Der Biologe Gerhard Mutschler (links) begutachtet die Proben von SPD-Stadtrat Klaus Schätzle (Mitte) und von Georg Sinz. Foto: Schwarzwälder Bote

 Artenvielfalt ist weiter zurückgegangen. Niedrigster Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.

Sulz - Bei der vom SPD-Ortsverein Sulz initiierten Informationsveranstaltung im Juli zum Thema Gewässerqualität des Neckars wurde vereinbart, zusammen mit Spezialisten eine Bestimmung durchzuführen. Das Ergebnis war ernüchternd.

Die Teilnehmer trafen sich am Samstagmorgen am Neckar unterhalb des städtischen E-Werks am Wuhr, um dort die Proben zu entnehmen. Vom SPD-Ortsverein waren Stadtrat Klaus Schätzle und Georg Sinz vor Ort. Als Vertreter des Angel- und Naturschutzvereins Sulz waren Gewässerwart Herbert Rautenberg und Gerrit Müller anwesend. Vom Sportanglerverein Oberndorf waren der Vorsitzende und Kreisvorsitzende im Landesfischereiverband Baden-Württemberg, Peter Beiter, und der Gewässerwart Lothar Konrad nach Sulz gekommen. Den Kreisbauernverband vertraten Obmann Alexander Däuble aus Mühlheim und Lukas Bilger aus Sigmarswangen.

Gerhard Mutschler und Gerhard Müller, beide ehemalige Lehrer am Gymnasium in Sulz, stellten den Ablauf der Probenentnahme vor. Seit 1978 untersucht Mutschler die Wasserqualität. Um Werte vergleichen zu können, wurde wieder dieselbe Entnahmestelle und in etwa dasselbe Datum gewählt.

Temperatur oft zu hoch

Die Artenvielfalt entscheide über die Gewässerqualität. Zur Bestimmung der Qualität eines Gewässers wurde das Saprobiensystem angewandt. Dies basiert auf einem einfachen biologischen Grundprinzip. Als Indikator wird dabei die Artenvielfalt und die Häufigkeit von Kleinlebewesen im Wasser zugrunde gelegt. Je höher die Artenanzahl, desto besser ist die Wasserqualität, erklärten die Spezialisten. Mittels eines Siebs werden die Kleinlebewesen an einer fließenden Stelle im Gewässer dem Wasser entnommen. Dabei werden Steine im Fluss umgedreht und das abfließende Wasser abgeseiht. Der Fang kommt dann in die Fangbehälter. Mit einer Pipette werden die unterschiedlichen Kleinlebewesen in Laborschalen gegeben.

Am eigens am Fußweg entlang des Neckars errichteten Labor konnte dann die Bestimmung gemacht werden. Für die ausgefallenen Arten stand ein Mikroskop bereit, um dann unter Zuhilfenahme von gewissen Karten die Art zu bestimmen.

Bei der Probenentnahme blieb eine kleine Schmerle in einem Sieb zurück. Dieser Fisch ist kälteliebend und stellt eher höhere Ansprüche an die Wasserqualität. Gegen 10.30 Uhr wurden mit 21 Grad Celsius eine gerade noch akzeptable Wassertemperatur gemessen. An den heißen Tagen der vergangenen Wochen lagen die Wassertemperaturen teilweise über 24 Grad. "Das ist viel zu warm", sagt Peter Beiter. Die Flüsse würden immer mehr in die Breite gehen, dadurch erwärme sich das Wasser zu sehr. Schattenspendendes Gehölz werde entfernt, was zusätzlich zur Erwärmung führe. Manche Hochwasserschutzmaßnahmen seien kontraproduktiv zur Gewässerqualität, so der Kreisvorsitzende.

Kein Bachflohkrebs

Beim Blick auf die Tabelle stellte Mutschler enttäuscht fest: "Bei den Proben waren kein Bachflohkrebs und keine Strudelwürmer dabei. Die waren in der Vergangenheit meistens mit auf der Liste." Neben Schnakenlarven waren vier Köcherfliegenarten, Eintagsfliegen, Egel und ein noch zu bestimmender Käfer aufgeführt. Die gesamt ermittelte Artenzahl liegt bei acht. Das ist der niedrigste Wert seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1978, also die schlechteste Wasserqualität. Der beste Wert mit 22 Arten wurde im Jahr 1981 ermittelt. Nach ersten Einschätzungen wurde eine Gewässergüte II, also mäßig belastet, erreicht. Weitere Schritte sind geplant.

Bis in drei Wochen sollen die Ergebnisse aufbereitet sein und präsentiert werden. Danach soll auch darüber beraten werden, ob im Frühjahr eine erneute Ermittlung der Wasserqualität durchgeführt wird. Da in Sulz und Oberndorf Hochwasserschutzmaßnahmen zur Umsetzung anstehen, soll ein Spezialist vom Landesfischereiverband bei einem erneuten Treffen über die Auswirkungen verschiedener Maßnahmen des Hochwasserschutzes auf die Gewässerqualität informieren.