Trauer Quelle: Unbekannt

In aller Stille soll heute - dem ersten Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden - der Opfer des Massakers vom 11. März 2009 gedacht werden. Vor der betroffenen Albertville-Realschule werden Gedenkplatten niedergelegt

Winnenden - In aller Stille soll heute - dem ersten Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden - der Opfer des Massakers vom 11. März 2009 gedacht werden. Vor der betroffenen Albertville-Realschule werden Gedenkplatten niedergelegt.

Bei einer Trauerfeier mit Bundespräsident Horst Köhler werden Schüler an die Toten erinnern, wie Oberbürgermeister Bernhard Fritz (CDU) am Mittwoch ankündigte. Die Schulgemeinschaft solle im Mittelpunkt der öffentlichen Veranstaltung stehen. 300 Polizeibeamten werden nach Auskunft des Einsatzleiters im Rems-Murr-Kreis für Sicherheit sorgen. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) verzichte auf eine Ansprache, um den Schülern mehr Gestaltungsraum zu lassen.

Schon vor der offiziellen Gedenkfeier, zu der die Stadt mehr als 1000 Besucher erwartet, werden Schüler, Lehrer und Hinterbliebene unter sich trauern und den Zeitpunkt der Tat gemeinsam durchstehen. Um 09.33 Uhr sollen in ganz Winnenden die Kirchenglocken läuten. Ein 17 Jahre alter ehemaliger Schüler hatte am 11. März 2009 in der Albertville-Realschule acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf der Flucht tötete er drei weitere Menschen und sich selbst. Die Waffe hatte er unverschlossen im Schlafzimmer seiner Eltern gefunden.

Es dürfe keinen Zwang geben, die Zimmer zu betreten

Rektorin Astrid Hahn kündigte derweil an, dass eins der betroffenen Klassenzimmer der noch geschlossenen Albertville-Realschule nach dem Umbau zum Gedenkraum werden soll. Wie es den Jugendlichen nach der Rückkehr im September 2011 beim Anblick der Räume gehen werde, wisse noch niemand. Es dürfe deshalb auch keinen Zwang geben, die Zimmer zu betreten, sagte Hahn am Mittwoch in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. In dem Gedenkraum könnten etwa Kondolenzbücher, Briefe und Kerzen aufbewahrt werden. Sie wünsche sich einen ruhigen Jahrestag, der Raum biete, der Opfer zu gedenken und Kraft zu sammeln, sagte Hahn.

Der Hauptteil der öffentlichen Gedenkstunde am Donnerstag werde von den Schülern gestaltet, sagte Hahn. Sie greifen Symbole der ersten Trauerfeiern auf und sagen, was sich für sie seitdem verändert hat. Mit großen Kieseln, auf die Wünsche geschrieben werden sollen, legen sie und andere Gäste später einen verschlungenen Weg in die Zukunft. "Unser Weg wird auch nicht gerade sein, sondern steinig und gewunden, und wir werden auch immer mal innehalten", sagte Hahn. Die Steine und die Gedenkplatten für die Opfer, die an der Albertville- Realschule von Tim K. erschossen wurden, sollen später einen Platz in und an der umgebauten Schule bekommen.

Viele Beamte in ziviler Kleidung

Die Polizei möchte an dem Jahrestag zwar präsent sein, doch ausdrücklich so wenig wie möglich in Erscheinung treten, sagte Einsatzleiter Peter Hönle. So würden viele Beamte in ziviler Kleidung kommen, die Autos soweit möglich abseits geparkt und keine Hubschrauber eingesetzt. "Wir wollen alles tun, damit sich eingebrannte Bilder nirgendwo wiederholen."

Der württembergische Bischof Gebhard Fürst ist überzeugt, dass die Menschen aus dem Amoklauf von Winnenden etwas gelernt haben. "Ich glaube, dass die Bürger Ihrer Stadt nach dem 11. März 2009 erkannt haben, wie wichtig es ist, dass Menschen ihre Nächsten aufmerksam wahrnehmen, warnende Signale beachten und einschreiten gegen katastrophale menschliche und zwischenmenschliche Entwicklungen", schrieb der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Jahrestag des Amoklaufs an den Oberbürgermeister. Mit Gottes Hilfe könne jeder seinen Blick für seine Mitmenschen schärfen. 

Weitere zentrale Gedenkstunde ähnlicher Art wird es an den kommenden Jahrestagen wohl nicht geben. Sicher werde man am 11. März immer der Opfer des Amoklaufs gedenken - "aber garantiert nicht mit dem großen Aufwand, den wir jetzt betreiben," sagte Fritz.

(dpa)