Karl-Heinrich Schaumann (rechts) pflegt auf dem Wiersengrundstück alte Bäume. Karl Götz (links) berät ihn dabei. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Ökologie: Karl-Heinrich Schaumann hat auf Kastell mehr als einen Hektar Wiesen gepachtet

Karl-Heinrich "Bumme" Schaumann hat sich viel vorgenommen: Er hat mehr als einen Hektar Wiesen gepachtet. Dazu gehören rund 100 Bäume, und die will er alle pflegen.

Sulz. Wie Obstbäume fachgerecht geschnitten werden, hat ihm Karl Götz aus Holzhausen beigebracht. Nicht alles hat Schaumann zunächst richtig gemacht, und bekam deshalb auch die eine oder andere Rüge. Aber ein Anfang ist gemacht, die Bestände zu erhalten.

Großteils sind die Obstbäume seit mehr als 20 Jahren nicht mehr geschnitten worden. Wirtschaftlich würde sich der Aufwand nicht lohnen. Für Schaumann, Mitglied im Verein Netzwerk Streuobst und nachhaltiges Sulz, zählt aber auch der ökologische Aspekt.

Ältere Bäume sind nicht mehr so ertragreich, beherbergen jedoch allerlei Getier, von Vögeln angefangen bis Insekten. So haben sogar tote Bäume noch einen Nutzen. Sie dienen als Habitat, beispielsweise für Vögel, die in Hohlräumen ihre Nester haben.

Schaumann hat auch für Nachwuchs gesorgt: Zwischen die hochstämmigen Bäume pflanzte er zehn junge mit alten Sorten wie Renetten, Brettacher oder Bohnäpfel.

Wie man einen Baum schneidet, davon hatte Schaumann anfangs keine Ahnung. Er hat sich erst damit befasst, als er ein Buch über Baumpflege geschenkt bekommen hat. Den richtigen Schnitt könne man auch in einem Seminar erlernen, jedoch sollte, so Götz, die Pflege der Kronen alter Bäume ein Fachmann übernehmen. "Ich habe einen Tag für einen Baum gebraucht", sagt Schaumann. Beim Experten geht es natürlich schneller. Das Ziel von Karl Götz ist es, Fachwarte für eine gemeinsame und bezahlbare Pflegeaktion zu gewinnen. Bei 30 bis 40 Leuten könnte ein größeres Grundstück in kurzer Zeit bearbeitet werden. Im Holzhauser Pfingstbrunnen mit seinen vielen Obstbäumen wird das bereits erfolgreich praktiziert. Götz verweist auf die städtischen Grundstücke: Dort gebe es Bäume, an denen seit Jahrzehnten nichts mehr getan worden sei. Handlungsbedarf bestünde also, besonders wenn wieder Obst für den Sulzer Drei-Täler-Saft geerntet werden soll. Götz hat nicht allein die Ökologie im Blick: Das Obst müsse etwas wert sein und verwertet werden können. Auch der Unterwuchs soll genutzt werden, wenn auch in den Streuobstwiesen nicht zu intensiv. Früher sei nur zweimal gemäht worden – fürs Heu und Öhmd.

Auch Schafbeweidung wäre ideal. In Holzhausen müssen allerdings wegen der Ziegen, die mit in der Herde des Schäfers sind, Zäune installiert werden – ein zusätzlicher Aufwand.

Für die Landwirtschaft sind die Obstbäume eher ein Hindernis. Daher tendiert Götz dazu, die Baumpflege danach auszurichten, dass eine wirtschaftliche Nutzung der Obstbaumwiesen möglich ist.

Karl-Heinrich Schaumann hat noch einiges vor sich. 20 Obstbäume hat er mit der Schere bearbeitet. "Die restlichen 80 schaffe ich auch noch", sagt er. Damit die Blüten im Frühjahr befruchtet werden, will er zwei Bienenkästen aufstellen.

"Um die ökologische Vielfalt braucht man sich hier aber keine Gedanken zu machen", findet Götz. Die Wiesen gegenüber dem Gewerbegebiet Kastell seien ein "Paradegebiet". Er hält sie in ökologischer Hinsicht mit für die wertvollsten Flächen in Sulz. Es wäre schade, wenn sie in Baugrundstücke umgewandelt würden, meint Götz.