Siegfried Esslinger hat auch mit 85 Jahren noch einiges vor. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Jubilar: Siegfried Esslinger feiert den 85. Geburtstag

Sulz-Glatt. Mit 85 hat Siegfried Esslinger noch einiges vor. Momentan betreibt er Heimatforschung und befasst sich mit der Alemannenzeit. Dazu plant er eine Ausstellung.

Doch am heutigen Freitag feiert er erst einmal Geburtstag. Geboren wurde Siegfrid Esslinger am 3. August 1933 in Sulz. Die "Sonnenburg", heute das Katharinenstift, war sein elterliches Haus. Im Alter von zwölf Jahren ereilte ihn ein Schicksalsschlag, der sein ganzes weiteres Leben prägte. Bei Aufräumungsarbeiten nach der Sprengung der Löwenbrücke in Sulz – das Haus seines Großvaters war dabei stark beschädigt worden – stürzte er zwei Meter in die Tiefe und verletzte sich schwer an der Hand. Ein dreiviertel Jahr lang befand er sich im Lazarett. Die Hand konnte er nach Operationen nie wieder richtig bewegen. Und das war auch der Grund, dass er keinen Handwerksberuf erlernen konnte. Er musste sich beruflich anderweitig orientieren. So arbeitete er in der Gastronomie unter anderem auf der Insel Mainau. 20-jährig heiratete er Ingeborg, geborene Bartsch aus Glatt und zog dann in ihren Heimatort. Von 1954 bis 1960 war er mit dem Wanderkino unterwegs. Von seinen Touren hat er als leidenschaftlicher Sammler viele Antiquitäten mitgebracht. Die nahm er manchmal anstatt des Eintritts. An die Zeit erinnert er sich gern. Aber als sich das Kinogeschäft nicht mehr lohnte, weil immer mehr Leute einen Fernseher daheim hatten, verkaufte er seine Geräte und orientierte sich neu. Er wurde 1961 Reiseleiter bei TUI und Fremdenverkehrsleiter in Glatt. Mit seinem "Kino-Busle" bot er jetzt Ausflugsfahrten an. In der Zeit erkannte er auch, welches touristisches Potenzial das Wasserschloss hat. "Das war für mich immer interessant", erzählt er. Nach langen Verhandlungen mit dem Fürsten in Sigmaringen erhielt er die Zusage, ein Café im Schloss einzubauen. Das wurde dann zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. 1993 übergab er sein "Lebenswerk" – das Schlosscafé – im Alter von 60 Jahren seinem Sohn Thomas und dessen Frau Rosi.

Esslinger war zusammen mit dem damaligen Glatter Bürgermeister Otto Hellstern die treibende Kraft, dass die Gemeinde die Zehntscheuer, das Wirtschaftsgebäude und dann auch 1971 das Hauptschloss kaufte. Es ist nach wie vor ein Touristenmagnet. Unter anderem für seine Verdienste um den Fremdenverkehr erhielt Esslinger die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg. Insgesamt 26 Jahre lang war er Gemeinderat in Glatt und Stadtrat in Sulz sowie Ortsvorsteher in Glatt, Kreisrat in Hechingen und für kurze Zeit hohenzollerischer Landtagsabgeordneter in Sigmaringen.