Gemeinderat: Die Stadt verzichtet bei eigenen Grundstücken künftig auf den Einsatz von Glyphosat

Blühflächen gibt es bereits in der Kernstadt, weniger in den Ortschaften. Sie werden nun aufgefordert, geeignete Grundstücke mitzuteilen. Blühflächen zu erhalten und neue zu schaffen, war am Montagabend ein Tagesordnungspunkt im Sulzer Gemeinderat.

Sulz. Das Thema hat die GAL-Fraktion mit ihrem Antrag zur Diskussion gestellt. Hintergrund ist der "dramatische Rückgang" von Insekten, besonders von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen. Es sei Aufgabe der öffentlichen Hand, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, meint die GAL. Die Kommune könne bestimmen, wie sie ihre öffentlichen Grünflächen bewirtschafte. Mit Verträgen könne zudem Einfluss auf die Bewirtschaftung von verpachteten städtischen Grundstücken genommen werden. Die GAL fordert ein Maßnahmenkonzept für Blühflächen. Diese könnten auch in das Ökokonto der Stadt aufgenommen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt für die GAL: Bei städtischen Flächen müsse auf den Einsatz von Glyphosat verzichtet werden.

Die Stadtgärtnerei war bislang nicht untätig. In der Kernstadt und einigen Stadtteilen wurden Blumenwiesen mit einer Gesamtfläche von 7080 Quadratmetern angelegt, in Sulz unter anderem in den Neckarwiesen und an der Stuttgarter Straße, an den Kreisverkehren Friedhof, Holzhausen und Kastell. Dabei handelt es sich um einjährige und mehrjährige Pflanzungen. In der Kernstadt seien alle geeigneten Flächen bepflanzt.

Nach Auskunft von Bauhofleiter Alexander Beller sollte auf Blühflächen möglichst keine Pflege stattfinden. Auf Dünger werde verzichtet, und nach Ende der Vegetationszeit müssten die Blühflächen gemäht und Pflanzenreste abgefahren werden.

Ausführlich ging er auf die Unkrautbekämpfung ein. Da gebe es verschiedene Varianten, unter anderem mit Maschinen, Abflammgeräten oder mit Herbiziden. Glyphosat werde auch verwendet, so bei gärtnerischen Freianlagen und Sportanlagen. Die Kosten sind dabei deutlich geringer als bei der mechanischen Unkrautbekämpfung. Beller errechnete hierfür einen Mehrbetrag von rund 27 000 Euro.

"Wir begrüßen die Schaffung neuer Blühflächen", sagte GAL-Fraktionsvorsitzende Heidi Kuhring. Es sei aber widersinnig, diese Flächen zuvor mit bienenschädlichen Herbiziden zu bearbeiten. Darauf müsse verzichtet werden, forderte sie. In Schramberg und in Rottweil werde bereits ohne Glyphosat gearbeitet. Klaus Schätzle (SPD) und Gabriele Brucker (GAL) sehen die Artenvielfalt durch dieses umstrittene Unkrautbekämpfungsmittel gefährdet. "Wir brauchen für Blumenwiesen nichts: einfach wachsen lassen und einmal im Jahr mähen", sprach sich auch Helmut Pfister (FWV) gegen Glyphosat aus. Im Bauerngarten in Glatt habe er das bereits verboten.

"Wenn nicht sauber auf dem Friedhof gemäht wird, gibt es Anrufe", meinte Robert Trautwein (CDU) zum Vorschlag von Martin Frey (GAL), auf Friedhöfen unbelegte Grabflächen blühen zu lassen. Für Trautwein muss der erste Schritt sein, in den Ortschaften Flächen für Blühwiesen zu suchen. Wegen der "Spritzerei" habe er keine so großen Bedenken.

Bei der Abstimmung kam eine Mehrheit von 14 Stimmen (bei sieben Ablehnungen und einer Enthaltung durch Bürgermeister Gerd Hieber) dafür zustande, dass die Stadt auf ihren eigenen Flächen kein Glyphosat mehr zulässt. Das Verbot soll auch für verpachtete städtische Grundstücke gelten.

Michael Gunesch vom Stadtbauamt hat aufgelistet, welche Maßnahmen fürs Öko-Konto im Stadtgebiet umgesetzt wurden. Dabei handelt es sich um Blumenwiesen in den Außenbereichen mit rund 3,7 Hektar auf den Gemarkungen Bergfelden, Holzhauen, Mühlheim und Sigmarswangen. Darüber hinaus gibt es noch weitere größere Flächen in "Wartestellung". Einstimmig beschloss das Gremium, dass die Ortschaften geeignete Blühflächen melden. Zudem soll die Verwaltung Grundstücke, beispielsweise Äcker, erwerben, um sie in ökologisch hochwertigere Blumenwiesen umzuwandeln.

.