Trotz Fan-Protesten und Drohungen der UEFA wollen die englischen Teilnehmer der umstrittenen "Super League" an ihren Plänen festhalten. Auch Martin Braun, Trainer des Regionalligisten TSG Balingen, und Marcel Yahyaijan, Trainer des Oberligisten FC 08 Villingen, haben zu diesem Thema eine klare Meinung.

Zwölf europäische Spitzenclubs, darunter der FC Liverpool, Real Madrid und Juventus Turin, hatten in der Nacht zum Montag die Gründung einer milliardenschweren "Super League" angekündigt. Diese stünde in direkter Konkurrenz zur UEFA Champions League.

"Super League" steht in den Startlöchern

TSG-Trainer Martin Braun sagt: "Das Thema interessiert die meisten Fußballfans. Ich finde es sehr nachvollziehbar, dass die deutschen Vereine sich da zurückhalten. Sollte die Super-League dennoch kommen, würde das gewisse Veränderungen in der Wertigkeit und Wahrnehmung der Fußballligen, wie der Bundesliga, mit sich bringen. Ob wirklich die Spieler der beteiligten Vereine für die Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft gesperrt werden könnten, mag Martin Braun nicht zu beurteilen. "Ich gehe davon aus, dass die UEFA und die FIFA schon wissen, was sie tun."

Geld steht im Vordergrund

Sein Pendant beim FC 08 Villingen, Marcel Yahyaijan, sagt: "Es ist schon schade, dass sich da ein paar Vereine zusammentun, die einfach nur das Geld im Vordergrund sehen. Schon kleine Jungs träumen auf dem Bolzplatz von der Champions League, das hat sich so etabliert, da hoffe ich, dass die den Verstand einschalten und nicht nur die Dollarzeichen sehen. Das spiegelt ja auch ein bisschen die Situation in England wider, wo die Investoren so stark drin sind und nur das Wirtschaftsthema sehen, statt einer Vereinskultur."

Zu viele Spiele für die Fußballprofis

Martin Braun findet, dass selbst das aktuelle System mit der Champions League was die Anzahl der Spiele betrifft sehr ausgedehnt und kommerziell ausgerichtet ist: "Ich bin der Meinung, dass selbst das schon an der Grenze ist und alles was darüber hinaus geht, halte ich für sehr bedenklich", so Braun und weiter: "Aus meiner persönlichen Einschätzung werden die Topspieler seit einigen Jahren zu sehr belastet und dadurch leidet hin und wieder die Qualität."

Fans gegen Kommerz

Marcel Yahyaijan hofft, dass nun auch die Profis klare Kante zeigen und ihre Meinung sagen. "Ich glaube schon, dass es da noch zu weiteren Protesten kommen wird, angefangen bei den Fans. In Liverpool hat es ja auch schon Fanproteste gegeben. Das Thema hat am Montag alle überrollt, ich bin mal gespannt, wo wir da am Ende der Woche stehen."

"Nur was für Superreiche und Superrücksichtslose"

DFB-Präsident Fritz Keller hat sich klar positioniert. Er spricht sich für den Ausschluss der Super-League-Vereine aus den bisherigen Wettbewerben der UEFA aus. "Der Fußball ist offen und für alle da. Eine geschlossene Super League dagegen nur für Superreiche und Superrücksichtslose", so der 64-Jährige. "Das egoistische Verhalten dieser zwölf Vereine hat mit dem Spiel, in das wir uns als Kinder verliebt haben, nichts mehr zu tun. Die Vereine und ihre Nachwuchsmannschaften sollten von allen Wettbewerben ausgeschlossen werden, bis sie wieder an ihre vielen Anhänger denken, die sie erst zu den größten Clubs der Welt gemacht haben - und nicht nur an ihre Geldbeutel."

Zum Umdenken aufgefordert

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hat zum Umdenken aufgefordert. Für manche seien "Fans nur noch Konsumenten" und "Dividende wichtiger als Leidenschaft", sagte der 53-Jährige. "Wenn der Schlusspfiff ertönt, schauen sie nicht auf die Tabelle, sondern auf die Einschaltquoten und Aktienpreise", kritisierte Ceferin.

Es gehe ihnen nicht darum, die Vitrinen ihrer Vereine mit Pokalen zu füllen, sondern ihre Konten mit Geld. Ausdrücklich sprach der UEFA-Chef die Eigentümer der sechs beteiligten englischen Clubs an. "Sie haben einen großen Fehler gemacht", sagte Ceferin. Aber: "Es ist noch Zeit, ihre Meinung zu ändern."