Lassen in das Leben von Agatha Christie blicken: Renate Mutschler-Schüz (links) und Maria Binder. Foto: Sikeler Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung mit Maria Binder und Renate Mutschler-Schüz

Von Jens Sikeler

Sulz. Agatha Christie gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts. Doch auch ihr Leben hätte für ein Buch getaugt. Das machte die szenische Lesung von Maria Binder und Renate Mutschler-Schüz im katholischen Gemeindehaus deutlich.

Die Schriftstellerin bevorzugte für ihre Wohnungseinrichtungen rot. Diese Farbe dominierte auch das liebevoll gestaltete Bühnenbild bei der Veranstaltung des Heimat- und Kulturvereins. Das erinnerte an ein Wohnzimmer und war gleichzeitig ein Hinweis auf Christies größte Leidenschafte: Sie besaß eine beeindruckende Sammlung von Immobilien.

Das Manuskript für die Lesung hatte Mutschler-Schüz zusammengetragen und aus einem Mosaik an Einzelinformationen das stimmige Bild einer beeindruckenden Frau geformt. Mutschler-Schüz und Binder wechselten sich ab. Erstere versorgte die Zuhörer mit biographischen Fakten und ordnete diese ein. Binder trug Zitate von Christie vor. Die passende Musik dazu spielte am Klavier Ute Leenders.

Ihr Weg ist von vielen Zufällen geprägt

"Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit", sagte Christie über sich selbst. Ein tiefgreifender Einschnitt war der Tod ihres Vaters, als sie gerade mal elf Jahre alt war. "Ich verließ meine Welt, die Welt eines Kindes." Trotzdem: Das Mädchen und die junge Frau hört nicht auf, ihr Leben zu genießen.

So, wie die beiden Frauen Christies Biographie nacherzählen, erscheint der Weg zur Schriftstellerin nicht zwangsläufig, sondern ist geprägt von vielen Zufällen. Sie versucht sich erst am Klavier und als Sängerin. Erst als klar ist, dass ihr Talent eher bescheiden ist, versucht sie es mit dem Schreiben. Ihren ersten Roman reicht sie erfolglos bei mehreren Verlagen ein. Ein Verlag bietet ihr Jahre später eine Zusammenarbeit an. Zu dem Zeitpunkt ist Christie aber schon Hausfrau und Mutter. An eine Karriere als Schriftstellerin denkt die 1890 geborene Christie nicht: "Ich bin eine verheiratete Frau. Das ist mein Status und mein Beruf."

Wirklich glücklich ist die Ehe indes nicht. "Agatha wünschte sich ein zweites Kind, Archie einen schnelleren Wagen", kommentierte Mutschler-Schüz süffisant. Die Ehe wird geschieden, als sich ihr Mann in eine Golfpartnerin verliebt.

Danach beginnt sie zu reisen und begegnet dabei ihrem zweiten Mann, einem Archäologen. Den begleitet sie bei seinen Ausgrabungen. Sie wird derweil immer erfolgreicher und prominenter. Geholfen haben dürfte ihr dabei ihr Arbeitsethos: "Man ist ein Handwerker, der gute und ehrliche Arbeit leistet."

Als ihre Werke für das Theater und das Fernsehen adaptiert werden sollen, ist sie zunächst skeptisch, und sie bleibt es auch. Über den hochkarätig besetzten Film "16:50 Uhr. Ab Paddington" sagte sie: "Ich halte es für ein schwaches Drehbuch. Ich hätte es spannender machen können."

Kurz vor ihrem Tod 1976 hadert sie zwar mit den Zipperlein des Alters. Trotzdem schaut sie zufrieden zurück: "Danke lieber Gott für mein gutes Leben. Danke für alle Liebe, die mir geschenkt wurde."