Dieter-W. Mayer feiert heute seinen Geburtstag. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

90. Geburtstag: Dieter-W. Mayer hat rund 23 Jahre lang das Albeck-Gymnasium in Sulz geleitet

Zu seinem 90. Geburtstag am heutigen Dienstag sollte in Bad Dürrheim ein Treffen ehemaliger Schüler stattfinden. Dieter-W. Mayer, langjähriger Leiter des Albeck-Gymnasiums in Sulz, musste es wegen der Corona-Krise absagen. Viel Post mit den besten Geburtstagswünschen wird er sicher bekommen.

Sulz/Bad Dürrheim. "Die Faulen waren bei mir an der falschen Adresse", hat Dieter-W. Mayer einmal im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. "Ich war bei Ihnen an der richtigen Adresse", schrieb ihm eine frühere Schülerin, nachdem sie den Zeitungsbericht gelesen hatte.

Er wollte es besser machen als seine Lehrer

Das Albeck-Gymnasium hatte sich unter der fast 23-jährigen Ägide Mayers einen sehr guten Ruf erarbeitet. Die Abiturienten glänzten mit hervorragenden, weit überdurchschnittlichen Noten. "Ich wollte es besser machen als meine Lehrer." Das war für Mayer die Motivation, diesen Beruf zu ergreifen.

Geboren wurde er am 24. März 1930 in Geislingen an der Steige, wuchs dann aber ab dem vierten Lebensjahr in Tuttlingen auf. Nach dem Abitur studierte er in Tübingen, Freiburg und Berlin Geschichte, Französisch, Englisch und Philosophie. Medizin wäre eine Alternative gewesen. Er war damals einer der wenigen Studenten, die sich für den Schuldienst entschieden.

In Berlin ist Mayer Zeuge des Aufstands am 17. Juni 1953 geworden. Er sah vom Westteil der Stadt aus, wie die Panzer rollten. Nach einem Auslandssemester in England promovierte er im Fach Geschichte in Tübingen, 1957 folgte das Staatsexamen für den Schuldienst. Das Gymnasium in Calw war seine erste Station als Lehrer. Gute Erinnerungen verbinden ihn damit: Die Schule zählte zu den besten Gymnasien im Bezirk Südwürttemberg-Hohenzollern. Dass er sich für die Schulleiterstelle am Progymnasium in Sulz bewarb, hing damit zusammen, dass dort eine Aufstockung zum Vollgymnasium vorgesehen war. "Das hat mich gereizt. Ich wollte nicht einfach nur der Nachfolger eines Oberstudiendirektors werden", erzählt Mayer. Im Dezember 1969 trat er die neue Stelle in Sulz an.

Der Ausbau des Sulzer Progymnasium war ursprünglich erst für 1981 geplant, doch Mayer drückte zusammen mit dem damaligen Bürgermeister Walter Wetzel aufs Tempo. Der Schulleiter begründete den Aufstockungsantrag damit, dass die Schüler im Mittelbereich Sulz wegen der schlechten Busverbindungen kaum eine Möglichkeit hätten, das Abitur abzulegen und somit benachteiligt seien.

Auch für die Stadt und den Gemeinderat hatte das Vorhaben Priorität. Wetzel war bereit, eine Million Mark, die für die Erschließung des Gewerbegebiets Kastell verplant war, für den Erweiterungsbau der Schule zu verwenden. Sulz bekam in Stuttgart die Zusage für ein Vollgymnasium. Gerade noch rechtzeitig konnte dieses Zugeständnis dem zuständigen Ministerialdirigenten abgerungen werden. Wegen der anstehenden Oberstufenreform sollten kleine Schulen nicht mehr hochgestuft werden.

m 1. Juni 1973 bewilligte das Oberschulamt Tübingen für Sulz zum Schuljahr 1973/74 die Einrichtung einer elften Klasse. 1976 fanden für 25 Schüler in Sulz die ersten Abiturprüfungen statt – und alle bestanden. Der Prüfungsvorsitzende aus Freiburg lobte das hohe Niveau, das auch in den folgenden Jahren gehalten werden konnte. In Mayers Zeit als Schulleiter fielen nur vier Schüler im Abitur durch. Er verlangte Leistung, nicht nur von den Gymnasiasten, sondern auch von den Unterrichtenden. Die überdurchschnittlich guten Abiturergebnisse führt er auf die guten Mathe-Schüler zurück. Bei ihnen waren die Einser-Noten gewissermaßen programmiert, vor allem dank ihrer Lehrer. Mayer war immer darauf bedacht, gute Lehrkräfte an seine Schule zu holen.

Was habe er nun besser gemacht als die Lehrer in seiner Jugend? "Ich war gerecht. Ich war nicht arrogant und eingebildet. Das war meine Stärke", meint er. Den Lehrerberuf würde er wieder ergreifen – aber nicht mehr zu den heutigen Bedingungen, räumt er ein. Am 1. April 1992 trat er seinen Ruhestand an. Vorausgegangen war eine feierliche Verabschiedung in der Aula des Albeck-Gymnasiums.

Umzug nach Bad Dürrheim erfolgte 2012

Dieter-W. Mayer wohnte mit seiner Frau Gabriele Mayer-Hirschmann – sie war Lehrerin am Oberndorfer Gymnasium – mehr als 40 Jahre lang in dem 1970 gekauften Haus in der Freudenstädter Straße mit Blick auf die Stadt. "Wir haben uns hier sehr wohlgefühlt", sagt Mayer. 2012 zog das Ehepaar nach Bad Dürrheim ins Kurstift Am Salinensee.

Dieter-W. Mayer hat im Ruhestand mehrere Gedichtbände veröffentlicht. Gedichte schreibt er auch heute noch zur "geistigen Lüftung". Nach wie vor verfolgt er in Bad Dürrheim aufmerksam das Sulzer Stadtgeschehen. Er kann rückblickend auf das in Sulz Erreichte feststellen: "Ich bin absolut zufrieden, wie alles gelaufen ist."