Judith Kilsbach hat ihre Sänger bestens auf "Die Schöpfung" vorbereitet. Das Zusammenwirken der beiden Kantoreien mit dem Orchester und den Solisten, die mal einzeln, mal im Duett und Terzett ihre Fertigkeiten als Oratorien-Interpreten demonstrieren, überzeugt und begeistert. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder Bote

Aufführung: Haydn-Oratorium der Kantoreien in der Stadtkirche / "Schöpfung" mit viel Feingefühl

Die Kantoreien aus Sulz und Schramberg haben das berühmte Josef-Haydn-Oratorium großartig umgesetzt. Der Beifall wollte nach der meisterlichen Aufführung der "Schöpfung" von Josef Haydn nicht enden.

Sulz. Voll besetzt war die evangelische Stadtkirche am Sonntagabend. Die beiden Kantoreien Sulz und Schramberg hatten sich zusammen mit drei Solisten, musikalischen Begleitern und dem Orchester Capella Vivace aus Rottweil viel vorgenommen, wurden aber der selbstgestellten Aufgabe glänzend gerecht. Die vielen Zuhörer applaudierten gleichermaßen begeistert der Bauder-Kantorei, der evangelischen Kantorei Schramberg, dem Solistentrio mit Sopranistin Claudia Habermann, Tenor Marcus Elsäßer und Bass Steffen Balbach sowie dem Orchester Capella Vivace. Sie harmonierten großartig miteinender und verliehen der musikalischen Schöpfungsgeschichte virtuosen Glanz und viel Eindringlichkeit. Sonderbeifall erhielt dabei Bezirkskantorin Judith Kilsbach für die Gesamtleitung.

Haydns "Schöpfung" gilt als anspruchsvoll und konnte bei der Uraufführung 1798 einen sensationellen Erfolg verbuchen. Musikalisch nachgezeichnet wird die Entstehung der Erde, wie sie die Bibel beschreibt. So bildhaft, wie Haydn die Musik komponiert hatte, kam sie auch bei den Zuhörern an: Mit viel Feinsinn für Haydns klangsymbolische Effekte folgten die mehr als 120 Mitwirkenden überzeugend Judith Kilsbachs präzisem Dirigat. Die Naturgewalten mit ihren stürmischen Winden, Regen und Wolken, Blitz und Donner waren bei der instrumentalen Eingangs-Ouvertüre förmlich zu spüren. Das aufbrausende Meer, Hügel und Felsen sah man gedanklich ebenso wie die Charaktere der verschiedenen Tiere. Bläser, Streicher und die Pauke boten den klangreichen Rahmen.

"Rollend in schäumenden Wellen bewegt sich ungestüm das Meer", sang Solist Steffen Balbach so bezwingend intensiv und dabei strahlend klar, dass die Wirkung auf die Besucher sichtlich groß war. Er steuerte seine Bassstimme "leise rauschend" und fließend-sanft "im tiefen Tal".

Wer im verständlich gestalteten Programmheft das musikalische Geschehen verfolgte, den erreichte der gesungene Text mit emotionaler Kraft. Das Wissen um die Schöpfungsgeschichte kommentierten gesanglich die Solisten als Erzengel Gabriel, Uriel und Raphael, sowie als Adam und Eva bei den ausdrucksstarken Rezitativen, Arien und Duetten. Die beiden Chöre überzeugten mit schönen Stimmen und einem harmonischen Miteinander sowohl bei den leisen Tönen, als auch bei den jubelnden, fröhlichen Chorliedern "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes" und "Stimmt an die Saiten".

Tenor Marcus Elsäßer "verkündigte den vierten Tag" leichtfüßig und besang den "bunten Federglanz der munteren Vögel Schar" klangschön und heiter. Im Terzett erschien im zweiten Teil nämlich die Tierwelt und mit ihr eine hörbare Sangesfreude der Solisten. Ausgezeichnet meisterte Claudia Habermann ihre schweren Partien als Engel Gabriel. Die Sopranistin durchpflügte in ihrem Solo "Mit Staunen sieht das Wunderwerk" brillant die Tonleiter. Einen großartigen Hörgenuss bot sie auch mit Bassist Balbach beim Adam-und-Eva-Duett "Von deiner Güt, o Herr und Gott", eine der schönsten Arien der Klassik. Voller Hoffnung war das klar gesungene "Doch ohne dich, was wäre mir". Tiefgründig erklang "Mit dir erhöht sich jede Freude".

Das Orchester Capella Vivace war nicht nur sicherer Begleiter, sondern gestaltete sorgfältig die instrumentalen Stücke. Fast zwei Stunden lang, nur unterbrochen von einer kurzen Pause, gaben alle Akteure den musikalischen Feinheiten der "Schöpfung" Ausdruck. Im jubelnden Schlusschoral "Singet dem Herren alle Stimmen" vereinten sich Solisten, Chöre und Orchester in fröhlicher Dankbarkeit.