Die Sulzer dürfen ihre Meinung in Form von roten oder grünen Karten kundtun. Nicht allen passt dabei die Art der Fragestellung, die vielen zu wenig differenziert erscheint. Foto: Danner

Ergebnisse der Stadtentwicklungskonzeption werden im Backsteinbau vorgestellt. 200 Besucher.

Sulz - Die Stadtverwaltung musste gestern Abend bei der Vorstellung der Ergebnisse der Stadtentwicklungskonzeption herbe Kritik einstecken. Die Bewohner einiger Stadtteile, so der Tenor im Backsteinbau, fühlen sich benachteiligt.

Franz Pesch vom beauftragten Büro "Pesch & Partner" stellte den rund 200 Besuchern (ein paar mehr als bei der Auftaktveranstaltung im April) zunächst einmal die Ergebnisse der vorausgegangenen Arbeit vor. Zehn Stadtteilveranstaltungen – die Kernstadt mitgerechnet – hatte es gegeben. Insgesamt nahmen rund 600 Bürger daran teil. Eine gute Beteiligung, wie Pesch findet.

Nach der Bestandsaufnahme präsentierte das Büro jetzt die Analyse. "Lebenswert – Kooperativ – Verbindlich", so hatte Pesch das künftige Leitbild für die Stadt Sulz benannt. Will heißen, Grundvoraussetzung für die Zukunftsfähigkeit sei die Zufriedenheit ihrer Bewohner mit der Lebensqualität der Gesamtstadt und der Stadtteile. Diese Lebensqualität werde künftig nur über neue Formen der Kooperation zwischen Stadtteilen. Kernstadt und der Region zu halten und zu finanzieren sein.

Und schließlich seien die verbindliche Nachbarschaftshilfe, ehrenamtliche Arbeit und Rücksichtnahme die Grundpfeiler der ländlichen Gemeinschaft.

Soweit die Theorie. Nach ihrem Empfinden befragt, ob sie Sulz 40 Jahre nach der Gemeindereform als Einheit sehen, mit der sich die Bürger identifizieren, verneinte die Mehrheit der Anwesenden. Bei den Wortmeldungen zu dieser Frage blies Bürgermeister Gerd Hieber und seinen städtischen Mitarbeitern ordentlich der Wind ins Gesicht. Ein großer Teil des städtischen Etats fließe in die Kernstadt und vielleicht noch nach Bergfelden, war da zu hören. Andere Ortschaften, wie etwa Mühlheim, gingen hingegen leer aus. Ein Bürger merkte an, die Kernstadt sehe die Stadtteile wie Inseln, die zu gehorchen hätten. Dabei sei doch die Gesamtstadt abhängig von diesen "Inseln". Ins selbe Horn bliesen die Anwesenden, als es darum ging, ob sie es begrüßten, wenn Aufgabenschwerpunkte gesetzt würden, da der Investitionsspielraum der Gemeinde zunehmend enger werde. Zwar waren hier die grünen Karten der Zustimmung in der Überzahl. Jedoch sehen die Menschen auch hier in den Stadtteilen mehr Handlungsbedarf. "In Sulz gibt es so schöne Sachen wie den Backsteinbau, und in Fischingen hat es Ruinen", war da zu hören.

Bürgermeister Gerd Hieber schüttelte ob dieser Aussagen an seinem Tisch nur den Kopf. "Gerade in Fischingen haben wir doch den Ortskern saniert", flüsterte er relativ fassungslos der Presse zu.

Er habe an diesem Abend mehr Vorschläge zur Beseitigung von Leerständen von Seiten des beauftragten Büros erwartet, erklärte ein anderer Sulzer derweil am Mikrofon, und keine gegenseitigen Vorwürfe.

Recht wortreich war auch die Debatte zur These: "Integration sichert Zukunft. Die ländliche Gemeinschaft muss sich stärker neuen Werten und anderen Kulturen öffnen." Hier waren die Ja- und Nein-Stimmen sehr gemischt. Integration habe immer zwei Seiten, war zu vernehmen.

Konsens hingegen herrschte darüber, dass ohne tiefgreifende Anpassungstrategien die Daiseinsversorgung und die kommunale Infrastruktur auf Dauer nicht zu finanzieren seien.

Einen Zwischenschritt auf dem Weg zur Stadtentwicklungskonzeption nannte Hieber gestern die Veranstaltung. Das Konzept ist übrigens mittlerweile oft Voraussetzung, um überhaupt an Gelder aus Fördertöpfen heranzukommen.

Drei Millionen Euro, diese "Hausnummer" nannte Hieber, wolle man nun in die Hand nehmen, um einige der Anregungen aus der Studie in die Tat umzusetzen. Das habe man auch in den Haushaltsvorberatungen so besprochnen. Nun muss der Etat für 2014 am kommenden Montag im Gemeinderat noch verabschiedet werden.