Werner Sackmann geht in den Ruhestand. Zuvor hat der Stadtgärtner noch den Stadionrasen gemäht.Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Nach 38 Jahren geht Werner Sackmann in den Ruhestand / Nachfolger ist Steffen Heckele

Das Rentenalter hat Werner Sackmann mit 66 Jahren überschritten. Aber er hat bei der Stadt freiwillig noch um ein Jahr verlängert. Am vergangenen Donnerstag ist er in den Ruhestand verabschiedet worden.

Sulz. 38 Jahre lang war Werner Sackmann Stadtgärtner in Sulz. 1953 in Vöhringen geboren, hat er 1968 eine Gärtnerlehre in Reutlingen begonnen und anschließend in verschiedenen Betrieben gearbeitet. 1975 absolvierte er in Stuttgart-Hohenheim die Meisterprüfung. Als er 1982 bei der Stadt Sulz anfing, hätte er nicht gedacht, dass er 38 Jahre dort bleiben würde, denn eigentlich sollte er die elterliche Gärtnerei in Vöhringen übernehmen. Sie hat er dann im Nebenerwerb 13 Jahre lang weitergeführt. Bei der Stadt, sagt er, sei es spannend und interessant geworden.

Als Stadtgärtner hat er sich auch weitergebildet zum Baumpfleger und Fachwart für Obstbau. Dabei war sein Tätigkeitsfeld ohnehin schon weit gesteckt: Es reichte von der Pflege aller städtischer Grünanlagen, Friedhöfen, Spiel- und Sportplätzen bis zum Blumenschmuck. Im Laufe der Jahre hat sich viel verändert, eines aber nicht. In der Stadtgärtnerei sind seit 1982 nie mehr als sechs Mitarbeiter beschäftigt worden. Weil in den vergangenen Jahrzehnten laufend Flächen, die es zu pflegen und zu gestalten galt, dazu kamen, mussten andere Tätigkeiten oder Angebote aufgegeben werden. Besonders schmerzlich war es für die Gartenfreunde, dass ihnen die Stadtgärtnerei Ende der 1980er-Jahre keine Blumenerde mehr zur Verfügung stellte. "Das war der absolute Gau", erinnert sich Sackmann.

Im Gewächshaus auf Kastell wurden anfangs noch alle Blumen und Beetpflanzen selber gezogen. Das ist irgendwann zu aufwendig und zu teuer geworden. Die Pflanzen werden inzwischen von örtlichen Gärtnereien gekauft.

Die Bürokratie hat mit den Jahren zugenommen. In einem Kataster sind mehr als 2100 Bäume erfasst. Darin nicht enthalten sind die zahlreichen städtischen Obstbäume. Es sind nur Bäume, die im öffentlichen Bereich stehen und wegen der Verkehrssicherheit ständig kontrolliert werden müssen. Kommt es zu einem Schaden durch einen herabgefallen Ast, frage die Versicherung nach, ob die Stadt ihrer Sicherungspflicht nachgekommen sei.

Die Arbeit der Stadtgärtner ist nicht ungefährlich. Sie arbeiten am Straßenrand bei Verkehr, hantieren mit Motorsägen und Motorsensen. "Ich bin sehr froh darüber, dass in 38 Jahren kein großer Unfall passiert ist", sagt Sackmann. Von einem vielleicht abgesehen: Einer der Mitarbeiter fiel mitsamt Mäher mal in den Neckar. Das sei aber gut ausgegangen. Über das Missgeschick rede man heute noch und lache darüber.

Nicht zum Lachen zumute war ihm aber, als die 350 Jahre alte Linde an der Dürrenmettstetter Grundschule gefällt werden musste. "Da hat mir das Herz geblutet", gesteht Sackmann. Es war eine richtige Entscheidung: Der Baum war innen total ausgehöhlt. Erfolgreich war dagegen die Rettungsaktion eines anderen Naturdenkmals: Die Linde bei der Glatter Minigolfanlage ist mit Eisenstücken gesichert worden. "Alte Bäume zu erhalten, war mit immer wichtig", erklärt Sackmann. Dafür gebe die Stadt auch viel Geld aus.

Inzwischen liegt ein Gutachten für die drei Hannikel-Linden vor. Daraus geht hervor, dass zwei der drei Bäume stark geschädigt sind und einen "Verkehrssicherungsschnitt" benötigen. Das heißt: "Sie werden gekappt, um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen", veranschaulicht Sackmann diese Maßnahme. Die Bäume dürften auf keinen Fall Richtung Straße fallen.

"Blumenschmuck ist mein Steckenpferd", verrät Sackmann. Die Stadt Tübingen war für ihn ein Vorbild: "Da habe ich mir viele Inspirationen geholt." Das sieht man am Rathaus oder an der Waldhornbrücke. Er bevorzugte "insektenfreundliche Blumen". Von hochgezüchteten Zierpflanzen sei man auf eine naturnahe Bepflanzung übergegangen. Die Kreisverkehre und anderen städtischen Grünflächen hat Sackmann zu "Bienenweiden" umfunktioniert.

Der Klimawandel macht den Gärtnern zu schaffen. Neben der Trockenheit tauchen neue Schädlinge wie der Eichenprozessionsspinner, der Buchsbaumzünsler oder die Kastanienminiermotte auf. "Das sind alles unsere Feinde", so Sackmann. Sie mit Chemie zu bekämpfen, sei jedoch tabu.

Im vergangen Jahr hat der Hagel den Blumenschmuck zerstört: "Damit muss der Stadtgärtner auch zurecht kommen. Die Natur ist nicht kalkulierbar."

Dass er fast vier Jahrzehnte lang Stadtgärtner in Sulz war, bereut er nicht. "Ich habe ein gutes Team gehabt, das viel geleistet und mit dem es Spaß gemacht hat", bilanziert Sackmann. Seine letzte Tätigkeit war, den Rasen des Albeck-Stadions zu mähen. Das ist auch eine Arbeit, die er immer gern erledigt hat. Als Fußballer hat er einen besonderen Bezug zu Sportplätzen.

Sackmanns Nachfolger als Stadtgärtner ist sein bisheriger Stellvertreter Steffen Heckele aus Bochingen.