Die Holzhauser Jedermann-Turner feiern ein Jubiläum. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Jedermänner trainieren seit 20 Jahren in der Panoramahalle / Sepp Wössner hat Gruppe gegründet

Mit der Pünktlichkeit nimmt es der Übungsleiter Sepp Wössner genau: Punkt 20 Uhr wird mit dem Training begonnen. Einer der Holzhauser "Jedermänner" kommt zwei Minuten zu spät in die Panoramahalle – und entschuldigt sich.

Sulz-Holzhausen. Dann aber kann es, nach dem Pressefoto, gleich mit der Laufgymnastik losgehen. Seit 20 Jahren hält die Gruppe Jedermann-Turnen des FC Holzhausen in der Panoramhalle jeden Montag ihren Übungsabend ab. Fast zwei Stunden Bewegung sind angesagt. Sepp Wössner sorgt für ein abwechslungsreiches Programm, das mit Warmlaufen beginnt. Er legt großen Wert auf Gymnastik: Progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobsen steht auf seinem Plan. Jeder Muskel wird dabei aktiviert, angefangen bei den Augenlidern. Finger, Becken, Bauch, Beine, Füße, Zehen – alles wird bewegt. Nicht zuletzt dient das der Koordination.

In der Anfangszeit lief das Training etwas anders ab, mit schmerzhaften Folgen für einige Teilnehmer. "Da hat man immer gespielt", erinnert sich Wössner. Fußball sowieso, aber auch Handball, Basketball, Jägerball und Hockey. Doch hinterher, so Wössner, "war jedes Mal einer verletzt" – entweder am Knie, Fuß oder Finger. Manchmal ging die Brille oder das Hörgerät kaputt. Das hat dem Übungsleiter zu denken gegeben, und er hat überlegt, wie die häufigen Verletzungen abgestellt werden können. So hat er dann die kontaktreichen Ballspiele einfach gestrichen. Fußballtennis oder Volleyball mit Faustball kombiniert übers Netz beschließt jetzt das Übungsprogramm. "Das macht allen Spaß", bestätigt Roland Plocher, Sepp Wössners Stellvertreter.

Vor der Fertigstellung der Panoramahalle im Jahr 1998 hatte das Jedermann-Turnen die Übungsabende in der Neckarhalle. Sepp Wössner hat die Abteilung vor 25 Jahren gegründet und die Leitung übernommen. Prädestiniert war er dazu: "Ich bin von Haus aus Turner", erzählt er, aber eben auch ein passionierter Fußballer. In der Holzhauser A-Jugend hatte er angefangen, ohne dass sein Vater, Hans Wössner, davon etwas gewusst hatte. Der Sohn sollte nämlich beim Turnverein Sulz Handball spielen. Aber dann hat ihn mal jemand in der väterlichen Schuhmacherwerkstatt verraten und als "Holzhauser Nationalspieler" betitelt. Da war der Ärger da.

"Wenn du kickst, dann in Sulz", bestimmte Hans Wössner, der sich schließlich doch mit dem Fußball anfreunden konnte. Sepp Wössner war gleich Stammspieler in der ersten Mannschaft des VfR. Später wechselte er für zwei Jahre nach Schwenningen in die Oberliga. Da war er schon fast ein Halb-Profi: "Fürs gewonnene Spiel haben wir 15 Mark bekommen."

Sepp Wössner war außerdem ein guter Leichathlet. Seine Bestzeit über 100 Meter steht bei 10,9 Sekunden. Laufen kann er heute, mit 78 Jahren, noch, und an der Kondition fehlt es ebenfalls nicht. So wie es aussieht, wird er noch eine Weile die Jedermänner trainieren. Ganz so streng geht es dabei mittlerweile nicht mehr zu. "Da darf man auch miteinander schwätzen", erklärt er.

Überhaupt kommt die Geselligkeit nicht zu kurz. Ausflüge führten bereits in die Alpen oder zuletzt an den Comer See. Nach dem Duschen winkt ein Bier im FC-Sportheim. Sepp Wössner fühlt sich nach wie vor wohl in Holzhausen. "Wir sind eine super Gruppe", betont er.