäßen Restaurierung. Sie erhalten innen ein Vorfenster. „Wie früher? Mit Sommer- und Winterfenster? Das ist ja ein riesiger Aufwand“, merkten die Zuhörer an. Nur in Richtung Süden und Norden dürfen neue, nachgebaute Holz-Fenster eingesetzt werden. Dass dies eine Unmenge kostet, war den Gästen gleich klar.

In der guten Stube des Altbauern fand Familie Ruf eine Vertäfelung und Deckengemälde, die aber nicht bauzeitlich waren. Daher befinden sich die Bauherren aktuell in der Klärungsphase, wer die Kosten der Freilegung des Gemäldes trägt. „Das kann man ja irgendwann nicht mehr tragen“, waren sich Gäste einig.

Familie Ruf hatte auch an das kleinste Detail gedacht und Familienschätze ausgestellt. Foto: Alexandra Feinler

Sie hakten nach, warum die Stube Rus aufweise. Holger Ruf erklärte, dass diese wohl früher zugemauert war und dass dieser Bereich eingeräuchert wurde, daher befinde sich der Ruß an den Wänden. Viele Informationen hatte die Familie von einem Haushistoriker erhalten, der herausfand, dass das Gebäude wie ein Doppelhaus angelegt ist. Beim Abbruch zeigte sich immer wieder, dass der Experte mit seinen Angaben Recht hatte.

Der Denkmalschutz verlangt einiges von Familie Ruf, die das Gebäude vom einstigen Eigentümer Hermann Teufel, so gut es geht im Originalzustand erhalten möchte. Immerhin zählt es zu den ältesten in Eutingen. Dafür müssen starke Herausforderungen auf sich genommen werden, beschreibt Holger Ruf: „Manches altes Baumaterial gibt es in keinem Baumarkt.“ Beispielsweise das Ausmauern nach historischem Mörtelrezept.

Biberschwänzeund Fruchtbühnen

Die Holznägel für das Dachgebälk mussten bestellt werden, denn Schrauben werden nicht verwendet. Auf dem Dach befanden sich handgestrichene Biberschwänze, weshalb die defekten wieder durch Biberschwänze ersetzt werden mussten. Die beiden ehemaligen Fruchtbühnen sollen aber erst im zweiten Bauabschnitt erschlossen werden.

So geht es weiter

Aktuell
kümmert sich Familie Ruf gemeinsam mit Architekt Ulrich Fischer, Holzbau Stehle und weiteren Handwerkern um das Erdgeschoss, das Obergeschoss und die Außenfassade. „Es hat sich schon einiges getan, im Vergleich zum ursprünglichen Zustand“, sagte Holger Ruf, dass einiges ausgeräumt wurde. Die alten Möbel hat die Familie zunächst erst Mak zur Seite gestellt und möchte einiges auch wiederverwenden.

Aufteilung
Im Erdgeschoss wurde der Gewölbekeller erhalten und daneben der Heizraum installiert, der zukünftig an ein Bad und eine Küche angrenzt. Im Obergeschoss will Familie Ruf in Zukunft wohnen.

Ausblick
„Wir hoffen, dass wir den nächsten Baufortschritt in einem Jahr präsentieren können“, sagt Holger Ruf und freut sich über die zahlreichen Interessierten. Sie schauten sich stundenlang das historische Gebäude an.

Einblicke
Den Tag des Denkmals in Eutingen nutzten einige Interessierte aus der ganzen Umgebung, denn selten bekommt man Einblicke in so eine besondere Baustelle.