Zwei Raubvögel segeln um die Windkraftanlage. Foto: Kretschmann

Landwirt Martin Frey: Mindestens zehn Paare haben in der Nähe der Anlagen in Dürrenmettstetten ihre Horste.

Sulz/Dornhan - Auf der Hochebene weht ein strammer Wind. Die Rotoren der drei Windkraftanlagen auf Dürrenmettstetter Gemarkung drehen sich schnell, die Stromproduktion läuft auf Hochtouren. Zwei oder drei schwarze Punkte kreisen über den Windrädern – Rotmilane ziehen ihre Kreise.

Die Felder werden durchzogen von Hecken und Wald: Dort haben die Raubvögel ihre Horste. Bio-Landwirt Martin Frey weiß, wo sie sind. Teilweise ganz in der Nähe der Anlagen. "Das sind über zehn Paare, die hier nisten", schätzt er. Für ihn ist das Beweis genug, dass Windkraftanlagen Rotmilane nicht stören, geschweige denn, ihre Lebenserwartung deutlich mindern. Frey hat zwar schon einen toten Milan entdeckt. Er sei aber von einem Auto getötet worden. Diese Gefahr sei wesentlich größer, als die, die von einem Windrad ausgehe.

Der Landwirt ärgert sich, dass, bevor eine Fläche für Windkraft genehmigt wird, teure Gutachten verlangt werden. Wenn das Vorkommen von Rotmilanen festgestellt wird, bedeutet das, wie in Horb, das Aus für einen Windkraftstandort. So gesehen hätten die Windräder in Dürrenmettstetten eigentlich nie gebaut werden dürfen.

Dass die Raubvögel sich von den Anlagen stören lassen, kann jedenfalls nicht beobachtet werden. Im Gegenteil: Um die Windräder herum herrscht reger Flugverkehr. Wenn Dürrenmettstetter Landwirte mit ihren Traktoren und Ackergeräten auf den Feldern sind, dann stellen sich alsbald auch Tiefflieger ein, die auf Beute aus sind.

Frey ist überzeugt, dass die Hochebene zwischen Dürrenmettstetten und Oberiflingen im Bereich des Totenwegles, eines ausgebauten Flurbereinigungswegs, durchaus noch mehr Windkraftanlagen vertragen würde. Zehn Stück mindestens, glaubt er. Der Wind blase ungehindert. In strengeren Wintern gibt es deshalb auch Schneeverwehungen. Bis zu 1,50 Meter hohe Anhäufungen hat Frey hier schon erlebt. Dass im Windatlas Dürrenmettstetten nicht so gut wegkommt, versteht er von daher nicht.

Frey setzt sich für ein "Bürgerwindrad" in Dürrenmettstetten ein. Hier sieht er auch eine Beteiligungsmöglichkeit für die Sulzer Stadtwerke. Diese haben jedoch andere Pläne. Zwar suchen die Werke der Stadt Sulz ein Projekt mit regenerativer Energie, aber in Kooperation mit den Kommunen Rottweil, Schramberg, Hardt und mit der EnBW. "Es handelt sich um eine erhebliche Investition. Deshalb braucht man Partner", sagt Bürgermeister Gerd Hieber. Momenten würden Standorte geprüft, jedoch nicht in Sulz, sondern mehr in Richtung Schramberg. Sulz biete von der Windhöffigkeit her nicht die besten Voraussetzungen. Um eine Windkraftanlage rentabel zu betreiben, geht man von einer Windgeschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde in 140 Metern Höhe aus. Das werde in Dürrenmettstetten nicht erreicht.

Die Stadt werde mit Bedacht und Blick auf die Wirtschaftlichkeit ihre Investitionen tätigen. "Schwarze Zahlen sollten herauskommen", betont Hieber.

Dürrenmettstetten im Regionalplan ein Vorranggebiet für Windkraft. So könnten die bestehenden Anlagen durchaus ergänzt oder modernisiert werden. Hieber: "Wenn Herr Frey in Windkraft investieren will, habe ich nichts dagegen."

Während die Stadt Sulz darauf verzichtet, im Flächennutzungsplan Windkraftzonen auszuweisen, geht die Stadt Dornhan einen anderen Weg. Dort kommen mehrere Gebiete für Windparks in Frage. Die Stadt will die Erzeugung von Windenergie an einem Platz bündeln.

Ob die fraglichen Standorte geeignet sind, wird nun geprüft, unter anderem im Hinblick auf den erforderlichen Flächenabstand zu Wohnsiedlungen und den Naturschutz. Bürgermeister Markus Huber geht davon aus, dass es bis Herbst dauert, um Aussagen treffen oder sogar in die Detailplanung treten zu können. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie vor allem die naturschutzrechtliche Beurteilung ausfällt. Der Rotmilan fliegt mit Sicherheit auch auf Dornhaner Gemarkung.