Die Glatt von der Brücke in Hopfau aus gesehen – bald gehen die Hochwasserschutzmaßnahmen los. Foto: Danner

In Hopfau beginnt nun zehn Jahre nach den ersten Arbeiten die zweite Runde. Ufer wird abgeflacht.

Sulz-Hopfau - Vor zehn Jahren war Hopfau bei den ersten Orten, in denen die Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt wurden. Nun wird eine der letzten Aktionen des Zweckverbands "Hochwasserschutz im Einzugsbereich der Glatt" in dem Sulzer Ortsteil stattfinden.

Als das planende Büro "Wald + Corbe" jetzt die Arbeiten im Ortschaftsrat erläuterte, herrschte drangvolle Enge im Ratssaal. Viele der Zuhörer erinnerten sich noch an das schlimme Februar-Hochwasser im Jahr 1990, als in ganz Hopfau Land unter war.

Vorm Rathausfenster plätscherte am Mittwochabend die Glatt friedlich dahin, als drinnen Ortsvorsteherin Daniela Wittig die alten und neuen Ortschaftsräte und die vielen Gäste begrüßte, die sich mit zahlreichen Fragen einbrachten.

Michael Pfau, Geschäftsführer des Zweckverbands, erläuterte zu Beginn, weshalb das Dorf zehn Jahre auf die zweite Maßnahme warten musste. Zum einen ist sie mit einem Gesamtvolumen von rund 920 000 Euro eine sehr teure. 70 Prozent steuert das Land an Fördermitteln bei. Der Bewilligungsbescheid ist noch recht jung. Die übrigen 30 Prozent schultert der Zweckverband, wovon ein Teil auch aus dem Sulzer Stadtsäckel kommt. Sulz ist mit 17 Prozent der größte Anteilseigner am Zweckverband. Steuermittel, so Bürgermeister Gerd Hieber, die hier gut und richtig angelegt seien.

Ein weiterer Grund für die lange Wartezeit ist die komplexe Planung der Baustelle. Es gibt viele kommunale Berührungspunkte. Kanäle, Stromleitungen und ein Rad- und Fußweg sind betroffen. Daher, so Pfau, mussten jede Menge langwierige Genehmigungsverfahren durchlaufen werden. Zudem musste erst der Grunderwerb über die Bühne gehen.

Im ein paar Wochen soll’s dann kurz hinterm Rathaus losgehen. Vorlandabgrabung nennt sich das Ganze, will heißen, die Uferböschungen werden zu beiden Seiten der Glatt auf einer Breite von rund 40 Metern (links) und knapp 30 Metern (rechts) abgegraben. 13 500 Kubikmeter Erde werden dabei bewegt. Sie werden von der ausführenden Firma Gfrörer auf die Felder der Landwirte ausgebracht. Daher kann mit der Maßnahme auch erst begonnen werden, wenn die Äcker abgeerntet sind. Der Humus wird wieder eingebaut. Was übrig bleibt, geht nach Beschluss des Ortschaftsrats an die Bevölkerung. Die bisherige Uferbefestigung wird zurückgebaut – bis auf ein oder zwei Steinreihen. Die großen Steine sollen hernach bei der kommenden Maßnahme des Zweckverbands in Leinstetten wieder eingebaut werden.

Um die Kanaltrassen zu schützen, wird zwischen dem gewachsenen Boden und der aufgebrachten Erde eine Geotextilschicht eingebaut – ein juteartiges Material, das im Ernstfall den Abtrag der Erde oberhalb der Rohre verhindern soll. Der Rad- und Fußweg samt Beleuchtung wird verlegt. Die Kanalschächte werden eingekürzt und mit druckdichten Deckeln versehen. Um nicht auch noch den Strommasten und den Schacht des Abwasserkanals verlegen zu müssen, wird im Vorland eine kleine Insel eingebaut.

Die linke Uferseite wird mit Oberboden angedeckt und in der Ortslage von der Stadtverwaltung auch entsprechend gepflegt. Die rechte Seite soll weitgehend sich selbst überlassen werden. So sieht es das Naturschutzgesetz vor. Diese Seite liegt auch tiefer. Bäume, die ins Wasser fallen, oder entstehende Tümpel müssten dabei in Kauf genommen werden und sind zum Teil sogar erwünscht, erklärte Pfau.

Die Baumaßnahme bedarf der Abstimmung mit vielen Stellen. Da ist zum einen auf die Fischereiberechtigten zu achten, weiter müssen für die Hydraulik in den Schächten biologisch abbaubare Betriebsstoffe (etwa Öle) verwendet werden. Schließlich ist das Befahren der Kanaltrassen zu minimieren, damit hier keine Schäden entstehen. Vor Beginn der Maßnahme gab es eine Rohrüberprüfung per Kamera zur Beweissicherung. Anschließend wird es noch eine geben, um eventuell auftretende Schäden zu sehen und reparieren zu können. Regelmäßig sollen Baustellenbesprechungen stattfinden, in die der Ortschaftsrat mit einbezogen wird.

Durch die Vorlandabgrabung wird sich der Wasserspiegel der Glatt in diesem Bereich um etwa 40 Zentimeter senken. Die Gewässersole selbst wird nicht berührt, versicherte Michael Pfau.

Bürgermeister Hieber erhofft sich von der Maßnahme, die im Oktober abgeschlossen sein muss, eine Aufwertung der Hopfauer Mitte. Aus dem Glatter Schlosspark habe er bisher nur positive Resonanz bekommen. Und Ortsvorsteherin Daniela Wittig freut sich, "dass es jetzt endlich losgeht".