Der Live-Illustrator Carlos Garcia-Sancho dokumentiert den Gesprächsverlauf auf einer fünf Meter langen Wandtapete. Foto: Schwarzwälder Bote

Erfahrungsaustausch: Wie machen‘s die anderen? / Live-Illustration wird ein Kunstwerk

Sulz. Wie funktioniert ehrenamtliche Arbeit außerhalb von Sulz? Die Stadtverwaltung hatte am Dienstagabend in den Bürgersaal Gäste eingeladen: Hans-Ulrich Händel, in Sulz zuständig für das Bürgerengagement und die Bürgerbeteiligung, begrüßte von der Stadt Tübingen Gertrud von Ackern sowie Ina Mohr vom Städtetag Baden-Württemberg, ehemals Beauftragte für Bürgerengagement der Stadt Herrenberg, sowie Carlos Garcia-Sancho. Der Live-Illustrator aus Stuttgart hielt den Verlauf des Abends auf einer großen Wandtapete fest. Gekommen waren zu der Veranstaltung zahlreiche ehrenamtlich Engagierte und Interessierte sowie ein Teil der Bürgermoderatoren und Bürgermentoren.

Klare und offene Kommunikation steht in Tübingen im Vordergrund. Frühzeitige und kontinuierliche Information sowie eine Einbeziehung aller Gruppen der Bevölkerung seien besonders wichtig, sagte Gertrud von Ackern. Die Dokumentation der in die Beschlüsse des Gemeinderats eingeflossenen Ergebnisse der Bürgerbeteiligung sei ein weiterer Erfolgsfaktor, um die Bürgerbeteiligung zu fördern. Die sogenannte "aufsuchende Bürgerbeteiligung" erläuterte sie an dem Projekt Gestaltung des Busbahnhofs in Tübingen. An der "Schaustelle Europaplatz" direkt am Bahnhof könnten Pendler und Schüler im Vorbeigehen direkt ihre Ideen abliefern. Bei kulturellen Events an diesem Platz setzen sich die Besucher mit den dort dargestellten Vorschlägen auseinander. Stolpersteine für eine gute Bürgerbeteiligung könnten sein, dass die personellen Ressourcen der Verwaltung nicht ausreichten, um die Vielzahl der Projekte zu unterstützen. Die Organisation von Großveranstaltungen sei auch eine besondere Herausforderung.

Herrenberg hat eine Anlaufstelle für Bürger

Ina Mohr berichtete über ihre Erfahrungen aus Herrenberg. Bürgerbeteiligung sei nicht planbar, da situationsbezogene Themen eine Bürgerbeteiligung notwendig machen, meinte sie. Bürgerengagement benötige sechs Grundpfeiler. Eine Anlaufstelle für die Bürger, die Qualifizierung der Engagierten, Orte wie Bürgerhäuser für die Begegnung, eine Finanzierung, Beratung und eine gewisse Form der Anerkennung.

Die Stadt Herrenberg habe eine interessante Möglichkeit gefunden, Projekte des Bürgerengagements kurzfristig mit Finanzmitteln auszustatten. Im sogenannten "Bürgertopf" würden pro Jahr 520  000 Euro in den Haushalt eingestellt. Sobald ein Projekt 50 Prozent Eigenmittel einbringe, könnten Mittel aus diesem Topf bereitgestellt werden. Für kleine Vorhaben bis 1000 Euro stünden insgesamt 15 000 Euro für die kurzfristige Unterstützung innerhalb von drei bis vier Tagen zur Verfügung. Außerdem bedanke sich die Stadt Herrenberg jährlich mit einem Fest bei etwa 1200 Engagierten.

"Bürgerengagement und -beteiligung sind keine Frage der Größe der Kommune, sondern des Tuns", hatte Bürgermeister Gerd Hieber den Abend eingeleitet. Hans-Ulrich Händel stellte die in Sulz gestarteten Aktivitäten vor und gab einen Ausblick auf die Projekte, die mit der Beteiligung der Bürger noch stattfinden werden. Birgit Stiehle berichtete über den "Neckarstrand" zur Belebung des Wöhrd-Parks. Mit den Veranstaltungen werde Sulz auch von außen besser wahrgenommen. Siegfried Dölker, der das Sommerferienprogramm in Dürrenmettstetten begleitet hat, betonte, wie hilfreich für ihn die Ausbildung zum Bürgermentor war. Helmut Pfister sucht in Glatt nach einem machbaren Leerstandsmanagement und nach Anreizen für den Verkauf von leer stehenden Häusern. Für Robert Trautwein ist es wichtig, eine Lösung zu finden, die für alle Stadtteile anwendbar ist. Er und Pfister sind Sprecher des Steuerungskreises Quartiersentwicklung.

Liane Voll betonte, dass Bürgerbeteiligung in einer geordneten Struktur und nach Regeln ablaufen sollte. Um diese kennenzulernen, habe sie sich für die Ausbildung zur Bürgermoderatorin entschieden.

Jürgen Huber sieht die Notwendigkeit, die Bürger in verschiedene Handlungsfelder mit einzubeziehen. Bevor die Bürgerschaft vollends von der Entwicklung eines Quartiers abgehängt werde, mache er es sich zur Aufgabe, die Bürger zu motivieren.

Am Ende konnten die Anwesenden die Illustration von Carlos Garcia-Sancho bestaunen. In welcher Form diese Illustration den Bürgern präsentiert werden soll, ist noch offen.