Immer wieder berührt vom großen Altarbild in der Taborkirche: Gemeindereferentin Sigrid Karus hat zusammen mit Nils Krieger (links) und Michael Belm einen neuen Kirchenführer verfasst. Foto: B. Schwarz

Ein neues Handbüchlein mit großartigen Fotos bringt Besuchern die katholische Taborkirche in Freudenstadt näher.

Die katholische Taborkirche, so sagt Nils Krieger (80), Architekt und Stadtplaner im Ruhestand, sei neben dem Kurhaus eines der architektonisch bedeutendsten Gebäude Freudenstadts außerhalb des Stadtkerns. Sie sei zwar ein Juwel, werde aber zu wenig gewürdigt.

Nils Krieger, zugleich erfahrener Stadtführer in Freudenstadt, hat mit Gemeindereferentin Sigrid Karus und Michael Belm, ehemals Rektor der Grundschule Dietersweiler, für dieses Juwel einen Kirchenführer verfasst. Das 25-seitige Büchlein im handlichen Format hebt sich von herkömmlichen Kirchenführern ab, zählt nicht nüchtern Bauhistorie, Länge, Breite und Kirchturmhöhe auf, sondern erzählt Geschichte und Geschichten rund um die Taborkirche.

Von den Besonderheiten

Das mag auch an der Vorgabe liegen, die Sigrid Karus als Initiatorin ausgab: Der Kirchenführer müsse eine Botschaft vermitteln, müsse zum Gebet führen. Dem Besucher und Betrachter der Schrift müsse es so ergehen wie dem Johannes auf dem großen Altarbild in der Kirche, der seine Arme einladend ausbreite, sein Herz öffne. Karus: „Im Mensch muss was aufgehen.“

In der Tat, schon beim Durchblättern des Heftchens geht dem Leser auf, was er alles noch nicht von der Taborkirche und ihren historischen, architektonischen und atmosphärischen Besonderheiten weiß. Die Außen- und Innenfotos von Michael Belm sind eindrucksvoll, seine Detailfotos von Madonnen und Kirchenfenstern seltsam ruhig, fast andächtig. Kleine, eingestreute geistliche Impulse erinnern den Leser daran, dass es im Führer um ein Gotteshaus geht. Er mündet tatsächlich in einem Gebet.

Vorhaben gemeinsam angepackt

Seit 2015 wird in der Taborgemeinde über das Vorhaben Kirchenführer nachgedacht. Dann kamen Sigrid Karus und Nils Krieger bei einer Wanderung auf dem Jakobusweg zusammen und packten gemeinsam das Vorhaben an. „Ich habe mal das zusammengeschrieben, was ich bei meinen Kirchenführungen alles geschwätzt habe“, erzählt Karus. Sie legte damit den Grundstein zu dem Kirchenführer.

Die Taborkirche, auf dem Berg gebaut und die Stadt mit ihrem großen Turmkreuz überragend, hatte zu diesem Zeitpunkt den zweiten Schritt ihrer Sanierung hinter sich. Sie präsentiert sich seitdem mit einem gewaltigen Kirchenschiff mit hellen Farben im warmen Licht, in ihren ursprünglichen Zustand zurückgebaut.

Das große Altarbild mit dem verklärten, strengen Christus, in der Tradition der Ikonenmalerei gemalt von Maria Hiller-Foell, rückt unverstellt wieder in die Mitte, zieht Blicke und Aufmerksamkeit auf sich. Die Altarinsel mit den liturgischen Orten ist klar und doch locker gegliedert, die Kirche lädt ein, dort zur Ruhe zu kommen.

Interessante Architektur

Interessant ist schon ihre Architektur. 1931 geweiht gilt sie auch heute noch als ein ausgesprochen modernes Bauwerk in klaren, einfachen Formen. Architekt Otto Linder verrät damit seine Stuttgarter Schule, die auch Freudenstadts Stadtbaumeister Ludwig Schweizer seinerzeit maßgeblich beeinflusste, angelehnt an die so genannte Neue Sachlichkeit des Bauhauses. Zusammen mit konzentriert gefassten Abschnitten über Chronik, Altarbild, die Fenster, über Künstler oder Stadtgeschichte, die auch Constanze Emele und Josef Weiß zusammentrugen, haben die kreativen Profis des Kunstverlags Josef Fink mit dem neuen Kirchenführer ein stimmiges kleines Handbuch gestaltet, mit dem sich das Gotteshaus leicht neu oder wieder entdecken lässt.

Vielleicht trägt es gar dazu bei, die Taborkirche als „markanten Baustein der Stadtlandschaft“ (so textet der neue Kirchenführer) wieder tiefer im Bewusstsein der Bürger Freudenstadts zu verankern.