Günter Neidinger liest aus seinem neuesten Buch. ­Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Günter Neidinger hat einen Krimi geschrieben

Sulz. Im Café der Blass-Erlebniswelt saß man dicht an dicht, als am Mittwochabend der Sulzer Autor Günter Neidinger seine diabolische, aber höchst reizvolle Kriminalgeschichte auspackte. Über 30 Besucher ließen sich in die Gegend rund um Mummelsee, Hornisgrinde und Mehliskopf entführen.

Blutdürstig, oft nostalgisch, immer humorvoll, angerührt mit richtig viel Regionalkolorit: Der "Knabe im Moor" lautet der Titel des ersten Kriminalromans, den Günter Neidinger jetzt vorgestellt hat. Gleich zu Beginn des Abends entführte der Autor mit einem kurzen Film in die Landschaft seines Handlungsschauplatzes auf den Höhen im Nordschwarzwald, so dass man sich bei der gut eineinhalbstündigen Lesung die Moore, Grinden, Wälder, Wanderwege und touristischen Highlights auch wirklich gut vorstellen konnte.

Gekonnt präsentierte Neidinger ausgesuchte Lesestellen aus seinem Buch. Bei gleich zwei Mordfällen griff der Autor bekannte und manchmal eskalierende Alltagssituationen auf, die er bisweilen humorvoll darstellte. Mit der kurzweiligen Wandertour eines Ehepaars hatte sich Neidinger einen zahmen Einstieg ausgesucht. Schnell ließ er jedoch durch "den Vierbeiner der wenig gesprächigen Neuankömmlinge" die Leiche im Moor entdecken. "Ein fürchterlicher Schrei mischte sich in das Gekläffe", las Neidinger einprägend.

Mucksmäuschen still wurde es, als der Autor erzählte, wie der Baden-Badener Kripo-Kommissar Robert Dollinger und seine neue Kollegin Simone Mertens die Fährte aufnahmen. Eine erste Spur führte in das zwielichtige Milieu rumänischer Kinderbanden, genauer gesagt bis nach Hagenau, wo der französische Amtskollege Hilfestellung gab, um das Geheimnis und vor allem auch die Identität des Moorknaben zu lüften. Die Macken der urwüchsigen Karlsruher Psychologin Kiesewetter und das Säuseln des Gerichtsmediziners Seifert ließen die Besucher ein ums andere Mal schmunzeln.

Ob die Damenvolleyballmannschaft in Freudenstadt bei der Aufklärung zur Identität des toten Knaben helfen konnte, ließ der Autor zunächst offen. Die Spannung stieg, als der Fall dann doch eine überraschende Wendung nahm: Ein toter Jäger, der unter seinem Hochsitz gefunden wurde, ließ die Kommissare einen Zusammenhang mit dem ersten Mord erkennen. Zum Vergnügen der Zuhörer sorgte der wirkungsvolle Vorleser dafür, dass die klar beschriebene Gegend entlang der Schwarzwaldhochstraße ein echtes Heimatgefühl hervorrief.

Echte Vorfreude schlich sich am Ende ein, als der Autor zwar einen Namen nannte, doch den Täter nicht wirklich preisgab. "Das müssen Sie dann selber lesen", erklärte Neidinger verschmitzt. Langer Applaus und der große Absatz seiner Bücher nach der Lesung waren ein Indiz dafür, dass der Abend den Gästen gefallen hatte. Neidinger hatte im Übrigen auf ein Honorar verzichtet. Der Erlös ging an die Projekte des Sulzer Sonnenstrahl.   Das Buch "Der Knabe im Moor" ist im Silberburg-Verlag unter der Nummer ISBN 978-3-8425-1480-5 erschienen