Die 95 Lebensjahre sieht man Meinrad Eberhard gar nicht an. Foto: Huber Foto: Schwarzwälder Bote

Reiches Leben: Neben vielen schönen Momenten bedrückte so mancher Schicksalsschlag

Sulz-Fischingen. Heute feiert Meinrad Eberhard, Fischingens zweitältester männlicher Mitbürger, seinen 95. Geburtstag. Er wurde am 28. August 1923 als zweitjüngstes Kind der Eheleute Johannes Eberhard und Berta, geborene Rebmann, geboren.

Zusammen mit seinen zehn Geschwistern, sechs Schwestern und vier Brüdern, wuchs der Jubilar in der Fischinger Felsenburg auf. Nach der Volksschulzeit trat er in den Dienst der Deutschen Reichspost. Mit 19 Jahren wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. An der Ostfront kämpfte er in Krasnodar, danach wurde er nach Tscherkassy verlegt. Dort wurde er schwer verwundet und landete in einem Militär-Lazarett in der Ukraine. Nach seiner Entlassung aus dem Kriegslazarett wurde Meinrad Eberhard in Frankreich eingesetzt. Drei seiner Brüder sind im Krieg gefallen. Besonders getroffen hat ihn der Tod seines jüngsten Bruders Wilhelm, der im Alter von 17 Jahren in Belgien ums Leben kam. Nach der Gefangenschaft kehrte der Jubilar im Herbst 1948 in seine Heimat zurück.

Beim Postamt Sulz nahm er den Dienst als Postbeamter wieder auf. Bis zu seiner Pensionierung war er fast ausschließlich in Sulz tätig, für viele Sulzer eine Institution am Schalterdienst.

Am 29. Juli 1951 heiratete Meinrad Eberhard Margarete "Gretel" geborene Otter in der Pfarrkirche St. Margaretha. Vor zwei Jahren feierte das Ehepaar das Fest der eisernen Hochzeit. Aus der Ehe gingen die Töchter Beate, Uschi und Irmtrud sowie Sohn Heinz hervor. Inzwischen gehören auch vier Enkel und vier Urenkel zur Familie.

Im Jahr 1956 begannen Meinrad und Gretel Eberhard mit dem Hausbau im Fischinger Wiesenweg. Von Jugend an machte Meinrad Eberhard das Fußballspielen Spaß. Im Sportverein Fischingen spielte er aktiv Fußball, war Spartenleiter und auch im Ausschuss tätig. In Würdigung seiner Verdienste um den Verein wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.

In seiner Jugend sparte er lange für eine "Agfa-Box", um seinem Hobby Fotografieren nachgehen zu können. Durch das Austragen des "Kirchenblättles" gelang es ihm auch, ein paar Mark zusammen zu sparen, um sich ein Akkordeon zu kaufen. Der Jubilar zählt auch zu den Gründungsmitgliedern des kirchlichen Baufördervereins St. Margaretha. Lange Zeit war er Mitglied im Fischinger Pfarrgemeinderat. Meinrad Eberhard gehörte auch dem Gemeinderat der früher selbstständigen Gemeinde Fischingen an, zudem war er eine Wahlperiode lang stellvertretender Bürgermeister.

Auch mit vielen Schicksalsschlägen hatte Meinrad Eberhard umzugehen. Vor 23 Jahren verunglückte sein Schwiegersohn Herbert zusammen mit seinem Enkel Florian tödlich bei einem Motorradunfall. Die jüngste Tochter Irmtrud, die Ehefrau und Mutter der Verunglückten, konnte ihren Verlustschmerz nie überwinden und erlitt, wenige Tage nach ihrem 50. Geburtstag, einen schweren Schlaganfall. "Mein Glauben und das Gottvertrauen haben mir geholfen, über all meine Schicksalsschläge hinweg zu kommen," sagt Meinrad Eberhard. Bis heute besucht er gerne die Gottesdienste in der Fischinger Pfarrkirche. Wegen der Beeinträchtigung der Sehkraft falle ihm das Singen der neuen Lieder schwer. Auch das Lesen seiner Heimatzeitung ist ihm nicht mehr vergönnt. Täglich liest ihm aber Sohn Heinz aus dem Schwarzwälder boten vor. Interessante lokale Beiträge lässt er sich dann ein zweites Mal von seiner Frau Gretel vorlesen.