Das Bild zeigt eine Straßenszene in Jaffa und war Anlass zur Bauernfeind-Forschung. Foto: Schwarzwälder Bote

Vortragsreihe: Bauernfeind avanciert nach Versteigerung zum Star der Orientmalerei des 19. Jahrhunderts

"Von der Suche nach Gustav Bauernfeind bis hin zum Museumsneubau" war der letzte Teil der Vortragsreihe überschrieben, der nochmals neue Erkenntnisse zu Tage förderte.

Sulz. "Ich gestatte mir, Sie auf eine wertvolle Sammlung von Gemälden aus dem künstlerischen Nachlass des Malers Gustav Bauernfeind aufmerksam zu machen", so lautete das Angebot vom 22. April 1925 einer Maria Belpler an das Stadtschultheißenamt in Sulz. Hier hätte die Museumsgeschichte beginnen können, hätte die Stadt aus finanziellen Gründen das Kunstangebot nicht abgelehnt.

Und so begann sie erst 1978 während der Amtszeit des damaligen Bürgermeisters Peter Vosseler, der sich nun zusammen mit Richard Weinzierl dem achten Thema widmete "Von der Suche nach Gustav Bauernfeind bis hin zum Museumsneubau". Wiederum anschaulich, kurzweilig, fundiert, mit reichlich Bildmaterial und Zeitzeugnissen ließen die beiden Referenten die Zuhörer an der Suche und der Standortfrage teilhaben.

Vosseler erzählte von seiner ersten Begegnung mit dem Gemälde "Einzug der Derwische in Jaffa" durch einen Kunstliebhaber. Sein anschließender Bericht mit der Fotografie des Bildes im Schwarzwälder Boten, veranlasste Hugo Schmid aus Sulz über diesen bedeutenden Sohn der Stadt zu forschen.

Recht detailliert stellte Vosseler dessen erlebnisreiche Vita vor, bis zu seinem Tode 2010. Er stützte sich dabei auf Erzählungen von Ilse Schmid. Der Zufall bescherte Schmid den ganzen Nachlass aus dem Besitz von Gertrud Gabelin, der Großnichte von Gustav Bauernfeind. Der kunsthistorische Schatz wurde 1996 von der Stadt für 18 000 D-Mark erworben.

Von 1888 bis 1913 tauchte der Name Bauernfeind sporadisch in Lexika auf, geriet wieder in Vergessenheit und gewann erst wieder in den 70er-Jahren an Bedeutung, als die Nachfrage nach Orientbildern auf dem Kunstmarkt stieg, so beschrieb Weinzierl den Bekanntheitsgrad.

Unaufhaltsam forschte Schmid, hatte den ganzen Nachlass durchgearbeitet, zwei Biografien erstellt, an einem Buch mitgearbeitet und selbst drei Werke herausgegeben. Höhepunkte, Bestätigung und Würdigung seiner immensen akribischen Suche waren die erste Ausstellung 1981 über Bauernfeind in der Kreissparkasse, die Eröffnung des ersten Bauernfeindmuseums im Februar 1990 im alten Rathaus am Marktplatz, im Oktober 1990 die feierliche Vorstellung seiner Künstlerbiografie in Sulz und im Schloss Hohenzollern, im Juli 2002 die Verleihung der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland und 2003 die Bürgermedaille der Stadt Sulz. Für ihn bedeuteten diese Daten Meilensteine auf seinem Weg, zur Berühmtheit des Künstlers beizutragen. Mit der Versteigerung der "Einziehung der türkischen Landwehr in Palästina" zu 1,84 Millionen D-Mark avancierte dieser nämlich zum höchst bezahlten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts.

Der Weg zum zweiten Bauernfeind-Museum war beschwerlich. Es wurde am 12. Mai 2006 feierlich in den ehemaligen Forstamtsräumen in der Unteren Hauptstraße 5 eröffnet, mit Peter Vosseler als Leiter. Seit 2016 ist Richard Weinzierl mit dabei.

Mit bis zu 1000 Besuchern hat sich das Museum etabliert, ist aber nicht barrierefrei. Außerdem endet der Mietvertrag mit dem Eigentümer, dem Land Baden-Württemberg, 2021. Studenten der technischen Hochschule stellten gemeinsam mit der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste 2016 ein neues Ausstellungskonzept auf Initiative von Urich Scholz, Stuttgart, vor, das aber keine Aktivitäten weckte. Scholtz kaufte die Gebäude Sonnenstraße 4 und 2. Dort im Vayhingerhaus, Sonnenstraße 2, bot er der Stadt das Erd- und erste Obergeschoss zur dauerhaften Museumsunterbringung an. Erarbeitet wurde auch ein Betreiberkonzept und das mögliche Baustellenmarketing. Der Leaderantrag der Stadt (Dezember 2016) wurde vom Regierungspräsidium Freiburg im Juli 2018 genehmigt. Mit der Unterbringung der VHS wäre das Gebäude als Kulturhaus ein Mittelpunkt geworden.

Am 26. August 2018 fanden die Vorverhandlungen zum Mietvertrag mit Scholtz statt. Im Gemeinderat wurden am 8. Oktober die kaum annehmbaren Konditionen des Mietvertrags zu Recht abgelehnt, war von Weinzierl zu hören. Damit sei der dritte Museumsort im ehemaligen Vayhinger- Gebäude Geschichte. Nach der großen Enttäuschung boten einige Bürger ihre Gebäude der Stadt als Alternativlösung an. Das Bewertungsergebnis ist noch offen und somit auch die Frage eines dauerhaften Museumsstandorts.